Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
Frau
beschränken. Auf die würde er nämlich aufpassen und sich kümmern müssen. Dann
konnte er seine Arbeit nicht mehr tun und es würde ihn gehörig in seiner
Lebensqualität beschränken. Er würde sich Gedanken machen müssen. Noch mehr als
jetzt. Alles würde sich darum drehen, ob es ihr gut ging und ob sie glücklich
war.
Nein, das ging nicht. Nicht mit ihm. Zu viel Verantwortung. Nico war klug. Sie
würde begreifen und verstehen. Er hatte sie ja nicht absichtlich verletzen
wollen. Okay, ein bisschen vielleicht, aber nicht so, dass es sie... direkt in die Arme seines Vaters trieb?!
    Damon hatte gerade an Nicos Tür klopfen wollen, als sein Vater mit einem
höchst zufriedenen Gesichtsausdruck, der in den Augen seines Sohnes nichts
Gutes zu bedeuten hatte, öffnete und ihn so spöttisch musterte, das Damon nicht
anders konnte, als das Gefühl zu haben, er sei zu spät gekommen und der Versuch
der Erklärung und des Trostes vollkommen überflüssig.
Zudem ließ Lord Aubrey ihn wissen, dass die Sophora nicht gestört werden dürfe
und ruhen müsse. Die vergangene Nacht war sehr anstrengend für sie gewesen.
Vollmond eben. Obwohl sein Vater ihm indirekt ins Gesicht log und nichts an der
Sache, die er Damon gegenüber andeutete, wahr war, fiel der Krieger direkt
darauf herein, ohne sich die Mühe zu machen, die Geschichte zu hinterfragen.
    Er kochte vor Wut (und Eifersucht, die Aubrey wohlwissend zu einem noch
spöttischerem Lächeln anstachelte) und machte direkt auf dem Absatz kehrt, um
seinen eigenen Vater am Ende nicht schon wieder zu schlagen. Das bekam ihm
nämlich selten gut. Aubrey liebte Herausforderungen, obwohl er in seinen Kreisen
als gesitteter Gentleman galt, der sich selten prügelte oder duellierte. Kam es
aber doch dazu, dann wurde ordentlich ausgeteilt. Damon hätte die Schläge
wahrscheinlich gut brauchen können. Es hätte nichts genützt, ihm zu sagen, wie
schlecht es Nico ging und wie sehr das Mädchen sich in Damon verliebt hatte.
Sein Sohn war nicht wegen einer vernünftigen Entschuldigung gekommen und
deshalb hatte er in Nicos Räumlichkeiten in dem Augenblick nichts zu suchen
gehabt.
    Damon ärgerte sich schwarz darüber, nicht geschlafen und sich indirekt
Sorgen um Nicos weiteres Wohlergehen gemacht zu haben. Sie hatte sich ziemlich
schnell getröstet. Diese am Boden Zerstörtheit und Traurigkeit, die er in ihr
gespürt hatte, als er sie verließ, hatte er sich also nur eingebildet. Schön,
somit war also alles geklärt. Sie kam bestens allein zurecht. Er hätte gleich
wissen müssen, dass eine Frau ihres Standes nicht lang allein blieb. Sie war
die neue Sophora. Zudem mit einer Art, mit der sie sich schnell beliebt machen
konnte. Sie spielte die unglaublich naive Unschuld (wobei sie ja nun nicht mehr
unschuldig war, wie er mit einem grimmigen Zug um die Mundwinkel dachte) und
wickelte damit leicht alle um den Finger. Ihn aber nicht. Nie wieder!
    Nun saß er hier. An diesem Tisch mit den anderen Kriegern, den neuen
Devenas und dem Orakel. Nico nur indirekt zu sehen, da sie die Kapuze über den
Kopf gezogen hatte, ließ sein Innerstes erneut verkrampfen und sein Herz bis
zum Hals schlagen. Sein Körper strafte seine wütenden Gedanken Lügen und er wollte
immer noch wissen, ob sie in Ordnung war. Aubrey hatte sicher dafür gesorgt und
das ließ Damon vor Eifersucht Sternchen sehen. Alles hatte sich gegen ihn
verschworen und spielte sich zu Nicos Gunsten aus. Das war unglaublich. Was
hatte sie mit ihm gemacht? Ihn verhext? Er ging sogar soweit, ihr richtige
Zauberkraft zu unterstellen, nachdem sie ihm schließlich schon einmal gestanden
hatte, Geister sehen zu können.
    Fast hätte er aufgestöhnt, als das Orakel Nico allerdings ein reines und
somit unschuldiges Herz bescheinigte. Wenn er doch nur seinen Kopf auf die
antike Tischplatte knallen dürfte. Wieder und wieder und wieder. Bis sein Hirn
und die Schädelknochen tatsächlich so matschig waren, wie sie sich bereits
anfühlten.
    Nico hatte also die Gnade (ein weiteres gequältes Lächeln seinerseits,
da Visionen wohl kaum gnädig sein konnten, wenn er seinem Wissen aus
Geschichtsbüchern und seinen Beobachtungen mehr Glauben schenkte, als der
blumigen Umschreibung für Schmerzen, die Salama machte) einer Vision erhalten?
Toll, was hatte das mit ihm zu tun? Gar nichts, wie er in den nächsten Minuten
feststellen durfte, als Nico nach Aufforderung berichtete. Allerdings erfüllte
es ihn schon ein klein wenig mit Genugtuung, als Salama

Weitere Kostenlose Bücher