Die Nacht der Uebergaenge
im Mittelpunkt zu stehen. Cat überlegte, wie es für
sie wäre, wenn Nathan auf die Jagd ging. Sie würde wohl mitgehen wollen. Daheim
sitzen und Däumchen drehen konnte man von ihr nicht erwarten. Wenn sie eines
Tages Kinder bekam, dann würde sie eben einen Weg des Gleichgewichts finden
müssen… Aber das stand noch lange nicht zur Debatte.
Die Geschichte von Wendys Geburt ließ sie schuldbewusst
zusammen zucken. Nathan wusste noch lange nicht alles von ihr. Und sie verstand
jetzt erst, was ein Immaculate, den sie im winterlich kalten Deutschland in die
Falle gelockt hatte, mit seinen flehenden Worten gemeint hatte. Damals hatte
sie noch gedacht, ein Vampir wäre wie der andere, doch das war keine
Entschuldigung.
„Bitte… Wenn ihr mich tötet, dann sterben auch meine Frau und das Kind, das
sie unter dem Herzen trägt…“
Valeriu hatte ihm erbarmungslos den Kopf abgeschlagen, nachdem sich Cat dem
Befehl verweigert hatte. Im Kampf konnte sie töten, aber einen wehrlosen
Gegner, der am Boden lag? Sie war gerade mal vierzehn gewesen. Sie hatte die
Befehlsverweigerung bitter bereut, weil ihre Brüder und Cousins sie dafür
bestraft hatten, doch in den Augen des Opfers lagen Aufrichtigkeit und Sorge.
Sie hatte nun auch noch die Frau und das ungeborene Kind auf dem Gewissen, weil
sie ihren Zweifeln nicht gefolgt und ihre Familie nicht vor dem kaltblütigen
Mord abgehalten hatte.
Cat lächelte schmerzlich, als Nathan von der Pubertät seiner
Tochter berichtete, die wohl für Immaculates genau so schlimm sein konnte wie
für Menschen. Er war kein perfekter Vater gewesen, aber die Mutter hatte
unnötig Hass zwischen den beiden gesät. Wie konnte das eine Mutter zulassen,
seinem Kind so ein Leid anzutun?
Cats Tränen flossen über, weil sie an Bogdana denken musste, die zwar verführt
worden sein mochte, aber sie selbst war in deren Leib genährt worden und groß
geworden. Es wäre ein Akt der Gnade gewesen, wenn sie Cat als Baby ertränkt
hätte… Sie würde niemals den Hass in den Augen dieser Frau vergessen, als sie
sie zum letzten Mal gesehen hatte.
Cat konnte sich kaum vorstellen, welche Qualen die junge Frau
erlitten hatte, weil sie selbst zwar vernachlässigt und hart behandelt worden
war, aber niemand war so weit gegangen, sich auf diese Art und Weise an ihrem
Körper zu vergehen. Niemand hatte ihr diese erste Erfahrung mit Nathan
genommen, die sie auf ewig als überwältigendes Erlebnis in ihrem Gedächtnis
behalten würde.
Ihre Tränen flossen endgültig in Sturzbächen, als Nathan noch
einmal ihre erste Begegnung aufleben ließ. Sie hatten sich gegenseitig
gefunden. Das Schicksal hatte es so gewollt. Und sie hatte bestimmt eine
Aufgabe, die sein Kind betraf. Cat konnte sie nicht mehr als älter betrachten.
Ein Teil ihrer Seele war verkümmert und das Mädchen brauchte ihre Familie.
Ihren Vater besonders. Die Zeit der Verdrängung und der Geheimniskrämerei hatte
aufzuhören, sie brachte keine Linderung, konservierte nur den Schmerz über das
erträgliche Maß hinaus.
„Tut mir leid, Nathan! Ich kann nicht aufhören, zu weinen…
Schieb es meinetwegen auf den Mond!“, schniefte Cat an seiner Schulter und
umarmte ihn so fest sie konnte.
Sie brauchte einige Zeit, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte. Sie konnte
die Vorstellung einfach nicht ertragen, dass Nathan unglücklich war und mit
dieser Schuld leben musste. Schließlich löste sie sich von ihm und richtete
sich neben ihm auf, wobei sie die Tränen mit dem Handrücken von den glühenden
Wangen wischte.
„Du hast absolut Recht… Deine Tochter und ich sind uns
ähnlich. Zumindest in der Art und Weise, wie wir Wiedergutmachung leisten
möchten. Aber es wird ihre Schuld nicht verringern, weil sie sich von allem
abwendet und sie nur nährt, egal wie viele Menschen sie mit ihrem Blut rettet.
Ich konnte die Toten auch nicht wieder erwecken, so sehr ich mir das gewünscht
habe und immer noch wünsche. Ich werde niemals vergessen, woran ich teilhatte…
Das wirst Du wohl auch nicht. Es geht schließlich um dein Kind. Ich liebe dich
nur umso mehr, dass Du sie im Fall des Falles über mich stellen würdest. So
sollte es sein… Das habe ich mir selbst immer gewünscht.“
Cat verzog den Mund, lächelte jedoch nicht, weil es in keinem
Fall komisch war, sich nach der Liebe und Anerkennung der Eltern zu sehnen.
„Ash hat sehr selbstlos gehandelt… Aber ihr seid doch wie Brüder, oder nicht?
Ihr würdet füreinander einstehen, egal was es euch selbst
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