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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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jemand bei ihr war. Sie machte
sich Vorwürfe, in der Noctis Transitus nicht bei ihr geblieben zu sein. Auf so
heiligem Boden wie dem des Castle Harpyja hatte sie jedoch Kontakt zu vielen
Seelen von verstorbenen Immaculate gehabt und Nico in Begleitung von Catalina
und Nathan sicher gewähnt. Sie hatte einfach nicht damit gerechnet, dass Nico
den Altarsaal noch einmal betreten könnte. Sie ahnte nicht im Mindesten, dass
Nicos Elend vorrangig auf Liebeskummer zurück zu führen war, weil sie Damon
nicht unterstellen würde, ihr zu nahe getreten zu sein. Ein ehrenvoller Warrior
würde so etwas niemals tun.
    - Ich werde 26, was gibt es daran zu feiern? Der Tag
erinnert mich nur daran, dass es bald geschehen muss! Außerdem komme ich gerade
von einer Beerdigung! Mir ist gerade nicht nach Geburtstag oder Partys! -
    Nico hob automatisch die Hand, um sich über die brennenden
Augen zu streichen, doch sie rückte schließlich nur die Sonnenbrille zurecht
und blinzelte die Tränen weg, die vorhin nicht hatten fließen wollen. Taneesha war
in Sicherheit, in einer besseren Welt. Zuhause hätte sie mit Babu ein kleines
Fest mit ihrem Onkel gefeiert, um die Toten zu ehren, doch allein in New York
brachte sie einfach nicht die Kraft dazu auf.
Dass der gemeinsame Rettungsakt mit Damon nun so ein trauriges Ende gefunden
hatte, machte Nico nur noch mehr fertig. Es ließ sie an die Pläne denken, die
sie gehegt hatte, gemeinsam mit ihm die Kleine zu besuchen, damit er sehen
konnte, wie sie aussah, da er doch nur ein unkenntliches Bündel in den Armen
gehalten hatte. Das letzte Bisschen, das sie mit ihm verbunden hatte, war nun
nicht mehr existent. Nico kam es beinahe vor, als hätte ihre egoistische Tat
diesen Tod verursacht.
    - Was ist los mit dir? So kenne ich dich gar nicht! Die
anderen würden bestimmt mit dir feiern! -
    Mélusina wusste wirklich nicht, warum Nico sich so untypisch
verhielt. Sie war sonst immer eine Frohnatur gewesen, auch wenn sie ein
ungewisses Schicksal erwartete, aber auch ein besonderes. Eine Kriegerin! Über
dieser Nachricht müsste Nico eigentlich in einen Freudentaumel geraten, sie
fühlte sich in jedem Fall für sie geehrt.
    - Niemand weiß, dass heute mein Geburtstag ist, und ich
habe nicht vor, es zu erwähnen! Es ist ein Tag wie jeder andere auch! -, gab
Nico mit gleichgültiger Stimme zurück, ohne auf ihre anderen Fragen einzugehen,
die sie ihrem Schutzgeist nicht beantworten würde. Mélusina konnte ihr sowieso
nicht helfen.
    Catalina hatte ihr gesagt, dass sie neue Papiere bekommen
würde, da sie nun ein Teil der Familie des Hauses Lovania war. Sie würde auch
einen neuen Nachnamen bekommen, alles hinter sich lassen. Viele Breeds wählten
den Tag ihrer Umwandlung als neuen Geburtstag, doch Nico war nicht der Ansicht,
dass sie diesen Tag später in Erinnerung behalten wollen würde.
    Sie tauchten schließlich in das Gewusel von China Town ein
und Mélusina gab es auf, Nico irgendwie aufzuheitern oder dazu zu bringen, den
Tag doch noch wenigstens ein bisschen feierlich zu begehen. Ab und an blieb sie
stehen, um sich die Auslagen von Geschäften anzusehen, damit ihre Aufpasser
nicht den Eindruck bekamen, es würde etwas nicht stimmen. Sie hatte nicht
vergessen, dass sie unter dem Schutz von Enforcern stand.
    Irgendjemand würde die Berichte lesen, also wollte sie nicht
auffallen und dafür sorgen, dass niemand Fragen stellen würde. Dass sie ein
Beerdigungsinstitut aufgesucht hatte, würde vielleicht merkwürdig erscheinen,
aber als Santera konnte sie immer noch vorschieben, einem Gläubigen
beigestanden zu haben. Sie tat ja nichts Verbotenes und es war helllichter Tag.
    Nico verharrte unter der ausgefahrenen Markise eines
Kunsthändlers, während sie so tat, als würde sie die Kunstwerke bewundern. Er
hatte noch gar nicht geöffnet und Nico nutzte den Schatten, um sich ein wenig
von den Strapazen des langen Fußmarsches zu erholen. Gerade jetzt hatte sie das
Gefühl, im Stehen schlafen zu können, doch sobald sie in ihrem Bett lag, wurde
sie hellwach und fürchtete ihre Träume.
Dann wurde ihr Blick doch von einem Landschaftsbild angezogen, dessen
Farbzusammenstellung ungewöhnlich war. Sie sah genauer hin und entdeckte, dass
sich in der Landschaft chinesische Schriftzeichen versteckten, die sich als
Teil von Bergen, Wolken oder Bäumen tarnten. Die Anordnung schien beinahe
zufällig, doch Nico spürte, dass der Künstler sich große Mühe damit gegeben
hatte, es so aussehen zu lassen.
    „Das ist

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