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Die Nacht des einsamen Träumers.

Die Nacht des einsamen Träumers.

Titel: Die Nacht des einsamen Träumers. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nickte ein. Als sie aufwachte, gegen vier Uhr morgens, hatte sie eine Art Vorahnung und stand auf. Marias Bett war leer und kalt. Das Fenster im Bad stand offen. Maria war seit mindestens fünf Stunden fort. Ihr Mann kam eine knappe Stunde später nach Hause und suchte sie in der näheren Umgebung. Dann informierte er uns und die Arma. Seither hat man von dem armen Mädchen nichts mehr gehört.«
    »Hat Piscopo beschrieben, wie seine Frau angezogen war?«
      » Sissi . Ich habe in der Anzeige nachgesehen, als ich das Foto holte. Sie trug Jeans, eine rote Bluse, ein schwarzes Wolljäckchen, Schuhe...«

      »Fazio, als wir sie sahen, hatte sie keinen Büstenhalter und weder Bluse noch Wolljäckchen an.«

    »Oje.«
      »Na ja, das muss nicht unbedingt etwas heißen. Tu mir einen Gefallen. Hol eine starke Taschenlampe, und fahr zusammen mit Galluzzo zum Bunker. Nehmt feste Handschuhe mit, passt gut auf, dass ihr euch nicht an den Händen verletzt. Sucht nach irgendwelchen Kleidungsstücken, die von ihr stammen könnten.«
    »Wissen Sie denn, ob sie einen Slip anhatte?«

      »Ja. Den hat man unter der halb aufgeknöpften Jeans gesehen.«

      Fazio war nach vier Stunden zurück. In der Hand hatte er eine durchsichtige Plastiktüte, darin war etwas zu sehen, was einmal ein schwarzes Wolljäckchen gewesen sein musste. »Entschuldigen Sie, dass ich so spät komme. Aber nachdem ich und Galluzzo gut eine Stunde die Scheiße durchwühlt haben, hab ich mich wie verseucht gefühlt. Bevor ich hergekommen bin, war ich schnell zu Hause und habe mich gewaschen und umgezogen. Wir haben nur ein Jäckchen gefunden. Die Farbe stimmt mit den Angaben ihres Mannes überein. Ihm hatte die Schwester erklärt, wie seine Frau angezogen war.«
    »Hör zu, Fazio. Die Frau hatte einen Trauring am Finger, als wir sie fanden. Fahr kurz nach Montelusa und lass ihn dir von Dottor Pasquano geben. Dann gehst du mit dem Jäckchen und dem Ring zu diesem Piscopo und zeigst sie ihm. Wenn er die Sachen erkennt, bringst du ihn her zu mir.«
      Salvatore Piscopo, um die vierzig, wirkte auf den Commissario sofort wie ein Mann, der echten, tiefen Schmerz litt.

    Schmächtig, ganz schmaler Schnurrbart.
    »Es ist sicher meine Frau«, sagte er mit erstickter Stimme.

    »Mein Beileid«, sagte Montalbano.
      »Wir liebten uns. Das kleine Mädchen, das gestorben ist, das arme unschuldige Kind, hat unser Leben ruiniert.«

      Er konnte nicht mehr und brach in heftiges Schluchzen aus. Montalbano erhob sich, ging um den Schreibtisch herum, setzte sich neben den Mann und drückte fest sein Knie.
      »Kopf hoch. Möchten Sie einen Schluck Wasser?« Piscopo schüttelte den Kopf. Der Commissario wartete, bis er sich wieder gefasst hatte.
      »Also, Signor Piscopo. Wann haben Sie erfahren, dass Ihre Frau verschwunden ist, und wo haben Sie sie als Erstes gesucht?«
      Obwohl er litt und ganz benommen war, blickte er dem Commissario fest in die Augen. »Warum stellen Sie mir diese Frage?«

      »Weil ich sehe, dass Ihr Schmerz aufrichtig ist, Signor Piscopo. Seit dem Verschwinden Ihrer Frau sind drei Monate vergangen. Haben Sie die ganze Zeit gehofft, dass Ihre Frau am Leben ist? Und wenn ja, was dachten Sie, wo sie sich versteckt haben könnte? Bei einer Verwandten? Bei einer Freundin? Deshalb habe ich Ihnen diese Frage gestellt.«
      »Nein, Commissario, ich war schon am Tag nach ihrem Verschwinden überzeugt, dass ich sie nicht mehr lebend sehen würde.«
    »Warum?«

    »Weil sie weder Verwandte noch Freunde noch Bekannte hatte. Sie hatte niemanden, wo sie hätte hingehen können, da war nur ihre Schwester. Und wenn Sie mich jetzt so sehen, Commissario, dann deshalb, weil es eine Sache ist, an das Schlimmste zu denken, und eine andere, zu wissen, dass das Schlimmste wirklich passiert ist.«
    »Wie kommt es, dass die Signora keine Freunde hatte?«

      »Wissen Sie, sie waren Waisen, sie und ihre Schwester Concetta, die vier Jahre älter ist und früh geheiratet hat. Ich wohnte im Nachbarhaus und kannte sie von klein auf. Zwischen mir und Maria lagen zwanzig Jahre Altersunterschied. Aber das zählte nicht. Nach der Hochzeit hatte das arme Mädchen keine Gelegenheit, Leute kennen zu lernen. Sie wissen ja, was passiert ist.«
    »Nun, wo haben Sie die Signora gesucht?«

      »Ach... ich bin um das Haus herumgelaufen... habe die Nachbarn gefragt, ob sie sie gesehen haben... In dieser Nacht war es auch noch kalt, und es regnete. Außerdem war es

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