Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
Vom Netzwerk:
andeutete, die Vision
sei so etwas wie nicht rechtens gewesen, da Nico diese nur mit Glück überlebt
hatte.
Mit fremden Dingen sollte man eben nicht einfach so
herumspielen!
    Oh Gott, sie hat sich die Haare abgeschnitten?! Fast hätte er sich
verraten. Den entsetzten Aufschrei übernahmen allerdings dann doch die Frauen
in der Riege. Cat und Romy waren vollkommen aus dem Häuschen bei Nicos Anblick.
Die Krieger ließen sich wenig bis gar nichts anmerken. Opfer hatten sie alle
schon ein oder mehrere Male gebracht. Die Haare würden wieder wachsen und Blut
konnte sich ebenfalls erneuern. Natürlich war es bedauerlich, aber für
besonders eitel hatte Damon Nico nie gehalten.
    Die kurzen Haare standen ihr. Man sah mehr von ihrem hübschen Gesicht.
Von ihren großen dunklen Augen, den süß schmeckenden verheißungsvollen Lippen
und von der zarten, alabasterfarbenen Haut ihres Halses, in die er in diesem
Moment nur zu gern erneut seine Fangzähne gebohrt hätte, weil ein lautes,
hungriges Knurren in seinem Magen rumorte, das ihn zwang, ungemütlich auf
seinem Stuhl herumzurutschen, um eine Haltung zu finden, die es unterdrückte.
Er saß so unnatürlich da, als hätte er Krämpfe. Doch niemand beachtete ihn.
Alle Blicke ruhten auf Nico und das war auch gut so.
    Warum musste er ausgerechnet so dicht bei ihr sitzen? Ganz offensichtlich
machte ihn das krank.
Er durfte sich nicht weiter zu ihr hingezogen fühlen. Nicht nach dem heutigen
Vormittag. Nicht nach dem, was gestern Nacht vorgefallen war und nicht nachdem
sein eigener Vater offenbar ebenfalls Interesse an ihr hatte. Nach dieser
Sitzung hier würde er sich Plasma besorgen. Dann war alles wieder gut und der
Hunger, den er eigentlich noch nicht haben dürfte, gestillt. Hoffentlich
dauerte Nicos Vision nicht allzu lange. Je schneller er zu trinken bekam und
damit die Erinnerung an sie auslöschte, desto besser. Er hätte gleich
frühstücken sollen. Jetzt blieb ihm nur noch übrig, an einen Punkt hinter Nico
zu starren, um nicht unhöflich zu wirken und so zu tun, als würde er ihr ebenso
aufmerksam zuhören wie jeder andere hier im Raum.
    Damon wurde ganz anders beim Klang ihrer Stimme. Klar und deutlich
entstanden die Bilder, die sie gesehen hatte, vor seinem inneren Auge. Die
anderen mussten genauso empfinden. Nico erzählte so, als würde sie gerade jetzt
vor dem Altar stehen und alles noch einmal erleben. Die Vision, von der sie
berichtete, zog ihnen förmlich die Stühle unterm Hintern weg.
Er konnte nicht anders, als sie jetzt doch vollkommen überrascht, wenn nicht
schockiert anzusehen, wie die anderen es taten.
    Nico sah ihn an. Damon erstarrte förmlich an seinem Platz. Im Raum
herrschte atemlose, gespannte Stille und zwischen ihnen schien die Zeit einen
Moment lang still zu stehen. Er wagte nicht zu blinzeln und er wich ihr genauso
wenig aus, wie sie es tat. Es traf ihn härter als ihre Offenbarung, zu sehen
wie das Feuer aus ihrer Erzählung, das in ihren Augen leuchtete, langsam
erstarb. Er spürte ihre Traurigkeit. Hatte er sich doch schon wieder getäuscht
und ihr falsche Absichten unterstellt? War sie doch so unschuldig, wie Salama
ihr bestätigt hatte?
Damon wagte nicht mehr zu atmen und fühlte sich, als hätte er die größte Sünde
der Welt auf seine Schultern geladen. Nicht sie hätte Opfer bringen müssen,
sondern er. Es war gut, dass das Orakel in diesem Moment nachhakte und Nico
aufforderte, sich ein Schwert anzusehen, das denen in ihrer Vision vielleicht
entsprechen könnte. Sie stand auf und verließ ihren Platz, um sich an Salamas
Seite die Waffe näher ansehen zu können.
    Sofort verspürte Damon eine Art von Erleichterung, die daher rührte,
dass sie sich nicht mehr in seiner unmittelbaren Nähe befand. Die Qual in
seinem Inneren ließ nach. Der Hunger allerdings nicht. Er ertappte sich dabei,
jeden ihrer Schritte und jeden Handgriff zu beobachten. Er hing an ihren
Lippen, während sie beschrieb, was sie gesehen hatte und gleichzeitig wurde
eine Stimme in seinen Gedanken laut, die er bis dahin ebenfalls noch nie in
seinem Leben gehört hatte.
Eine, die sich wünschte, Nico möge mit der Offenbarung solcher Fantastereien
aufhören und sich wieder neben ihn setzen. Sie konnte nie im Leben die vierte
Kriegerin sein. Dazu war sie viel zu schwach. Zu schwach, jawohl. Selbst wenn
sie nach der Verwandlung ein solches Schwert würde halten können, wie Salama
gesagt hatte, war ihr Geist noch längst nicht fest genug, in die Schlacht zu
ziehen und

Weitere Kostenlose Bücher