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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Alex für immer von ihr gegangen war, ob nun freiwillig oder nicht, und sie den Rest ihres Lebens allein verbringen würde. Dazu passten weder die schrägen Fiddle-Klänge noch die fröhlichen Mienen der Männer oder Dollys helles Lachen.
    »Clarissa! Warte doch!« Dolly war ihr nachgelaufen und hielt sie am Anorak fest. »Ich habe bei den Männern wohl meine gute Kinderstube vergessen. Ich hätte wissen müssen, wie du auf unsere Feier reagierst, und die Männer in ihre Zelte schicken sollen. Tut mir leid, Clarissa, ich wollte dir nicht wehtun.«
    Clarissa blieb stehen und trocknete ihre Tränen mit dem Ärmel. »Du konntest ja nicht wissen, dass ich heute komme. Die Männer sollen ruhig feiern. Wäre ja noch schöner, wenn sie auf mich Rücksicht nehmen müssten.«
    »Sorry, Clarissa. Was hat Doktor Candleberry gesagt?«
    Clarissa hatte keinen Grund, ihr was vorzumachen. »Alex hatte eine Geschwulst am Kopf, einen Tumor. Deshalb war er bei Doktor Candleberry, und das viele Geld, das er sich leihen musste, ging für die Behandlung drauf. Leider schlug sie nicht an. Nur ein Professor in San Francisco hätte ihn eventuell retten können, aber die Operation hätte ein Vermögen gekostet, wahrscheinlich über tausend Dollar. Für Candleberry oder einen anderen Arzt wäre die Operation zu schwierig gewesen, selbst wenn die Geschwulst gutartig gewesen wäre. Alex wollte nicht. Die Heilungschancen hätten bei höchstens zwanzig Prozent gelegen, und wer weiß, was zurückgeblieben wäre. Er hatte wahrscheinlich Angst, zu einem Pflegefall zu werden, und wollte mich schonen.«
    Einer guten Freundin davon zu erzählen, tat gut und wirkte irgendwie befreiend auf sie, doch jetzt weinte sie wieder, und ihre Worte waren kaum zu verstehen. »Dieser … dieser elende Dummkopf! Ich hätte ihn doch gern gepflegt. Ich hätte alles getan, um ihn behalten zu können. Warum nur, Dolly?«
    »Du meinst doch nicht, er hat den Tod gesucht?«
    »Ich weiß nicht, Dolly. Ich weiß es nicht.«
    Dolly schüttelte energisch den Kopf. »So wie ich ihn kannte, hätte Alex das niemals getan. Er war nicht der Typ dafür. Er war ein Kämpfer, Clarissa.«
    »Er wollte mich nicht belasten, sonst hätte er den Tumor und die Arztbesuche doch nicht geheimgehalten. Wie konnte er nur so dumm sein, Dolly?«
    »Ich weiß es nicht. Komm, ich bringe dich ins Haus.«
    Dolly hatte bereits einen Arm um ihre Schultern gelegt, doch Clarissa riss sich los und wich einen Schritt zurück. »Nein, Dolly! Lass mich! Ich will jetzt allein sein. Feiere du mit Jerry und den Männern, du hast es dir verdient, und mach dir bloß keine Sorgen um mich. Ich hab eine lange Fahrt hinter mir, das ist alles. Ich schnappe ein wenig frische Luft, und dann gehe ich schlafen.«
    »Wenn du meinst, Clarissa.«
    »Es ist schon in Ordnung.«
    Clarissa ließ sie stehen und stapfte den Hang hinauf. Sie brauchte Stille, absolute Stille, um sich von der anstrengenden Fahrt zu erholen und endlich wieder klar denken zu können. Die fröhliche Musik der Iren hatte sie mehr aufgewühlt, als sie vermutet hatte. Sie stand im krassen Gegensatz zu ihren Gefühlen, zu der bitteren Erkenntnis, dass Alex gegangen war und seinem Leben vielleicht sogar selbst ein Ende bereitet hatte.
    Sie ignorierte ihre Huskys, die sie mit einem lauten Jaulkonzert begrüßten und wohl hofften, eine Extraportion Futter zu bekommen, und stapfte vom Trail weg durch den Tiefschnee. Sie lief so weit, bis weder die Musik noch das Jaulen der Hunde noch zu ihr drangen und sie ungefähr eine Meile von ihrer Blockhütte entfernt auf einer einsamen Lichtung inmitten des Fichtenwaldes stand. Eisige Kälte herrschte hier draußen, und das Gefühl der Einsamkeit war so stark, dass sie glaubte, die Stille hören zu können, wie sie leise im bleichen Licht des Mondes knisterte. Sein Licht lag wie ein hauchdünner Schleier über der jungfräulichen Schneedecke und tauchte den Waldrand in ein mattes Grau.
    Clarissa schloss die Augen und ließ die Stille auf sich wirken. Der frische Wind wischte die letzten Tränen vom Gesicht und bauschte den Schnee vor ihren Füßen auf. Kein Laut, nicht mal das Knacken eines Astes oder Zweiges waren in dieser vollkommenen Stille zu hören.
    Umso mehr erschrak sie, als sie ganz plötzlich die gelben Augen eines Wolfes am dunklen Waldrand leuchten sah. Nicht nur ein Augenpaar, das ihr die Rückkehr von Bones anzeigen würde, sondern mehrere Augenpaare, die einen großen Halbkreis um sie bildeten.
    »Bones«,

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