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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wieder an der Bluse. Diesmal hob er mich richtig hoch. Mein linker Fuß rammte einen metallenen Müllcontainer, und ich verbiss mir einen Aufschrei. Mit der freien Hand nahm Cain mich unterm Kinn und rammte mich rückwärts gegen die Mauer. Mein Hinterkopf schlug gegen die Ziegelwand, und Blitze zuckten mir durch den Schädel. Er hielt mich dort fest, die Füße in der Luft. Dann griff er nach oben und riss mir die Bluse auf.
    »Nicht viel zu sehen, was?«, fragte ich, obwohl es sehr mühsam ist, mit zusammengedrückter Luftröhre zu sprechen. »Ich weiß, ich weiß, heutzutage kann man da was machen. Du kannst mich jetzt eine Feministin nennen, aber ich finde, der Wert einer Frau sollte nicht durch die Größe ihres Busens definiert werden, sondern –«
    Ich rammte die Faust nach oben in seinen Adamsapfel. Er grunzte und stolperte rückwärts.
    »– durch ihren rechten Haken«, sagte ich, während ich mich gegen seine Brust warf, bevor er das Gleichgewicht wieder gefunden hatte.
    Cain stürzte, und ich blieb über ihm, rammte die offene Hand gegen seine Kehle und hielt ihn auf dem Boden fest.
    »Ja, ich kann reden und gleichzeitig denken«, sagte ich. »Die meisten Leute können das, obwohl du es aus persönlicher Erfahrung wahrscheinlich nicht bestätigen kannst.«
    Cain brüllte und schwang einen Arm in meine Richtung. Auf halber Strecke kam ein Schuh herabgeschossen und nagelte seine Hand auf den Boden.
    »Na, na«, sagte Clays Stimme über mir gedehnt. »Elena hat lang genug gespielt. Jetzt bin ich dran.«
    Ich wartete, bis Clay den Fuß auf Cains Kehle gesetzt hatte, und stand dann auf. Antonio stand ein paar Schritte entfernt.
    »Falle?«, fragte ich.
    Antonio nickte. »Clay hat gesehen, wie er sich in der Gasse herumgedrückt hat. Und wir haben uns gedacht, dass du uns suchen kommen würdest.«
    »Also habt ihr eine Spur hinterlassen und euch ausgerechnet, dass ich den Köder schlucken würde und dass Cain dann mich als Köder schlucken würde.«
    »So ungefähr.«
    Clay zerrte Cain auf die Füße. Die vorhin noch blutunterlaufenen, dunkel umrandeten Augen waren jetzt klar und wach. Dies war es, worauf Clay gewartet hatte.
    Cain überragte Clay um gut fünfzehn Zentimeter und wog mindestens siebzig Pfund mehr. Es war wirklich ein fairer Kampf.
    Die beiden traten zurück und musterten einander. Dann machte Cain einen Schritt nach links und auf Clay zu. Clay vollführte ein ähnliches Manöver – vorwärts und nach rechts. Sie wiederholten den Tanzschritt, die Augen fest aufeinander gerichtet, während jeder darauf wartete, dass der andere vorwärts stürzte. Das Muster war fest in unsere Gehirne eingebaut. Schritt, kreisen, beobachten. Um zu gewinnen, musste man sich entweder unerwartet auf den anderen stürzen oder rechtzeitig merken, dass der andere im Begriff war, loszustürzen, und schnell genug zur Seite ausweichen. Es dauerte mehrere Minuten. Dann verlor Cain die Geduld und machte einen Satz vorwärts. Clay wich aus, packte ihn am Hosenbund und schleuderte ihn gegen die Mauer. Cain fing sich in Sekundenschnelle und krachte gegen Clays Brust, woraufhin beide stürzten.
    Ich werde Ihnen den Kampf nicht im Detail schildern, einmal, weil es auf eine langweilige Abfolge von Hieb, Stoß, Grunzen, Stolpern und Gleichgewicht-Wiederfinden hinauslaufen würde, und zum anderen deshalb, weil ich ihn selbst nicht allzu genau verfolgte. Und zwar nicht, weil ich nicht interessiert war, sondern weil ich zu interessiert war. Untätig dabeizustehen und zuzusehen, wie Clay verdroschen und getreten und gegen Mauern geschleudert wurde, war mehr, als ich ertragen konnte. Nicht, dass ich von Zeit zu Zeit nicht gern genau das getan hätte, aber dies hier war etwas anderes. Und ich hätte exakt das Gleiche empfunden, wenn es einer meiner anderen Brüder aus dem Rudel gewesen wäre. Es ging dabei nicht um Clay persönlich. Ehrlich.
    Obwohl ich den Kampf nicht beobachtete, hielt nichts mich davon ab, ihn zu riechen. Ich roch als Erstes Cains Blut, aber Clays folgte wenig später. Als ich aufblickte, strömte das Blut Clay aus Nase und Mund und ließ ihn husten und spucken.
    Antonio und ich sahen zu und rührten keinen Finger. Es ist unsere Art zu kämpfen. Eins zu eins, keine Waffen und keine Tricks. Es war der Wolf in uns, der die Regeln des Kampfes vorschrieb; die menschliche Seite hätte uns dazu verführt, um jeden Preis gewinnen zu wollen. Damit will ich nicht sagen, dass wir untätig zugesehen hätten, wie Clay getötet

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