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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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rief sie, bevor der Banker etwas sagen konnte. »Ich wollte gerade zu Ihnen. Haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?«
    Der Banker wartete, bis sie die Straße überquert hatte. Er erwiderte ihr Lächeln nicht, im Gegenteil, er hörte sich gefährlich ernst an. »Das trifft sich gut, Ma’am. Ich wollte Sie auch gerade bitten, zu mir ins Büro zu kommen …«

17
    William E. Flemming war ein korpulenter Mann mit einer fast vollständigen Glatze und grauen Augen, die ihn etwas misstrauisch aussehen ließen – auch ein Grund dafür, dass er als Bankbesitzer so erfolgreich war. Er trug einen dunklen Anzug mit einer Fliege vor dem steifen Kragen, die neueste Mode aus New York, wie er behauptete, und auch in der Wildnis sein Markenzeichen.
    »Setzen Sie sich doch«, bot er ihr einen Besucherstuhl in seinem Büro an, einem abgetrennten Raum, der ähnlich karg wie der Schalterraum eingerichtet war. Außer dem Schreibtisch, seinem Sessel, den beiden Besucherstühlen und einem Aktenschrank gab es keine Möbel. An der Wand hingen zwei Diplome einer Universität in San Francisco.
    »Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?«
    »Gern«, erwiderte sie. Sie legte ihre Mütze und ihre Handschuhe auf den Stuhl neben sich und fuhr sich ein wenig verlegen durch die Haare. Gegenüber dem modisch gekleideten Banker wirkte sie beinahe wie eine Landstreicherin.
    »Bringen Sie uns zwei Becher Kaffee, Amanda?«, rief er nach oben, bevor er sich setzte. Nur wenige Minuten später erschien seine Haushälterin, sie trug Rock und Bluse wie Clarissa während ihrer Zeit bei den Whittlers und stellte die heißen Becher mit einem schüchternen Nicken auf den Tisch.
    »Zuerst einmal möchte ich Ihnen mein aufrichtiges Beileid aussprechen«, sagte er, während er bereits nach einem bereitliegenden Aktenordner griff. »Ich habe gehört, was mit Ihrem Mann passiert ist. Furchtbar, einfach furchtbar. Ich hoffe, Sie haben die Kraft, um diese schwere Zeit durchzustehen.«
    »Vielen Dank, Mister Flemming. Ich weiß Ihre Anteilnahme sehr zu schätzen.« Sie rutschte auf ihrem Stuhl nach vorn und wagte gar nicht nach dem Becher zu greifen, so nervös war sie plötzlich. Was wollte der Bankbesitzer mit dem Aktenordner? Sie hatte doch nicht nach einem Kredit gefragt. »Haben wir etwas Besonderes zu besprechen, Mister Flemming? Ich wollte eigentlich nur einige Nuggets schätzen und den Betrag auf unser Konto buchen lassen.«
    Flemming blätterte in dem Ordner und schien endlich die Seite gefunden zu haben, nach der er gesucht hatte. Aus der Ferne konnte Clarissa die steile Schrift nicht entziffern. »Nun, Mrs Carmack«, fuhr er fort, »aus Pietät und Rücksicht auf Ihre sicher angespannte Gefühlslage habe ich bisher darauf verzichtet, Sie auf ein Problem anzusprechen, das mich schon seit einigen Monaten beschäftigt. Es fällt mir auch jetzt schwer, aber mir bleibt leider keine andere Wahl. Vor allem den Kunden meiner Bank fühle ich mich verpflichtet, meine Geschäfte so redlich wie möglich zu führen, und dazu gehört auch, bei der Vergabe von Krediten die allergrößte Sorgfalt walten zu lassen.«
    »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Mister Flemming.« Sie griff nach dem Becher, aber mehr, um daran ihre Hände zu wärmen und sich festzuhalten. »Aber warum erzählen Sie mir das? Wir haben doch gar keinen Kredit bei Ihnen?« Sie blickte ängstlich auf die Seite im Aktenordner. »Oder … doch?«
    »Nun, Mrs Carmack«, setzte er noch mal an, »es fällt mir wirklich schwer, Sie mit diesem Problem zu konfrontieren … bei all dem Kummer, den Sie gerade durchleben, aber die Pflicht gebietet es mir, Ihnen die Wahrheit zu sagen.« Er neigte zu salbungsvollen Formulierungen. »Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Gatte einen Kredit über eine inzwischen nicht unbeträchtliche Summe bei uns aufgenommen hat. Mittlerweile belaufen sich Ihre Verbindlichkeiten auf …« Er blickte auf das Aktenblatt. »… zweihundertacht Dollar und sechs Cent. Selbst wenn ich Ihnen nur den Mindestzins berechne …«
    Clarissa ließ den Banker gar nicht ausreden. »Zweihundertacht Dollar und sechs Cent?«, wiederholte sie ungläubig und mit schriller Stimme. Das war der halbe Jahreslohn eines Angestellten. »Das kann nicht sein, Mister Flemming! Sie müssen sich irren! Alex … mein Mann hätte mir doch gesagt, wenn er sich eine so große Summe geliehen hätte! Er würde doch niemals …« Ihr versagte die Stimme, und sie begann zu weinen. »Sie müssen sich irren!«
    »Leider nein,

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