Die Nacht der Wölfin
Hände begannen zu zittern. Ich nahm den Zettel vom Tisch. Der Ring rutschte herunter und fiel. Ich stürzte vor, um ihn zu fangen, und meine Hand schloss sich um das kühle Metall, bevor es auf dem Teppich aufschlug. Ich widmete mich wieder der Nachricht.
Elena,
Big Bear Motor Lodge, Zi. 211. Morgen 10.00
D.
Ein Gefühl der Übelkeit breitete sich in meinen Eingeweiden aus. Schon als ich den Arm nach der Spritze ausstreckte, wusste ich, was ich an ihr riechen würde. Daniels Geruch am Drücker. Clays an der Nadel.
»Nein«, flüsterte ich.
Ich riss den Drücker heraus und roch an der Innenseite. Ein kräftiger Medikamentengeruch hing an der leeren Hülle, aber ich konnte ihn nicht einordnen. Kein Gift, sagte ich mir. Daniel würde kein Gift verwenden. LeBlanc vielleicht, aber Daniel nicht. Wenn es Gift gewesen wäre, hätten sie Clay dagelassen und nicht einfach nur seinen Ring.
Der Ring und die Nachricht waren ein Zeichen. Clay war noch am Leben. Noch am Leben? Der Gedanke ging durch mich hindurch wie ein eisiges Messer – nicht, dass er noch am Leben war, sondern dass ich die andere Möglichkeit ebenfalls in Betracht zu ziehen hatte.
»O Gott«, flüsterte ich und griff nach dem Tisch, um mich abzustützen, als ich zu taumeln begann.
Reiß dich zusammen, sagte ich mir. Clay war okay. Daniel hatte ihm irgendetwas gegeben, um ihn auszuschalten. Deshalb war ich vorhin fast umgekippt – eine Auswirkung der zwischen uns bestehenden Verbindung. Daniel hatte Clay betäubt und mitgenommen, aber er war okay. Ich würde wissen, wenn es anders wäre. O Gott, ich hoffte, ich würde es wissen. Ich sah wieder auf den Zettel. Ein Treffen. Daniel hatte Clay, und er wollte, dass ich mich morgen um zehn in Bear Valley mit ihm traf. Und wenn ich nicht auftauchte…
Ich ließ das Papier fallen und drehte mich um, um zur Tür hinauszustürzen. Philips Körper versperrte immer noch den Weg.
»Es tut mir Leid«, flüsterte ich. »Es tut mir sehr, sehr Leid.«
Ich bückte mich, um ihn aus dem Weg zu ziehen. Als ich ihn berührte, öffnete er plötzlich die Augen, und seine Hand schloss sich um mein Handgelenk.
»Elena?«, sagte er, während er sich verwirrt umsah; seine Augen fanden keinen Halt.
»Es ist alles gut«, sagte ich. »Ich habe einen Krankenwagen gerufen.«
»Da war ein Mann… Zwei Männer…«
»Ich weiß. Du bist verletzt, aber du wirst wieder gesund. Der Krankenwagen ist unterwegs.«
»Gefragt, wo du bist… Hab ihnen nicht gesagt… Dann ist Clayton… Gekämpft…«
»Ich weiß.« Ein scharfer Ton von Panik schlich sich in meine Stimme. Ich musste gehen. Jetzt. »Warte hier. Ich gehe runter und warte auf den Krankenwagen.«
»Nein… Kann noch da sein… Nach dir suchen.«
»Ich werde aufpassen.«
Ich versuchte Philips Finger von meinem Handgelenk zu lösen, aber er griff fester zu. So sanft wie möglich machte ich mich los und stand auf. Er richtete sich ein paar Zentimeter weit auf und fiel wieder zurück, wobei er immer noch die Tür versperrte. Er legte eine Hand an mein Bein.
»Nein«, sagte er wieder. »Du kannst nicht gehen.«
»Ich muss.«
»Nein!«
Seine Augen flackerten vor Angst und Schmerz. Ein schmerzlicher Stich ging durch mich hindurch. Ich hatte dies verursacht. Ich hatte es zu ihm gebracht. Ich musste bleiben und ihm helfen. Wenn er sich jetzt aufregte, würde er sich vielleicht noch schlimmer verletzen. Ein paar Minuten würden keinen Unterschied machen. Meine Hände ballten sich an meinen Seiten zu Fäusten. Clays Ring grub sich mir in die Handfläche, und ich fuhr wieder hoch.
Zehn Uhr. Ich musste morgen um zehn Uhr dort sein.
Philip sagte etwas, aber ich verstand ihn nicht. Panik strömte durch mich hindurch.
Ich musste gehen. Ich musste jetzt gehen.
Ich versuchte mich selbst zur Vernunft zu bringen, mich zu beruhigen, aber es war zu spät. Mein Körper reagierte bereits auf die Furcht. Ich krümmte mich unter dem Schmerz, der plötzlich durch mich hindurchschoss. Entfernt nahm ich wahr, dass Clays Ring auf den Boden fiel, dass Philip sich über mich zu beugen versuchte und etwas sagte. Mein Kopf stieß nach unten und zog sich in die Brust zurück. Ein jammernder Ton durchschnitt die Luft und schürfte mir die Kehle auf. Ich keuchte, würgte und rang nach Luft. Als ich nach vorn kippte, streckten meine Arme sich von allein vor, um den Sturz abzufangen. Ich versuchte mich zusammenzukrümmen, den Kopf unten zu halten, aber meine Beine verkrampften sich, und mein Kopf flog
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