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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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wurde. Wenn dies möglich erschienen wäre, hätte die Loyalität dem Bruder gegenüber alle anderen Verhaltensregeln außer Kraft gesetzt. Aber zwischen Leben und Tod liegen eine Menge Blut und viele gebrochene Knochen, und solange ein bestimmter Punkt nicht überschritten war, konnten wir uns nicht einmischen.
    Es endete irgendwann damit, dass Cain mit dem Gesicht nach unten im Kies lag. Als er nicht aufstand, glaubte ich zunächst, er sei tot. Dann sah ich, wie sein Rücken sich hob und senkte – er atmete noch.
    »Bewusstlos«, sagte Clay mit einem pfeifenden Keuchen, während er sich mit dem Ärmel über die blutende Nase fuhr. »Du kannst wieder hinsehen.«
    »Hab ich die ganze Zeit getan«, sagte ich. »Ich hab mich nur umgedreht, weil ich gedacht habe, ich hätte da hinten irgendwas gehört.«
    Clay grinste, und ein Schwall von Blut strömte von seiner aufgerissenen Oberlippe.
    »Fangt bloß nicht wieder an«, sagte Antonio. »Wir müssen diesen Mutt nach Stonehaven bringen, damit Jeremy ihn verhören kann. Elena, würdest du zum Auto gehen und sicherstellen, dass niemand in Sichtweite ist? Clay, du nimmst die Schlüssel und schließt den Kofferraum auf. Den hier nehme ich.«
    Wie ich vermutet hatte, mündete der Durchgang auf ein leeres Grundstück. Früher einmal hatte es eine Zufahrt von der Straße im Norden her gegeben, die jetzt aber von einer Barrikade von Müllcontainern versperrt war; uns blieb also nur der Rückweg durch die enge Gasse nach Süden. Ein Mensch hätte genug Platz gehabt, um sich zwischen den Containern hindurchzuschieben, also ging ich hin und hielt Ausschau nach Passanten. Hinter mir luden Clay und Antonio Cain in den Kofferraum. Dann kam Clay zu mir herüber.
    »Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte er.
    »Abgesehen von der zerkratzten Backe, dem verstauchten Knöchel, möglicherweise einer Gehirnerschütterung, durchweichten Schuhen und einer ruinierten Bluse? Mir geht's phantastisch. Habt doch bitte keine Hemmungen, mich jederzeit wieder als Köder einzusetzen.«
    »Freut mich, dass du das so siehst.«
    »Pass lieber auf, sonst hast du außer Nasenbluten und der aufgeschlagenen Lippe gleich noch mehr Probleme.« Ich musterte ihn. »Ist das alles?«
    »Vielleicht noch ein paar angeknackste Rippen. Nichts Bleibendes.«
    Er riss sich das Hemd herunter und verwendete es, um dem Nasenbluten Einhalt zu gebieten. Als wir zum Auto zurückkehrten, schloss Antonio gerade den Kofferraumdeckel. Cain füllte den verfügbaren Stauraum bis auf den letzten Kubikzentimeter aus. »Diesmal können wir wohl keine Vorräte mehr einkaufen«, bemerkte ich.
    »Sieht nicht so aus«, antwortete Antonio. »Ich muss wohl noch mal herkommen. Wir können uns unterwegs irgendwas mitnehmen, zur Überbrückung.«
    Ich nahm zunächst an, er machte Witze. Ich hätte es besser wissen müssen. Bevor wir die Stadt verließen, parkte Antonio vor einer Reihe von Läden und besorgte uns Sandwiches und Salate, während Clay und ich halb nackt und blutend im Auto saßen und Cain bewusstlos im Kofferraum lag. Kein Wunder, dass ich so schnell wie möglich nach Toronto zurückkehren wollte. Wenn man zu viel Zeit in Gesellschaft dieser Typen verbringt, kommen einem blutige Klamotten und Leichen im Kofferraum irgendwann ziemlich normal vor.
    In Stonehaven angekommen, luden Antonio und Nick den immer noch bewusstlosen Cain in den Käfig im Keller, während Jeremy sich Clays und meine Verletzungen ansah. Ich bekam zwei Aspirin gegen die Kopfschmerzen und Jod und Mitgefühl für die Kratzer und blauen Flecke. Clay bekam ein Pflaster für die Lippe, einen Verband um die Rippen und ein paar wohl formulierte Bemerkungen über die Gefahren, die damit verbunden waren, mich als Köder einzusetzen. Trotz allem, was ich zu Clay gesagt hatte, ich war nicht wirklich verstimmt über die Sache mit dem Köder. Cain zu erwischen war eine zerrissene Bluse und einen schmerzenden Schädel wert. Clay wusste genau, dass ich damit zurechtkam, und in gewisser Hinsicht war ich froh darüber. Ich wäre viel ärgerlicher gewesen, wenn er angenommen hätte, ich sei zu zerbrechlich, um mit den Jungs zu spielen. Natürlich dachte ich nicht daran, ihm zu verzeihen oder ihn zu verteidigen. Jedenfalls nicht laut. Hätte ich das getan, hätte Jeremy angefangen, sich wegen der Beule an meinem Kopf ernsthaft Sorgen zu machen.
    Gegen sechs Uhr, nachdem Nick und Antonio noch einmal in die Stadt gefahren waren, um die Vorräte zu besorgen, teilten uns Gebrüll

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