Die Nacht Der Jaegerin
Vergessen schickt.»
«Und das können Sie nicht?»
«Genauso wenig, wie ich sie in eine Schnupftabaksdose unter einen Stein auf dem Grund des Weihers von Hergest bannen kann.»
«Sie wissen wirklich alles.»
«Aber ich weiß nicht, ob es wirklich so wichtig ist. Es erscheint mir sogar ein bisschen verrückt, angesichts Ihrer Situation hier zu sitzen und über Geistergeschichten zu reden.»
«Vielleicht sollten Sie sich einmal mit Beth Pollen unterhalten», sagte Brigid.
Frannie Bliss führte Merrily in das Büro hinter der Rezeption und bot ihr den Schreibtischstuhl an, während er sich auf die Schreibtischkante setzte, sodass er auf sie heruntersah. Sie tastete nach ihren Zigaretten, aber die hatte sie im Salon liegen lassen.
«Sie wollen wissen, warum sie Dacre umgebracht hat.»
«Nennen Sie mich einen Vollständigkeitsfanatiker, Merrily, aber es wäre wirklich schön, wenn ich das erfahren könnte.»
«Na gut.» Sie wusste, dass sich das, was sie ihm erzählen würde, an irgendeinem Punkt etwas von der Wahrheit entfernen würde, ganz gleich, wie die Wahrheit tatsächlich lautete. «Wir haben eine Abmachung getroffen. Sie wollte zwei Dinge. Ich habe mich mit ... beiden einverstanden erklärt.»
Bliss sah sie neugierig an, sagte aber nichts. Sie erzählte ihm davon, dass Brigid Parsons die Erbin von
The Nant
war, obwohl jeder Jeremy Berrows für den Besitzer hielt, und dass die Dacres jahrelang versucht hatten,
The Nant
zu kaufen.
«Und dann, vor kurzem, hat Sebbie Dacre anscheinend endlich die wahre Identität der Frau herausgefunden, die bei Jeremy Berrows wohnt.»
«Endlich?»
«Einen Verdacht hatte er vermutlich schon länger.»
«Daher der Zettel, der an das Schild des Hotels gehängt wurde?»
«Möglicherweise wollte er ihr auf diese Art mitteilen, dass er wusste, wer sie ist», sagte Merrily. «Und den Namen Brigid auf Stanner Hall in Umlauf bringen. Unbehagen verbreiten. Ihr vielleicht demonstrieren, wie unsicher ihre Position war ...»
«Also hätten wir es mit Erpressung zu tun.»
Merrily zuckte mit den Schultern. Das würde reichen.
«Damit wir uns recht verstehen», sagte Bliss. «Dacre droht, sie bloßzustellen, ihre Identität zu enthüllen und scharenweise Reporter herzukarren, es sei denn, sie verkauft ihm
The Nant.
» Er setzte sich Merrily gegenüber auf den Besucherstuhl. «Das Beste, was sie hätte tun können, wäre natürlich gewesen, ihm den Bauernhof so teuer wie möglich zu verkaufen, und dann mit dem Erlös von hier zu verschwinden und nochmals die Identität zu wechseln.»
«Sie vergessen Jeremy. Er ist mit Körper und Seele tief in
The Nant
verwurzelt.»
«Und sind sie wirklich ein Paar, die beiden?»
«Denken Sie sich Romeo und Julia zwanzig Jahre älter. In Moll.»
«Sie hätten auch zusammen weggehen können.»
«Vielleicht wäre die eine Hälfte von ihm mitgekommen. Aber vielleicht nicht die Hälfte, die sie haben wollte.»
«Echt, was hat er nur mit dieser Gegend hier? Struppige Hügel, harte Winter ...»
Merrily sagte: «Haben Sie von diesen schießwütigen Kerlen gehört, die bewaffnet auf Jeremys Hof eingefallen sind? Diese Typen sind von draußen, richtig? Und genau deswegen haben sie so wenig Hemmungen. Ich frage mich langsam, ob mit dieser Aktion vielleicht gar nicht so sehr Jeremy terrorisiert, sondern vielmehr Brigid vorgeführt werden sollte, was für ein Leben ihn erwartete, falls sie nicht kooperierte.»
«Ziemlich plumper Versuch ... aber typisch Sebbie wäre es schon. Sie haben recht, die Leute vom örtlichen Schützenverein hätte er nicht zu so was bringen können. Und was ist mit dem Schlussakt?»
«Da war sie weniger mitteilsam, tut mir leid.»
«Tja, soweit ich weiß, hat sie auch all die Jahre keinen Ton über Mark und Stuart gesagt. Der
Guardian
hat mal ein Interview mit einer ihrer früheren Klassenkameradinnen gebracht, die glaubte, dass Mark versucht hat, Brigid zu vergewaltigen. Zwischen den Zeilen stand, Stuart hätte es genauso versucht, aber Stuart lebt noch, und er hat einen Anwalt. Ein guter Moment für Brigid, um einen Kommentar abzugeben, aber ... kein Wort.»
«Es ist, als ob ...», Merrily zögerte, «als ob die Gewalttaten von einer anderen Person ausgeführt werden und sie deshalb keinen Kommentar abgeben kann. Sie wissen über Hattie Chancery Bescheid, nehme ich an.»
«Mrs. Pollen hat mich ausführlich informiert. Ich darf mir daran aber dienstlich keinerlei Interesse gestatten.»
«Nein.» Merrily
Weitere Kostenlose Bücher