Die Nacht der Uebergaenge
Wahrnehmung war besser und seine Reflexe einfach schneller,
nicht dass sie lahm war, sie war nur eben noch kein Immaculate.
Seine Blocks waren schmerzhaft und sie hätte sicherlich blaue Flecken davon
getragen, wenn sie dazu neigen würde, wie es ihre blasse Haut eigentlich nahe
legte. Wenigstens konnte sie das Ausstoßen von Schmerzenslauten unterdrücken,
weil sie genug Disziplin in diesem Punkt besaß. Als Priesterin hatte sie beim
Einführungsritual auch keinen Mucks von sich geben dürfen, als man das Mal auf
ihre Haut gebrannt hatte. Am linken Fuß in der Innenseite ihres Knöchels, wo
die Haut zart und empfindlich war. Sie hatte damals gedacht, sie würde
ohnmächtig werden, aber Mélusina hatte neben ihr gestanden und ihr gut
zugeredet.
Nico
würde außerdem niemals nur mit dem Dolch auf Alburas losgehen. Sie benutzte
jede Waffe, die sie kriegen konnte. Weihwasser oder zusätzlich magische
Zaubersprüche, die ihren Gegner anfälliger für ihre Angriffe machen würden. Das
ging bei Damon natürlich nicht. Er hatte keine Schwäche außer vielleicht
direktem Tageslicht. Aber hier waren sie in einem geschlossenen Raum. Ihr Atem
ging schon heftiger, wo er bestimmt nicht einmal den Anstieg seiner Herzrate zu
verspüren hatte. Mit einem schnellen Seitenblick stellte sie fest, dass
Mélusina neben ihr aufgetaucht war, bestimmt weil sie ihre innere Aufregung
gespürt hatte.
- Du
hättest mich rufen sollen! Du kannst doch nicht allein… -
- Oh,
bitte! Ich muss das auch allein können! Ich soll es doch lernen! -,
gab Nico zurück und hörte sich sogar in Gedanken atemlos an.
- Aber
der Lehrer sollte dabei keinen Spaß empfinden, wenn sein Schüler am Anfang
versagt! -
Mélusina verschränkte die Arme vor der Brust und warf dem Warrior einen
ungehaltenen Blick zu, weil er ihrer Meinung nach eine viel zu großspurige
Haltung an den Tag legte, nachdem er Nico zum wiederholten Mal auspariert
hatte.
Nico
widerstand dem Drang, sich den schmerzenden Unterarm zu reiben, der abermals an
seinem unnachgiebigen Block gescheitert war.
- Mach,
was ich sage und zuck nicht zusammen, wenn ich kurz in dich fahre. So geht das
nicht! Du bist doch kein kompletter Anfänger! Wenn du über seine Kräfte
verfügen würdest, dann würde er nicht so dämlich grinsen! -, grollte
Mélusina.
Nico gab
ihr Einverständnis, weil sie Damons Haltung auch nicht besonders amüsant fand.
Sie gab sich wirklich Mühe und er hatte bisher kein Wort der Ermunterung für
sie übrig gehabt. Sie täuschte einen Ausfallschritt zur Seite an, blieb jedoch
stehen, ging in die Hocke und nutzte den Schwung aus, den sie beim
Hochschnellen bekam, um ihrem Führungsarm mehr Kraft zu geben. In dem Moment
fuhr Mélusina in sie hinein und gab ihr zusätzliche Kraft, so dass das Messer
beinahe in einem flachen Winkel in Damons Unterbauch eingedrungen wäre, hätte
er nicht just in dem Moment ihr Handgelenk umspannt. Die Messerspitze bohrte
sich dennoch in seine weiche Haut, so dass er scharf die Luft einsog. Nico war
am meisten überrascht, dass sie es so weit gebracht hatte und ließ den Griff
des Dolches locker.
Wieder
folgte ein Schnauben und dann griff Damon sie an, ohne ihr eine Chance zu
lassen, ihn ein weiteres Mal mit dem Messer zu treffen. Nicht zu aggressiv,
aber hart genug, um Nico spüren zu lassen, worauf es bei ihrer Verteidigung
ankommen würde, wenn sie sich weiterhin so zimperlich mit ihm umging und sich
nicht genug darum bemühte, seine Deckung zu brechen.
Natürlich
erkannte er auf Anhieb das Potential, das in ihr steckte. Sie war geschickt und
wenn sie ihre Immaculate-Kräfte besaß, würde sie mit dem richtigen Training in
Nullkommanichts eine ausgezeichnete Kämpferin werden. Sie hatte es im Blut. Blut!
Allein der fehlgeleitete Gedanke daran verursachte ihm Schwindel. Nico atmete
bereits schwer und sie hatte zu schwitzen begonnen, während er eigentlich noch
nicht einmal richtig warm war. Ihre körperliche Anstrengung hatte allerdings
zur Folge, dass sie unheimlich gut und verstärkt duftete. Zuerst nur ein
leichter Hauch. Als hätte jemand einen Kuchen in den Backofen geschoben, der
sich soeben zu entfalten begann und dann ganz plötzlich stärker als stünde
selbiger Kuchen kurz vor dem Garwerden.
Dafür durfte
Nico sich gleich noch mehr anstrengen. Damon schien Vergnügen daran gefunden zu
haben, Nico zu quälen. Dabei fand die Sache eigentlich umgekehrt statt. Er
versuchte nur, die Oberhand zu behalten. Er war ein Krieger. Er war
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