Die Nacht der Uebergaenge
gewöhnen und mir darüber klar zu werden, ob
ich… Mit dir an meiner Seite kann ich mir alles vorstellen, Nathan“, flüsterte
sie leise und schmiegte ihre Wange an seine Schulter, nachdem sie den Kopf
wieder gesenkt hatte.
Sie hoffte, er würde sie verstehen, dass sie nicht sofort Kinder haben wollte
oder konnte. Sie musste erst einmal mit ihren neuen Fähigkeiten zurecht kommen
und mit ihm. Und seiner Familie .
Sie war erleichtert, als er ihr mit ruhigen Worten erklärte,
dass sie im ersten Jahr nach der Umwandlung keine Kinder bekommen würde und
danach nur dann, wenn sie beide bereit dazu waren. Die Gefühle für ihn waren
nach so kurzer Zeit tief genug, dass sie wohl erst in einigen Jahren (oder auch
Jahrzehnten) verstehen würde, welche Auswirkungen das auf sie haben würde.
Sie, die noch nie jemanden so sehr geliebt hatte, die noch
nie wirkliche Liebe empfangen hatte …
Sie war nicht länger eine abtrünnige Jägerin. Sie gehörte nun zu den Immaculate
und hatte zugleich einen neuen Familiennamen bekommen: Catalina Vane, in
Abwandlung des Namens ihres Hauses.
Cat seufzte wohlig und strich sich mit der Hand über die linke Halsschlagader,
wo sie noch die Tätowierung des Kreuzes trug aber nicht mehr die Narben, die ihre
Haut verunstaltet hatten. Sie meinte, immer noch die Unebenheiten zu spüren,
die so lange Zeit zu ihr gehört hatten. Sie glaubte jeden Morgen, dass sie
alles nur geträumt hatte und war erst beruhigt, wenn sie sich im Spiegel
vergewissert hatte, dass ihr Körper nicht eine einzige Landkarte von alten
Verletzungen war.
Cat biss sich auf die Unterlippe und blinzelte plötzlich
aufsteigende Tränen weg, als sie daran dachte, wie Nathan auf diese Narben
reagiert hatte. Nun verstand sie auch, warum. Sie hatte immer gedacht, dass ihr
die Narben gleichgültig wären, weil sie sie mit Stolz tragen konnte, doch da
war sie auch noch nicht in einen Mann verliebt gewesen, den sie nur zu gerne
mit ihrem Aussehen beeindruckt hätte, auch wenn das ein ziemlich törichter Wunsch
gewesen war. Sie sollte froh sein, dass Nathan hinter ihre Fassade geblickt
hatte. Wer wollte schon nur seines Aussehens wegen geliebt werden?
Nur jemand, der nichts anderes kannte oder nie etwas anderes bekommen hatte.
„Erzähl mir bitte von deiner Tochter, Nathan. Ich hätte mich
nicht so aufregen dürfen… Ich kann mich wohl nicht nur mit dieser
Affectio-Sache rausreden… Ich glaube, ich neige ziemlich zur Eifersucht“, gab
Cat kleinlaut zu, weil das kein besonders sympathischer Charakterzug war.
Wenn sie an Nathan dachte, dann war sie von überwältigendem Besitzerstolz
erfüllt, was sich bestimmt nicht gehörte, weil er ja kein Gegenstand war
sondern der Mann, den sie von ganzem Herzen liebte. Es war manchmal schwer,
sich davon los zu machen, ihn mit Haut und Haaren ganz für sich allein besitzen
zu wollen.
Sie küsste ihn zärtlich abbittend auf die Schulter und rieb
dann ihr Gesicht an seiner warmen Haut, die von einem feinen Schweißfilm
überzogen war, der nach Bitterorangen duftete und der sie manchmal rasend aber
gerade ziemlich anschmiegsam machte, so dass sie sich noch enger an ihn
kuschelte.
„Woher… Woher stammen diese Narben? Ich dachte immer, dass alle Verletzungen
mit der Zeit heilen würden… wegen der Selbstheilungskräfte.“
Cat fürchtete sich vor der Antwort. Nathan hatte bestimmt
nicht umsonst so ein großes Geheimnis um Wendy gemacht. Sie war in jedem Fall
eine Frau, die sie gerne besser kennen lernen wollte, weil sie vielleicht ein
paar Neigungen und Interessen teilten von Nathan einmal abgesehen. Immerhin
konnte sie mit Waffen umgehen und hatte einen Beruf gewählt, der sie von der
Gesellschaft fernhielt. Man könnte wohl behaupten, dass sie ähnliche Leben
geführt hatten. Oder auch nicht, weil Nathans Tochter bestimmt älter und
erfahrener als sie selbst war.
Aber Menschen reiften schneller, besonders wenn sie unter
extremen Bedingungen heranwuchsen. Catalina hatte niemals eine Kindheit gehabt,
so dass sie sich mit zwanzig schon uralt vorgekommen war. Dennoch sah sie sich
nun mit Unzulänglichkeiten konfrontiert, die sie unsicher machten. Sie hatte
niemals eine Schule besucht oder einen Abschluss vorzuweisen. Es war keine Zeit
gewesen, um viel zu lernen, außer wie man die Feinde tötete.
Die Familie in Rumänien hatte ihr nie erlaubt, sich mit den elektronischen Medien
weiter zu bilden. Der Computerraum war nur den männlichen Jägern vorbehalten
gewesen. Sie hatte sich die nötigen
Weitere Kostenlose Bücher