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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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nicht zu spät, die Risse in der
Fassade zu kitten, die sie niemals hätte zulassen dürfen.
Natürlich wünschte sie sich, geliebt zu werden. Das hatte nichts damit zu tun,
dass sie von Rys einen Kniefall oder Antrag erwartet hatte, schon gar nicht in
nächster Zeit.
    Warum sie so angepisst gewesen war? Weil sie eine Scheißangst
vor ihren Gefühlen hatte und noch vielmehr davor, dass Rys sie nicht erwidern
könnte oder das nicht wollte. Und den Beweis hatte er ja nun erbracht. Wenn ihm
wirklich etwas an ihr gelegen hätte, dann hätte er irgendetwas getan, und sie
nicht einfach nach einer kalten Tirade stehen lassen.
    Mach kein Drama draus…
    Romy lief ziellos aus der Gasse hinaus und umrundete das
Eagle Building mit energischen Schritten, weil sie Zeit brauchte, sich zu
fassen, bevor sie in den Club zurückkehrte. Seine kalten Worten prasselten in
Gedanken immer wieder auf sie herab, bis sie aufhörte, darüber innerlich
zusammen zu zucken. Sie war es schon gewohnt, herum geschubst und abgelehnt zu
werden, warum sollte es einen Unterschied bei Rys machen? Nur weil sie sich das
gewünscht hatte? Wie lächerlich! Sie hatte schon sehr früh gelernt, dass man
nie das im Leben bekam, was man sich wünschte.
    Sie würde niemals wieder sein Blut trinken, das war nicht
mehr nötig. Sie war umgewandelt und würde auf dieses Plasma umsteigen, wenn es
sein musste. Und nie wieder ein Wort an ihn richten, wenn es sich vermeiden
ließ. Es würde keine weiteren Berührungspunkte für sie geben, er hatte ja seine
Berufung, es war kein Platz in seinem Leben für etwas anderes. Sie war wie
vermutet nur eine weitere lästige Pflicht gewesen.
Und was hatte der verdammte Job damit zu tun?! Bone war mit Jackie zusammen und
Catalina mit Nathan. Natürlich war es ein Risiko, aber es gehörte eben zum
Beruf dazu. Als Polizistin war das nicht anders gewesen und sie war vollkommen
von ihrem Beruf überzeugt gewesen. Anderen helfen, einen Unterschied machen,
das war es, was zählte. Sie konnte niemanden in ihrem Leben brauchen, der sie
verunsicherte und die Zweifel und Ängste in ihr nur verstärkte. Er war nicht
wirklich an ihr interessiert, es war ihm egal, warum sie mit ihrem neuen Leben
zu kämpfen hatte. Sie sollte gefälligst reibungslos funktionieren und ihn in
seinem geordneten Leben nicht weiter stören, weil er sich auf so etwas
Unwichtiges nicht konzentrieren konnte.
    Es dauerte beinahe eine Dreiviertelstunde, bis sie den Club
wie jeder andere auch betrat, ohne die bevorzugte Vampirfortbewegungsmethode zu
verwenden, da sie sich noch nicht so gut darin auskannte und keinen Unfall
provozieren wollte. Sie steuerte eine der Bars an, nachdem sie sich davon
überzeugt hatte, dass Rys nicht gerade dort sein Unwesen trieb und war geneigt,
etwas Alkoholhaltiges zu bestellen, blieb dann jedoch bei einem Wasser, weil
sie nicht erlauben würde, dass Rys sie so weit brachte, mit ihren Überzeugungen
zu brechen.
    Sie hatte nun die endgültige Bestätigung, dass etwas mit ihr
nicht stimmen konnte. Es hatten ihr schon so viele Leute auf den Kopf zugesagt.
Es hatte Jahre gedauert, sich selbst grundlegendes Selbstbewusstsein
beizubringen, weil es niemanden gegeben hatte, der sie für ihre Mühen lobte oder
sie überhaupt bemerkte. Sie zeigte der Welt also ihre abweisendste Seite, nur
um sich vor weiteren Ablehnungen zu schützen. Sie hatte zwei Schritte aus
diesem Kokon gewagt und war nun so sehr verletzt worden, dass sie meinte,
gerade innerlich davon zerfressen zu werden.
    Es hätte nur eines kleinen „Tut mir leid“ bedurft, einem
Eingeständnis von zumindest einem Teil der Schuld. Irgendwas, was sie davon
überzeugt hätte, nicht auf verlorenem Posten zu stehen, weil sie fürchtete,
dass ihre Gefühle einseitig waren. Mehr als diese kleine Gnade hatte sie nicht
gewollt. Sie war ausgerastet, weil sie Angst hatte, nicht weil sie ihn
absichtlich vor den Kopf stoßen wollte. Vielleicht ein wenig, weil er das mit
ihr genauso gemacht hatte. Sie war eben nicht gut darin, mit Männern umzugehen
und schon gar nicht mit einem, in den sie sich scheinbar vom ersten Moment an
verliebt hatte. Sie konnte diesen Gefühlen einfach nicht trauen. Immer wenn sie
nach jemandem die Hand ausgestreckt hatte, war sie böse verletzt worden. Das
war eine Gesetzmäßigkeit in ihrem Leben, die sich bis in alle Ewigkeit
wiederholen würde.
     
    „Um Gottes Willen, Romy, was ist passiert?“
Cat stand plötzlich neben ihr und umfasste ihren Oberarm, wobei sie

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