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Die Nacht der Wölfe

Die Nacht der Wölfe

Titel: Die Nacht der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Clarissa musste lauter sprechen: »Ich war auch in dem Indianerdorf am Beaver Creek. Ich dachte, dass du vielleicht nach Louise siehst.«
    »Nach ihr wollten wir … wollte ich auf der Rückfahrt sehen.«
    »Es geht ihr gut, Betty-Sue. Ich habe mit Henry Eagle gesprochen.«
    Eine Weile waren nur der Singsang und das Rasseln des Medizinmannes zu hören, dann fragte Betty-Sue plötzlich: »Bist du … bist du böse auf mich?«
    »Ich habe Angst um dich«, antwortete Clarissa. »Du bist noch nicht lange in Alaska und weißt nicht, welche Gefahren hier lauern, und damit meine ich nicht nur Bären und Wölfe. Lass dir Zeit, Betty-Sue. Es dauert einige Monate, bis man sich an die Wildnis gewöhnt. Sie hat ihre eigenen Gesetze, sagen die Indianer.« Sie warf einen verstohlenen Blick auf Matthew und sah, dass er nur Augen für Betty-Sue hatte. In seinem Blick lag ehrliche Zuneigung. »Überstürze nichts! Das musst du mir versprechen, Betty-Sue!«
    »Ich folge nur meinem Herzen«, erwiderte sie.
    Nachdem Betty-Sue der Frau des Häuptlings noch einmal den Schweiß vom Gesicht gewischt hatte, gab sie das Tuch einer älteren Indianerin und wies sie mit einem stummen Nicken an, das Gleiche zu tun. Sie stand auf und reichte dem Häuptling eine kleine Dose mit Schmerzmittel. »Geben Sie ihr morgens und abends etwas von dem Pulver in den Tee oder etwas Wasser, dann geht die Schwellung zurück, und ihre Schmerzen lassen nach. Morgen früh dürfte es ihr schon besser gehen. Emily ist eine tapfere Frau, Häuptling.«
    »Und Sie sind eine gute Medizinfrau. Lasst uns zusammen essen.«
    Die Höflichkeit gebot Clarissa und Betty-Sue, zum Essen zu bleiben, und weil es schon sehr spät war, willigten sie ein, auch die Nacht in der Hütte zu verbringen. Nach dem Essen stopfte der Häuptling seine Pfeife und rauchte ein paar Züge, dann sagte er: »Wir haben gehört, was mit Ihrem Mann geschehen ist. Alle Indianer mochten ihn. Er war einer der wenigen weißen Männer, die uns verstanden. Wir fühlen mit Ihnen.« Er blies den Rauch seiner Pfeife zum Himmel, zur Erde und in die vier Richtungen, um seinen Respekt auszudrücken, und fügte feierlich hinzu: »Seine Seele wird einen Ort finden, an dem er in deiner Nähe sein kann, auch wenn du ihn nicht sehen kannst.«
    Betty-Sue, die dicht neben ihr saß, griff nach ihrer Hand und drückte sie fest, zeigte ihr auf diese Weise, dass sie ähnlich wie der Häuptling dachte.
    »Der Marshal vermutet, die Verbrecher würden sich in einem Indianerdorf verstecken«, sagte Clarissa. »Würdest du mir sagen, wo sie sich verkriechen?«
    »Ich würde sie eigenhändig nach Fairbanks bringen, damit der Marshal sie aufhängen kann. Oder ich würde sie erschießen.« Er nahm einen Zug von seiner Pfeife. »Wenn er sich in einem Indianerdorf versteckt, dann im Norden, wo man ihn nicht kennt. Unser Stamm weiß, was der Mann, den sie Whittler nennen, dir und deinem Mann angetan hat. Wir würden ihn nicht verstecken.«
    »Ich danke dir, Häuptling.«
    Nach dem Essen, während die Frauen das Geschirr aufräumten und in einer Schüssel spülten, bot Betty-Sue an, Matthew beim Füttern der Hunde zu helfen, zog Jacke und Mütze an und ging mit ihm nach draußen. Durchs Fenster beobachtete Clarissa, wie die beiden hinterm Haus verschwanden. Anscheinend hatten sie keine Angst vor den Schwierigkeiten, die sie erwarteten, falls ihre Beziehung bekannt wurde. Clarissa lächelte still in sich hinein. Betty-Sue war mutiger, als sie gedacht hatte. In der Wildnis, vor der sie vor wenigen Wochen noch zurückgeschreckt war, und bei Indianern, die ihr bisher fremd gewesen waren, ging sie unbeirrbar ihren Weg. Entweder war ihre Liebe zu Matthew größer und aufrichtiger, als man sich vorstellen konnte, oder aus der eher schüchternen und zurückhaltenden jungen Frau war in Alaska innerhalb kürzester Zeit eine unerschrockene Draufgängerin geworden.
    Als sie zurückkamen, waren beide rot im Gesicht, von der Kälte, wie Betty-Sue gleich mehrmals betonte und dabei noch röter anlief. Clarissa lag bereits unter ihren Decken auf dem Matratzenlager unter dem Fenster, als sie die Petroleumlampe löschte und sich neben sie legte. Alle anderen Bewohner der Hütte hatten sich hinter den Vorhang des Schlafbereichs zurückgezogen.
    »Ich kann nicht anders«, flüsterte Betty-Sue.
    »Ich weiß«, erwiderte Clarissa.
    Bald darauf waren beide eingeschlafen, und auch aus dem angrenzenden Schlafbereich drang bald vielstimmiges Schnarchen. Nur Clarissa

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