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Die Nacht der Schakale

Die Nacht der Schakale

Titel: Die Nacht der Schakale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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auffallen, daß er womöglich in einer Sache bereits aufgefallen war.
    Barry, der Schlagzeilen-Zauberer, hatte sich auf sein Handwerk nicht minder gut verstanden als der große Gregory, der hartnäckig darauf bestand, daß ich als Brian Singer nach Europa abflog. Wie ich ihn kannte, hatte er seine Vorbereitungen dafür längst getroffen; es war auch vom fachlichen Gesichtspunkt nichts mehr dagegen einzuwenden, denn falls auf Wallner tatsächlich ein Attentat verübt worden war, bedrohte auch seinen Assistenten und Rechercheur bald ein Anschlag.
    »Allerdings nur wenn er als solcher erkannt wird«, tat es der CIA-Vice ab. »Dann können Sie sich wohl vorstellen, wie wir Sie abschirmen, Lefty.« Er löffelte wieder genüßlich seinen Gesundheitsbrei. »Und überhaupt – seit wann sind Sie denn so ängstlich?«
    »Ich bin nicht ängstlich, Sir, nur vorsichtig.«
    »Und das verlängert das Leben«, lobt er.
    »Wie Joghurt und Cornflakes«, verspottete ich seine frugale Lebensweise.
    »Okay, Lefty«, überging er es. »Passen Sie auf sich auf. Ich möchte nicht, daß Amerika einen tüchtigen Nachwuchsdiplomaten in spe verliert.«
    Sein Greisengesicht zeigte wieder das Vexierspiel mit Falten und Runzeln. »Ich werde hier in Langley verbreiten lassen, das Sie nach Erstellung eines Gutachtens wieder Holiday in Fernost machen – für alle Fälle.«
    Die Schaffung einer neuen Identität dauerte sonst Wochen, wenn nicht gar Monate. Diesmal blieb keine Zeit mehr, gründlich in die Haut eines anderen zu schlüpfen, denn Steve erwartete mich dringend in München, und Brian Singer, der Mann mit dem unbeschriebenen Lebenslauf, machte es mir ohnedies leicht. Wie ich Gregory einschätzte, gab es ihn tatsächlich, und er machte im Gegensatz zu mir an irgendeinem entlegenen Fleckchen der Welt Ferien auf CIA-Kosten, während ich unter seinem Namen und mit einem darauf amtlich ausgestellten, wenn gleich falschen Paß in die Ost-West-Schlammschlacht zog.
    Mit einem Umweg über New York, damit die Verlagsangestellten wenigstens antworten konnten, falls sie nach dem Aussehen ihres brandneuen Mitarbeiters Brian Singer gefragt würden. Es war nur ein Minimum an Tarnung, aber das ist immer noch mehr als gar keine.
    Ich saß in der Maschine nach New York, die nach Boston weiterflog. Als der Flugkapitän bei der Begrüßung dies seinen Passagieren mitteilte, spürte ich einen Stich in einer vernarbten Wunde. In Boston hatte Vanessa gelebt, aus der auf einmal Madge geworden war. Ich fragte mich ziemlich töricht, welcher der beiden Namen ihrer Persönlichkeit mehr entspräche. Es war müßig und auch unwichtig, darüber nachzudenken, denn ich konnte die selbstgestellte Frage ohne weitere Nachforschungen nicht beantworten – und ich würde mich natürlich an die Absprache mit Gregory halten und jeden Kontaktversuch vor Erledigung meines Auftrags unterlassen. Zudem wußte ich auch gar nicht, wo sie sich aufhielt und ob ich diesen Einsatz überleben würde. Vielleicht riskierte der große Gregory, mich noch kurz vor Torschluß zu verheizen, weil er es einfach nicht ertragen konnte, einen bisher nicht enttarnten Agenten ›unblutig‹ an das US-State-Department zu verlieren.
    Ich versuchte, Vanessa zu verdrängen, aber sie geisterte wie ein Irrwisch durch mein Bewußtsein. Ich redete mir ein, daß Liebesträume nichts anderes seien als eine Infektionskrankheit der Psyche, aber gegen diese Ansteckung gab es vorderhand noch keine Antibiotika, und selbst das Training der Jahre, das Verlangen einfach abzustellen wie Wasser oder Strom, war vergebliche Anti-Liebesmühe.
    Ich dachte nicht an das Verlangen nach Vanessa: Es dachte an mich.
    Um drei Uhr p.m. landete die Maschine aus Washington pünktlich auf dem La-Guardia-Flughafen in New York, und da ich nicht zu den Passagieren gehörte, die nach Boston weiterfliegen durften, stieg ich aus, nahm ein Taxi und fuhr nach Manhattan. Wenn ich meine Vorstellung in Barry Wallners Verlagshaus schnell über die Runden brächte, könnte ich die Nachtmaschine nach Frankfurt noch erreichen und hätte dort sofort Anschluß nach München.
    Das Fairway House lag gegenüber dem PanAm Building. Das Portal war mit Marmor ausgeschlagen, und am Empfang saß eine Blondine, die aussah wie Brigitte Bardot in ihren besten Jahren, in ihren allerbesten.
    Sie fragte mit polierter Arroganz nach meinem Begehren.
    Als ich meinen Namen nannte, schloß ich aus ihrem Verhalten, daß Gregorys langer Arm natürlich auch nach New York

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