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Die Nacht der Wölfin

Die Nacht der Wölfin

Titel: Die Nacht der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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nicht, ob ich ihn heiraten wollte, sondern ob die Heirat mit ihm möglich war.
    War sie möglich?
    Vielleicht.
    Ich würde mich besser anpassen können, wenn wir ein Haus hätten. Ich könnte dafür sorgen, dass wir eins in der Nähe eines Waldes kauften oder vielleicht auch eins auf dem Land mit einem eigenen Grundstück. Ich konnte zu Hause arbeiten und mich am Tag verwandeln, und es würde nie mehr nötig sein, mitten in der Nacht aus unserem Bett zu verschwinden. Das Stimmchen meldete sich wieder zu Wort, diesmal um zu fragen, ob ich mir vorstellen konnte, mich am hellen Tag zu verwandeln, hinauszuschleichen und es in aller Eile hinter mich zu bringen, nicht zu rennen oder zu jagen oder irgendetwas anderes zu tun, das tagsüber zu gefährlich war. Ich brachte es wiederum zum Schweigen. Ich war dabei, meine Möglichkeiten durchzugehen; ich traf noch keine Entscheidungen.
    Vielleicht würde ich mein Geheimnis auch weiterhin vor Philip bewahren können. Aber würde ich es wollen? Ich hatte noch nie das Bedürfnis gehabt, ihm die Wahrheit zu sagen, aber eines Tages würde mich die Irreführung vielleicht so sehr belasten, dass ich es nicht mehr ertrug. Ich erinnerte mich, wie sorgfältig Clay damals, als wir miteinander ausgegangen waren, seine persönliche Geschichte zurechtgeschminkt hatte, wie unangenehm sie ihm gewesen war, nachträglich betrachtet. Wie hätte ich damals reagiert, wenn er mir die Wahrheit gesagt hätte? Ich hätte sie akzeptiert. Ich hatte ihn stark genug geliebt; es hätte für mich keinen Unterschied gemacht. Philip sagte, dass er mich liebte, aber liebte er mich so sehr? Selbst wenn er akzeptieren konnte, was ich war, würde er mir nicht all die Lügen übel nehmen? Ich fand eine Entschuldigung für mein Verhalten – es war die einzige Möglichkeit gewesen. So viel mir auch an Philip lag, es wäre unmöglich gewesen, ihm die Wahrheit zu sagen. Warum also warf ich Clay seine Lügen immer noch vor? Ich schob die Frage aus dem Weg. Es ging jetzt um Philip, nicht um Clay. Die Situation war einfach anders. Ich würde Philip niemals beißen. Der Gedanke war unvorstellbar. Aber was, wenn es dies war, was er wollte, wenn er werden wollte, was ich war? Ein kalter Schauer ging durch mich hindurch. Nein. Niemals. Nicht einmal, wenn er es wollte. Dies war ein Teil meines Lebens, in den ich Philip niemals hineinziehen würde.
    Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte. Als ich den Hörer abnahm, wusste ich, wer am anderen Ende war. Ich wusste es und nahm trotzdem ab.
    »Wo bist du?«, fragte Clay zur Begrüßung.
    »Im Büro.«
    Pause. »Dumme Frage, was?«
    Ich antwortete nicht.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Nichts.«
    »Darling, wenn du eine Gelegenheit, mich in die Pfanne zu hauen, ungenutzt vorbeigehen lässt, dann stimmt irgendwas nicht.«
    »Es ist nichts.«
    Wieder eine Pause. »Es sind diese Papiere. Für die Häuser. Ich hab sie auf dem Tisch liegen sehen, als ich wieder raufgekommen bin. Ich hatte gehofft… Das ist es doch, oder nicht?«
    Ich antwortete nicht. Clay nahm den Hörer vom Mund und fluchte. In der Leitung zischte und zwitscherte es, als zerrte jemand am Kabel. Ich hörte einen dumpfen Aufprall und ein Knacken. Dann Stille. Ich wollte schon auflegen, als Clays Stimme wieder zu mir durchdrang, zuerst gedämpft, dann klar.
    »Okay«, sagte er. »Okay.« Er holte tief Luft; ich hörte es über die Leitung. »Wir müssen reden. Ich komme jetzt gleich vorbei, und wir reden.«
    Ich antwortete immer noch nicht.
    »Wir müssen reden«, sagte er. »Keine Tricks. Ich hab's versprochen, und ich halte mich dran, Elena. Keine Tricks. Auf diese Art will ich nicht mehr gewinnen. Wir gehen irgendwohin, irgendwo in aller Öffentlichkeit, wo du dich wohl fühlst, und reden miteinander. Hör mich an, und dann kannst du gehen, wann immer du willst.«
    »Okay.«
    »Ich mein's ernst. Ich weiß –« Er brach ab. »Okay?«
    »Das habe ich doch gesagt.«
    Er zögerte und sprach dann überstürzt weiter. »Gib mir zehn Minuten, eine Viertelstunde allerhöchstem. Ich nehme die U-Bahn, und wir treffen uns vor deinem Bürohaus.«
    Er legte auf, ohne auf eine Antwort zu warten.
    Ich ging unmittelbar danach hinunter. Ich fragte mich, was ich eigentlich tat. Warum hatte ich mich darauf eingelassen, mich mit Clay zu treffen? Was erwartete ich, dass er sagen würde? »Philip hat dich gebeten, ihn zu heiraten? Das ist ja phantastisch, Darling, ich bin so glücklich für dich.« Aber ich machte nicht kehrt, um

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