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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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mit ihr tatsächlich alles in Ordnung war.
Wendy konnte nur wortlos nicken.
     
    ° ° °
    Nico war bei ihrer Devena geblieben, um sich gemeinsam für
die nachfolgende Feier umzuziehen und zurecht zu machen. Es gab aber viele
hilfreiche Hände hier, die sich um ihre Haare oder das Make-up kümmerten. Lost
Souls, die dem Orakel dienten.
Nico machte ihre Nähe traurig, aber das lag nur an ihren empfindlichen
Antennen, die gerade durch ihre Erschöpfung und die leichten Schmerzen im
Rücken nicht richtig funktionierten. Sie machte gute Miene zum bösen Spiel,
weil sie Catalinas Glück nicht trüben wollte. Sie war eine Immaculate und eine
Devena. Und eine beneidenswerte Frau, weil sie den Mann gefunden hatte, der
ihre Seele ganz machen würde. Sie hatte natürlich keine Ahnung von der kleinen
Meinungsverschiedenheit, die Cat mit Nathan gehabt hatte, weil sie vorhin
einfach nicht mehr aufnahmefähig gewesen war. Die Sache mit Thoras Geist hatte
sie doch ziemlich mitgenommen. Und Romys Schwächeanfall, der ihr klar gemacht
hatte, was ihr selbst bald blühen würde.
    Nico hatte Catalina und Nathan zwar auf ihren Einkaufsbummel
begleitet, aber nicht in der Absicht, für sich selbst etwas zu suchen. Sie
wusste da immer noch nicht, wie sie das bezahlen sollte. Cat dagegen war in
ihrem Element, sie schwelgte geradezu in Farben und Formen und war voller
Lebensfreude. Nico wandte den Blick gleich errötend ab (natürlich, ohne
wirklich dabei Farbe anzunehmen), sobald sie bemerkte, wie die beiden sich
ansahen. Es kam ihr vor, als würde sie sie in ihrer Privatsphäre stören.
    War es ein Wunder, wenn sie dann
gleich an Damon denken musste? Sie verspürte sicher einfach den Wunsch, sich genauso mit einem Menschen
verbunden zu fühlen, der nicht ihr Vater war. Ihr war gar nicht klar gewesen,
wie lange schon sie eigentlich ein sehr einsames Leben geführt hatte.
Sie war nur ein Mittler zwischen den Welten. Ein Bote, der außerhalb stehen
musste und nur beobachten durfte, so hatte das Schicksal es für sie
vorherbestimmt.
    Der Anblick von Catalina schnürte ihr die Kehle zu. Sie
kannte das Kleid, das sie bisher nur in einer durchsichtigen Hülle gesehen
hatte, aber es an ihr zu sehen, war etwas vollkommen anderes. Schwere,
dunkelviolette Seide, die Cats besonderen Haarton zum Leuchten brachte. Es war
bodenlang und körpereng geschnitten, der Ausschnitt tief, ohne vulgär zu
wirken, weil sie die Haltung einer Königin besaß. Die Träger und der Saum waren
mit silbernem Brokat verbrämt, der den Farbton des Platinschmuckes
widerspiegelte, den Cat zu diesem Anlass trug.
Ohrringe, Kollier und Armband mit funkelnden Amethysten geschmückt, die jedoch
neben dem Leuchten ihrer Augen verblassten. Sie war beinahe schon schmerzhaft
schön in ihrem Glück. (Nico sah in diesem Moment nicht, dass ein Schuss Wut die
Augen ihrer Devena noch ein wenig strahlender machte.)
    „Nein, kein Rouge! Das würde angemalt aussehen! Einfach die
Augen betonen! Und nur ein wenig Gloss!“, hielt Catalina die Lost Soul auf, die
Nico half, die Schminke aufzutragen, womit sie sich nicht auskannte. Sie
benutzte nie welche. Wozu auch?
Die Helferin hatte einen dunklen Lidstrich gezogen und auf ihre Lider etwas
gelbgoldenen Lidschatten aufgetragen und sogar ihre Wimpern getuscht, so dass
sie nun beinahe unecht wirkten, obwohl es nur eine einzige Lage war.
    Nico bedankte sich bei der Lost Soul und erhob sich von dem
gepolsterten Stuhl vor dem Schminkspiegel in Catalinas Zimmer, ohne einen
weiteren Blick in den Spiegel zu werfen. Unter all den Immaculates würde sie
sowieso untergehen. Sie musste nur Catalina und Nathan nach unten folgen,
danach konnte sie sich bestimmt unbemerkt zurückziehen. Es würde niemandem
auffallen, wenn sie schon früh zu Bett ging. Und wenn Cat sie fragte, dann
konnte sie sagen, dass ihr der Rücken schrecklich wehtat. Das war nur eine
halbe Lüge.
    Dort auf dem Bett lag das Kleid, das Catalina ihr geschenkt
hatte, ohne auf ihren Protest zu hören, dass es viel zu teuer war. Ein halbes Jahresgehalt! Einfach so auf einen Schlag ausgegeben. Es
war ihr ziemlich peinlich, dass Cat mit der Kreditkarte des Kriegers bezahlt
hatte. Für sie mochte das angehen, aber sie kam sich schon ziemlich komisch
vor, wo sie es doch gerade mal fünf Minuten brauchen würde. Anschließend könnte
sie es bestimmt verkaufen und das Geld für einen guten Zweck spenden. Das
gerettete Baby brauchte eine neue Ausstattung… Das war ein guter Gedanke.
Jeglicher

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