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Die Nacht der Uebergaenge

Die Nacht der Uebergaenge

Titel: Die Nacht der Uebergaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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Das bedeutete nicht, dass wir
Seelenverwandte waren.“
Cat lauschte zwar gespannt, damit ihr nichts aus seiner Vergangenheit entging,
doch sie versteifte sich einen Augenblick, da sie wohl ebenfalls Bilder von ihm
und einer anderen Frau im Kopf haben würde, die ihr natürlich nicht gefielen,
auch wenn die Konkurrentin schon lange tot und niemals eine gewesen war.
    „Doch Immaculates binden sich für die Ewigkeit, Catalina.
Sowohl Mutter als auch Irina selbst ließen mich das einen Monat später wissen.
Sie war schwanger und wäre ich nicht unsterblich, hätte mich diese Eröffnung
zweifellos zu Tode geärgert. Doch es war nicht zu ändern. Wir gingen die Ehe
ein, hatten uns aber einen weiteren Monat später nichts mehr zu sagen. Ich gab
mir Mühe, unterstützte sie, wo ich nur konnte, aber das war ihr nicht genug.
Unsere gemeinsame Sucht nach Erfolg, Aufmerksamkeit und Unterhaltung wurde
sowohl mir als auch ihr zum Verhängnis. Sie verlor das Kind in eigenem
Verschulden. Sie war untröstlich und mein schlechtes Gewissen verbat mir, mich
von ihr zu trennen. Ich hätte mehr Zeit und Geduld für sie aufbringen sollen.
Wir lebten zusammen und doch blieb jeder für sich.“
Nathan atmete tief durch, hielt inne und lauschte förmlich in die Stille
hinein. Cats Puls schlug langsam und gleichmäßig. Der Mond hatte seinen
höchsten Stand sowieso schon hinter sich.
    „Unsere Unsterblichkeit drohte in Russland durch ständigen
Kontakt mit der Zarenfamilie sowie meinen neuen politischen Ambitionen
aufzufallen. Wir verließen das Land per Schiff und reisten in die neue Welt.
Amerika. Ich konnte aufgrund von Streitigkeiten mit Mutter nicht auf das
Familienvermögen zurückgreifen und musste ganz von vorne anfangen. Ich wurde
wieder Soldat. Irina verließ mich. Mindestens fünfmal in einem Jahrzehnt. Doch
sie kam jedes Mal zurück, weil sie es nicht ertragen konnte, von mir getrennt
zu sein, wie sie sagte. Dabei lag es auf der Hand, dass sie nur deswegen zurück
kam, weil sie mit sich selbst allein auf Dauer nichts anzufangen wusste. Ich
dagegen kam allein wunderbar zurecht und wie sich herausstellte, war ich
tatsächlich dazu berufen, ein Krieger zu sein, nachdem ich genug Erfahrungen
auf dem Schlachtfeld und im Töten unserer Feinde gesammelt hatte. Die Berufung
kam natürlich nicht von ungefähr. Uns allen wurde diese Aufgabe in die Wiege
gelegt. Es werden keine Lose gezogen oder Duelle ausgetragen, bei dem nur der
Stärkste in den Reihen der Immaculates in die Riege der Sieben aufgenommen
wird. Es ist von Anbeginn unseres Lebens festgelegt.“
    Sein Rücken machte sich bemerkbar und erinnerte ihn an seinen
unerwarteten Sturz im Badezimmer. Nathan richtete sich mit Cat im Arm auf,
griff mit der freien Hand hinter sich, um das Kissen etwas bequemer zu stopfen.
Es brachte nur leidlich Erleichterung, also drehte er sich auf die Seite und
sah seiner Liebsten nun direkt in die amethystfarbenen Augen. Wie wunderschön
sie war. Auch für sie hatte es im Leben eine Bestimmung gegeben. Einen Platz,
an den sie gehörte. Ein Leben voller Liebe und Glück nach einem voller Qual und
Leid. Endlich war sie selbstbestimmt. Ihre Umwandlung hatte ihr einen Neustart
ermöglicht. Und obwohl er sich oft selbst ein anderes, ein neues Leben
gewünscht hatte, gönnte er es ihr ohne jegliches Empfinden von Neid. Er hatte
schließlich genug Zeit und Kraft gehabt, um das Beste aus sich selbst zu machen
und seine Möglichkeiten fast gänzlich ungenutzt gelassen.
    „Wendy wurde 1879 geboren. Ich war nicht dabei. Ich war auf
der Jagd nach einem Aryaner-Lord, der in der Nähe der Rocky Mountains, Colorado
ganze Dörfer auslöschte. Irina hatte große Schmerzen. Das Baby war fast zu viel
für ihren schmächtigen Leib. Es war eine stürmische Nacht. Der Wind, der
draußen vor unserem Haus wehte, war so laut, dass er die Schreie der werdenden
Mutter sogar noch übertönte. Zumindest hat man mir das erzählt, als ich endlich
nach Hause kam und dieses kleine Bündel Mensch in den Armen hielt, das
tatsächlich meine Tochter sein sollte. Mein eigen Fleisch und Blut. Sie war
wunderhübsch. Sie hatte rosenquarzfarbene Augen. Wie Edelsteine. Ich muss
sagen, sie waren sogar schöner als deine, Cat.“
Nathan lachte leise. Sehr viel väterlicher Stolz schwang in diesem Lachen mit.
Doch er wurde sofort wieder ernst, denn er dachte daran zurück, dass er dieses
Kind eigentlich nicht hatte haben wollen. Er war Krieger, kein Vater. Er hatte
gehofft, Irina würde auch

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