Die Nacht der Uebergaenge
kosten würde. Es ist
nicht anders, als hättest du es selbst getan. Es sei denn, es hatte
Konsequenzen… Aber das müssen wir jetzt nicht besprechen. Viel wichtiger ist,
dass ich nun mehr denn je möchte, dass Awendela bei uns bleibt. Das muss
irgendwie zu machen sein! Und wenn ich sie auf Knien anflehen muss… Mir fällt
bestimmt etwas ein“, meinte Cat zu allem entschlossen.
Sie spürte einen beinah unbezwingbaren Drang, die junge Frau
an ihre Seite zu holen, der nur zum Teil mit Nathan zu hatte. Vielleicht bekam
sie einfach nur nicht genug von Menschen, die sie um sich scharen und lieb
gewinnen konnte.
Wenn sie ehrlich gegen sich selbst war, dann würde ihr eine Trennung von Nathan
unerträglich schwer fallen, auch wenn es für die gute Sache geschah. Sie durfte
in keinem Fall zulassen, dass sie ihn in seiner Berufung einschränkte, es war
ein Teil von ihm, der ihr sehr viel bedeutete.
Ihr Gesicht verzog sich in angestrengtem Nachdenken über das Gesagte, bis ihre
Miene sich zuerst überrascht verzog und dann umso finsterer dreinblickte. Ihre
Pupillen wurden zu schmalen Schlitzen, so dass die klare violette Farbe darin
zu explodieren schien. Ihr gesamter Körper erbebte in einer Welle des Zorns,
den sie gegen die Familie verspürte, die Nathans Tochter so gequält hatte.
„Acantha! Sie ist Teil dieser Sache, wie konnte ich das nur
übersehen!? Wenn sie dir oder deiner Familie noch einmal zu nahe kommt, dann
gnade ihr Gott!“, knurrte Cat angriffslustig, bevor sie das Tier in sich mit
aller Macht unterdrückte.
Wie konnte diese Frau es wagen, sich Nathan zu nähern?! Es war ihr Bruder gewesen, der Awendela diese Grausamkeiten angetan hatte! Cat
ballte die Hände zu Fäusten, als sie sich daran erinnerte, wie sie das
Tête-à-Tête zwischen Nathan und dieser Frau gestört hatte. Das war keine
Eifersucht mehr, die sie nun verspürte. Es war viel mehr. Sie würde niemals
zulassen, dass man ihrer Familie jemals ein Leid zufügte. Und nun war
sie keine wehrlose Breed mehr. Ihre Kräfte waren schier unermesslich, so dass
sie beinahe täglich eine Veränderung spürte, sie wurde immer mächtiger.
Cat strich Nathan über die Wange und beugte sich über ihn,
bis sie seine Lippen mit einem liebevollen Kuss verschloss.
„Du und ich sind der Beweis, dass aus etwas Schlechtem doch etwas Gutes werden
kann, Nathan… Wer weiß, wie ich wäre, wenn ich behütet im Kreis der Immaculate
groß geworden wäre. Sehr wahrscheinlich ein sehr egoistisches und verwöhntes
Püppchen… Es mag dir kein Trost mit Wendy sein, aber hol sie zurück an deine
Seite. Damit Du sehen kannst, dass sie damals nicht gestorben ist. Es war eine
Wiedergeburt, wie meine Verwandlung, Liebster… Und ich sage ja… Ich will, dass
alle es wissen und da sowieso alle schon so schön versammelt sind, und ich
garantiert nicht bis zum nächsten Vollmond warten mochte… Gott bewahre!“
Cat lachte leise auf und betrachtete Nathans Gesicht mit
tränenfeuchten Augen, in denen jedoch ein glücklicher Funke Hoffnung für die
Zukunft glomm.
„Allerdings hätte ich das gerne vorher gewusst, um wenigstens ein passendes
Kleid dabei zu haben…“, murmelte sie dann an seinem Mund, während sie zärtlich
an seiner Unterlippe knabberte, wobei sie ein wenig beschämt seinem Blick
auswich, weil Äußerlichkeiten ja eigentlich das Unwichtigste überhaupt waren.
Eifersüchtig und eitel… Hoffentlich wusste Nathan, worauf er sich da für die
Ewigkeit einließ!
Danach war nicht mehr an ein zusammenhängendes Gespräch zu
denken. Die nächste Welle der Affectio überkam Cat, von der sich Nathan
bereitwillig mitreißen ließ, da auch er den Aufschub wählte, bevor er sich der
schwierigen Entscheidung stellen musste, ob er seiner Tochter reinen Wein
einschenken sollte.
Zur selben Zeit in anderen Räumlichkeiten…
„Oh, ich habe dem Jungen gesagt, er soll es ihr nicht geben.
– Danke, Baby! Wenigstens du hörst noch auf mich. Chryses hat so viel falsch
gemacht, wie er falsch machen konnte. Nun ja, Kinder eben.“
Devena Imogen streichelte trotz ihres inneren Unmuts zärtlich mit den
Fingerspitzen über die schwarzbraun gesprenkelten Halsfedern ihres Jagdfalken,
der sich auf ihrem dick behandschuhten linken Arm niedergelassen hatte, nachdem
er ausgeflogen war, um Chryses das Mittel zu bringen, das Imogen gebraut hatte.
Nun schloss es die leuchtend gelben Augen vor Wonne unter der Berührung seiner
Herrin, als wäre es eine Katze. Dabei beherrschte ein
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