Die Nacht der Uebergaenge
machte sich selbstständig und verletzte Nico am Arm.
Noch
bevor das Blut tropfte, wurde ihm die Tiefe und die Breite des schmalen
Schlitzes an ihrem Unterarm bewusst. Es war, als hätten sich seine Augen von
Normalsicht auf die eines Mikroskops umgestellt. Er glaubte, die einzelnen
Blutkörperchen durch ihre Adern rauschen zu sehen. Ihr noch einmal schneller
gewordener Puls dröhnte in seinen Ohren. Das überraschte Oh , das sie von
sich gab, als die ersten Tropfen hervorquollen und sie ein wenig an der Wunde
herum dokterte, brachte ihn fast zum Überschnappen. Wie gern hätte er ihren
Finger abgeleckt.
Nico
hielt ihm den Arm mit einem schiefen Lächeln hin.
„Also entweder gibst Du mir ein Pflaster oder Du schließt die Wunde… Sonst
blute ich beim weiteren Training nur den Boden voll!“, schlug sie völlig arglos
vor, weil Blake schließlich ihre Wunden auch behandelt hatte. Das war bestimmt
keine besondere Sache für Damon.
Damons
Pupillen wurden groß wie die eines wilden Tiers im Scheinwerferlicht. Rot
glühten sie auf. Nico sah das nicht. Sie hob erst in dem Moment den Kopf, als
er glaubte, das wieder unter Kontrolle zu haben. Ihr Geruch brannte und
frohlockte in seiner Nase... Zimt, Eisen... Schweiß... herrlich.
Sein Zahnfleisch schmerzte. Seine Fangzähne wollten unbedingt heraus. Er musste
sie hier wegbringen. Zu jemandem, der ihr einen Verband anlegte und dann außer
Haus schaffte.
Am
besten außer Landes... außerhalb des Planeten... außerhalb der... MEIN!
Er konnte
nicht verhindern, Nico mit einem animalischen Knurren in den Eingeweiden
anzuspringen, nachdem sie ihm vollkommen unschuldig und ohne Hintergedanken
ihre Wunde präsentierte und ihn um Heilung bat. Hart niedergerissen landete sie
unter ihm auf den Matten, wurde förmlich unter einem Berg Muskeln, gegen den
sie sich nicht zu Wehr setzen konnte, begraben.
Damon
dachte nicht eine Sekunde daran, ihr richtig wehgetan zuhaben. Er riss den Mund
auf und seine Fangzähne wuchsen zur vollen Länge aus. Seine Augen glühten
gefährlich als würden Fackeln darin brennen. Das Versprechen, ihr niemals gegen
ihren Willen zu nahe zu treten, war vergessen. Noch einmal entrann ein tiefes
Grollen seine Kehle, während er Nicos verletzten Arm unter sich hervorzog, nach
oben bog und mit der Faszination eines Irren den flüssigroten Striemen auf der
hellen Haut hinab rinnen sah.
Was
für ein Kontrast!
Damon warf den Kopf zurück und ließ das Weiß seiner Fangzähne im Licht des
Trainingsraums aufblitzen und sein Blick wandte sich ab von ihrem Arm ihrer bloß
liegenden Kehle zu. Der Geruch von süßen Pflaumen mischte sich mit ihrem. Er
wollte mehr...
Nico
spürte den Aufprall seines Körpers, als wäre sie ohne zu bremsen gegen eine
Wand gelaufen, dann landete sie unsanft auf dem Boden. Begraben unter ihm und
völlig bewegungsunfähig. Ihr entfuhr ein leises Keuchen, weil er alle Luft aus
ihren Lungen presste. Sie wollte sich schon beschweren, dass es nicht fair war,
sie anzugreifen, wenn sie gerade um Hilfe gebeten hatte, doch die Worte blieben
ihr in der Kehle stecken. Nico erschauerte unter seinem Blick. Seine Augen
glühten und seine Fangzähne waren so unglaublich lang!
Sie kam sich vor wie das sprichwörtliche Rotkäppchen, das gerade den großen,
bösen Wolf im Bett der Großmutter entdeckt hatte. Ihr Herz klopfte zum
Zerspringen, ihr wurde unerträglich heiß, sie spürte, wie ihr regelrecht der
Schweiß ausbrach. Es lag aber nicht daran, dass sie Angst vor ihm hatte. Ihr
wurde nur gerade zu deutlich bewusst, dass er schwer auf ihr lag. Sie spürte
die Härte und die Hitze seines Körpers, der sie fest auf den Boden drückte. Sie
hatte keinerlei Bewegungsfreiheit.
Dann zog
er ihren verletzten Arm unter sich nach oben und betrachtete die Wunde. Nico
blinzelte verwirrt, weil sie nicht genau wusste, was sie von seinem Verhalten
halten sollte. Welche Lektion wollte er ihr damit beibringen? Sie wusste ja,
dass fließendes Blut den Gegner nur weiter provozieren würde, vor allen Dingen
wenn es sich dabei um das Blut einer Frau handelte. Sie hatte die Begegnung mit
dem Albura nicht vergessen.
Nico rang immer heftiger um Atem, weil sein Gewicht sie daran hinderte, befreit
aufzuatmen. Ihre Sinne wurden von einem unglaublich süßen Duft bestürmt, den
sie tief immer tiefer in sich einsog. Ihr Körper wurde nachgiebig, ihre Glieder
gaben nach und ihre Lider flatterten unruhig. Gierig nahm sie immer mehr von
dem Duft auf, der ihr wie der
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