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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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sich
Rys gefühlt hatte, dass es ein Wunder war, dass bisher keine Dummheit über ihre
Lippen gekommen war, wie zum Beispiel ein Geständnis ihrer stetig wachsenden
Gefühle. Ich bin so am Arsch!
     
    In seinem Gesicht zeigte sich nicht der leiseste Hauch von
Überraschung. Chryses ließ die Tirade, die Romana auf ihn abfeuerte, über sich
ergehen, ohne zwischendrin das Wort gegen sie zu erheben oder zu unterbinden,
dass sie mit ihrem spitzen Zeigefinger auf ihn einstach. Immerhin war ihr Zorn
berechtigt. Die Art, wie sie diesen ausdrückte, ließ jedoch sehr zu wünschen
übrig. Mit ihren Flüchen konnte er dabei sehr gut leben, nicht aber mit den
Worten, die sie ihm in den Mund legte. Ganz so, als wüsste sie, was in seinem
Kopf vorging. Dabei hatte sie nicht einmal die leiseste Ahnung.
    „Wenn du jetzt gehst, dann kannst du dir sicher sein, dass
ich deinem Geschenk der Freiheit nur zu gern entsprechen werde, Devena !“
    Chryses machte sich nicht die Mühe, laut zu werden, als er
sich direkt vor Romy materialisierte, nachdem sie wütend, aber nicht schnell
genug davon gestakst war. Sein schneidender, unversöhnlich kalter Tonfall
machte nur allzu deutlich, was er von ihrem Auftritt hielt. Diesmal war er es,
der sich vor ihr aufbaute, ein frostiges Lächeln zur Schau stellte und sie von
oben herab musterte. Als sie an ihm vorbei wollte, packte er sie relativ
unsanft an beiden Schultern und schob sie an ihren Platz zurück. Wie ein
trotziges kleines Kind, dem man Manieren beibringen musste.
    „Ich lasse mir so einiges von dir gefallen, Romy. Du durftest
mich schlagen, mich beleidigen, mir Dinge unterstellen, die ich mir von jeder
anderen nicht hätte sagen lassen. All das, weil die Welt der Immaculates neu
für dich war und du für deine Schwester zu sorgen hast. Ich habe mit meinen
Möglichkeiten versucht, dir zu helfen. Die haben nun mal nichts mit dem
Schicken von Blumen, Schreiben von Liebesbekundungen oder unverdient gemachten
Komplimenten zu tun. Du hast das ganz klar abgelehnt und wurdest nur deswegen
nachgiebig, weil zufälligerweise die Chemie zwischen uns stimmt.“
    Er schnaubte wütend, widerstand jedoch dem Drang, sie noch
einmal zu packen und durchzuschütteln, nachdem er sie freigegeben hatte, weil
sich sie sich bei Körperkontakt nicht lange auf das Wesentliche konzentrieren
würden. Zumindest er nicht. Romana hatte eben eindeutig bewiesen, wie standhaft
sie in ihren Ansichten war. Dabei hatte sie ihm schön den schwarzen Peter
zugeschoben, obwohl sie mindestens genauso viel Schuld an der Sache hatte, weil
sie ihm unbedingt gefallen und ja nicht zu aufdringlich zugleich sein wollte. Einen
Sch... war sie.
    Wenn sie glaubte, ungestraft über ihn herziehen zu dürfen und
sei es auch nur in ihrem Kopf, dann durfte er das schon lange. Schließlich war
sie nur ein weiteres Teil im Puzzle seines Lebens, dessen Motiv von Anfang an
durch Berufungen, Vorhersehungen und Regeln vorbestimmt war. Wenn sie nicht
aufgetaucht wäre, dann stünden sie nun nicht hier auf der Straße und stritten
um... ja, was eigentlich? Chryses hielt einen Augenblick inne, um sich das
durch den Kopf gehen zu lassen und kam zu einem einzigen möglichen Schluss: Um
nichts.
    Es würde nichts bringen, ihr seinen Standpunkt auch nur
ansatzweise zu erläutern. Sie wollte nicht hören und im Urteilen war sie
schnell bei der Sache. Ihre Heißblütigkeit gefiel ihm in diesem Augenblick nur
noch bedingt. Er hatte ihr niemals das Gefühl gegeben, ihm nicht zu genügen.
Wenn er sie wirklich so abstoßend gefunden hätte, wie sie behauptete, dann
hätte er sicher nicht so oft mit ihr geschlafen, sie sein Blut trinken lassen
oder seine Spuren auf ihrem Körper hinterlassen. Jeder, auf den sie traf, würde
sofort wissen, zu wem sie gehörte, doch sie machte sich nicht einmal die Mühe,
dies zu bemerken. Sicher, er hätte lachen können, weil die Episode mit dem
unfreiwilligen Auftauchen in seinem Apartment witzig war, doch das blieb ihm im
Hals stecken. Dumm war nur eins: Ihr Verhalten.
    „Weißt du was? Du hast Recht!“, murmelte er kopfschüttelnd
und zuckte mit den breiten, muskulösen Schultern.
    „Ich bin hier das Arschloch, du wurdest zutiefst in deinen
Gefühlen verletzt und wir werden in dieser Sekunde einen einsichtigen Gedanken
an dein Wohl verschwenden, bevor ich wieder reingehe und dich in dem Glauben
lasse, als Patrona unfehlbar in ihren Entscheidungen zu sein. Dein Wort ist
Gesetz. Gute Nacht.“
Er ließ sie stehen, ging ein zwei

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