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Die Nacht Der Jaegerin

Die Nacht Der Jaegerin

Titel: Die Nacht Der Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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bedenkt, was letztes Wochenende passiert ist ... zusammen mit der Geschichte von Hattie, die auf den Stanner Rocks irgendeinen Kerl bumst, zurückkommt und ihrem Mann den Schädel einschlägt. Mit den Steinen, die sie als
Trophäen
gesammelt hat. Und wenn man dann mal an Ben denkt ... Gut, er ist sprunghaft, aber im Grunde ein Künstlertyp, überhaupt nicht gewalttätig ... aber dann knallt er auf einmal komplett durch. Womöglich an derselben Stelle im Garten, an der sie ihren Mann getötet hat. Es war ein richtig schlimmer Angriff. Wenn Sie und Amber nicht da gewesen wären, hätte er den Typen womöglich umgebracht. Sie wissen, dass das stimmt. Er könnte jetzt schon wegen Mordes in Untersuchungshaft sitzen.»
    «Jane, ich glaube nicht, dass das ein günstiger ...»
    «Was ist nur in ihn gefahren? Das muss man sich doch mal fragen. Wenn das nämlich der
wahre
Ben war ...»
    «Jane ...»
    «... dann wäre es für Amber sogar richtig gut, ihn zu verlassen. Vielleicht ist es nicht gut für ihn, hier zu sein. Verstehen Sie?» Jane blinzelte. «Was ist?»
    Nat sah über Janes Schulter hinweg. Entschuldigend.
    Jane erstarrte. Dann sah sie in den Spiegel auf dem Frisiertisch, aus dem ihr ein längliches, ernstes Gesicht entgegenblickte.
    «Ähm ...» Sie drehte sich langsam zu Ben um. «Also, ich ... bin bloß hier raufgekommen, um ... ein paar Aufnahmen zu machen.»
     
    Gegründet am fünfzigsten Todestag Sir Arthur Conan Doyles im Jahre 1980, hieß die
White Company
zunächst
Windlesham Society
, nach Sir Arthurs letztem Wohnhaus in Sussex. Der Name wurde geändert, nachdem bei spiritistischen Sitzungen in ganz Großbritannien wiederholt akustisch oder durch automatisches Schreiben immer wieder die Worte
White Company
empfangen worden waren. Schließlich übermittelte Sir Arthur selbst dem angesehenen Medium Mr. Alistair Hardy, dass er es als Ehre ansehen würde, die Schirmherrschaft einer Vereinigung zu übernehmen, die nach einem seiner bevorzugten historischen Romane benannt ist.
     
    Merrily rümpfte die Nase. Es war leicht gesagt, dass Kirchenvertreter auf so etwas einfach bloß eifersüchtig waren, weil diese Leute konkrete Erfahrungen anboten. Es gab viele Menschen, die den Tod nicht mehr fürchteten, nachdem ihre geliebten Verstorbenen gesagt hatten:
Wir warten auf dich.
Und auch wenn das alles Betrug war, musste man es wirklich verurteilen? Die größte spiritistische Welle war nach dem Ersten Weltkrieg durchs Land geschwappt. So viele trauernde Familien wussten nicht, wie ihre Söhne und Ehemänner gestorben waren und hatten keine Toten, die sie beerdigen konnten. Der Spiritismus gab ihnen die Möglichkeit, einen Abschluss zu finden.
    Es klingelte. Merrily stöhnte. Der Gedanke an ein Gespräch mit Dexter Harris war nicht gerade verlockend.
    Sie zog die leicht angeeiste Eingangstür auf. Die weiße Nacht lag vor Merrily, und überall blitzten goldene Kristalle.
    Es war ein surrealer Augenblick. Der Vorgarten des Pfarrhauses sah aus wie ein Schlafzimmer aus dem Märchenland, der Rasen hatte sich in eine dicke weiße Matratze verwandelt, die Büsche in aufgetürmte Kissen, und zwischen den kahlen Ästen der Bäume funkelten die Lichter vom Dorf herüber.
    Da entstieg er dem Bild und wickelte sich in einem Schneeschauer den Schal vom Hals.
    «Mmh, ich überlege gerade, ob ich ein Weihnachtslied singen soll.»
    «Hey!» Sie lachte vor lauter Begeisterung und schaute an ihm vorbei die Einfahrt hinunter. «Wie bist du ... Wo ist dein Auto?»
    «Wie wär’s mit
Ding Dong Merrily
 ...?»
    «Ich warne dich!»

26  Weißer Rausch
     
    Lol saß barfuß auf dem Teppich im Spülküchenbüro und taute seine Zehen vor den Glühstäben des Elektroofens auf. Die Schreibtischlampe war ausgeschaltet, nur durch einen Spalt der angelehnten Küchentür fiel etwas Licht herein. Seine ausgefransten Jeans waren irgendwie trotz der Stiefel durchgeweicht, und auf dem dunkelgrünen Sweatshirt mit der weißen Schrift waren feuchte Flecken. Er saß alleine vor dem Ofen, sah zu, wie der Schnee draußen eine Decke aufs Fensterbrett legte, und er war unheimlich glücklich.
    Auf dem Sweatshirt stand
Gomer Parry Landwirtschaftsdienste
, und es erinnerte Lol an die Zeit, die er nach Nevs Tod bei dem Brand im Betriebshof als Gomers unfähige Hilfskraft verbracht hatte. Auch das war für ihn ein kleiner Durchbruch gewesen: Wenn es dir ein bisschen Angst macht –
tu’s erst recht.
Eine unmögliche Polarexpedition in einem

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