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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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diese Blamage?«
    »Hier hört uns niemand!« sagte Bob gereizt. »Hinter dem Felsen ist das große Schweigen.«
    »Ein Irrtum, Bob!« Hansen trat aus dem Gebüsch. Bob Skey riß Claudia an sich, als habe er eine Geisel in der Hand, hinter der er sich schützen wollte.
    »Aha, der liebe Onkel!« sagte er spöttisch. »Wohl selbst ein bißchen auf Jagd nach dem Nichtchen?«
    »Lassen Sie Claudia los, Sie Saukerl!« sagte Hansen ruhig. »Oder haben Sie solche Angst, daß Sie sich hinter einem Mädchen verkriechen müssen?«
    »Angst? Vor Ihnen?« Skey stieß Claudia von sich. Der Stoß war so stark, daß sie fiel. Die Zweige des Busches, in den sie stürzte, schnitten ihr ins Gesicht. Sie schluchzte laut, richtete sich in den Knien auf und hielt die Hände vor die blutenden Wangen.
    »Was nun, Onkel Titus?« sagte Skey. Seine Stimme war voller Gemeinheit. »Kommen Sie her. Ich bin gewöhnt, daß nach dem dritten Schlag keiner mehr steht! Sie können's probieren.«
    Es ist lange her, daß ich mich geschlagen habe, dachte Hansen. Damals, zur See, waren wir harte Kerle, aber das ist dreißig Jahre her. In dreißig Jahren kann ein Mensch zu Pudding werden. Ich habe keine Chance gegen diesen Bob Skey, wir wollen da ganz ehrlich sein. Aber aufgeben? Weglaufen? Sich mit Hohn beschmieren lassen? Er kam zwei Schritte näher und sah, wie Skey in den Knien federte. Und von dieser Sekunde an wußte Hansen, daß er nicht völlig unterlegen war. Er hat nur eine große Schnauze, durchfuhr es ihn. In Wahrheit ist er ohne Zweifel froh, wenn ich jetzt mit Claudia abhaue. Er hat Angst, und dieses Federn in den Knien, wie's die Boxer machen vor dem Gong, ist eine ganz erbärmliche Schau, die Kraft vortäuschen soll. Überlegenheit? Siegessicherheit? Im Grunde ist er feige.
    »Wir tragen jetzt hier einen Entscheidungskampf aus, Bob!« sagte Hansen gepreßt. »Für einen von uns ist diese Insel nicht der richtige Platz. Einer muß weg! Unter Männern kann man so etwas aushandeln, nicht wahr? Sie sind ein Schwein, Bob, und da auf der Insel nur Rinder, Hammel und Ziegen leben, wären Sie das einzige Schwein! Das geht nicht! Begreifen Sie das?«
    »Sie dämlicher Hund!« erwiderte Skey heiser. »Wenn ich richtig zugreife, habe ich Sie schon kastriert!« Er kam mit dem ersten Hieb, ansatzlos aus der Schulter, blitzschnell, eine gekonnte Gerade, das mußte Hansen zugeben, die nur den Fehler hatte, um einige Millimeter neben Hansens Kopf vorbeizuzischen. Hätte der Schlag getroffen, wäre die Entscheidung bereits gefallen.
    So aber, nach der mißratenen Überraschung, mußte sich Bob Skey etwas anderes einfallen lassen. Er kam nicht mehr dazu. Hansen traf ihn am Hals. Skey wurde bleich, er taumelte zurück und landete mit dem Rücken an einem Palmenstamm.
    »Das war ein gemeiner Schlag, Onkel Titus«, keuchte er. »Aber wie du willst – bringen wir uns also um!«
    Wortlos droschen sie jetzt aufeinander ein. Sie keuchten schwer dabei, und Hansen wunderte sich, wie gut er noch in Form war. Er war in diesen dreißig Jahren kein Pudding geworden, und auch die dreiundfünfzig Jahre, die er auf dem Buckel hatte, spürte er plötzlich nicht mehr. Er trieb Bob Skey mit wuchtigen Schlägen, meistens gegen Brust und Kopf, aus dem Wald, jagte ihn um die Felsnase herum, bis hin zu den ersten Feuern. Die Eingeborenen waren aufgesprungen. Hansen besaß ihren Beifall, und er erhielt einen Ehrenplatz in ihrer Mitte.
    Von Ranks Terrasse herab brüllte Baumann, dazwischen hörte man die Rufe Margas, deren Stimme kaum von der Claudias zu unterscheiden war. »Titus? Bist du verrückt! Was ist denn los mit dir?«
    »Behindern Sie ihn nicht, Alex«, sagte Dr. Rank seelenruhig und nahm einen großen Schluck Gin. »Und Sie, Marga, drehen sich rum! Der gute Titus ist dabei, zehn Jahre meines Lebens glattzubügeln. Was hat mir dieser Bob die Zehen weichgetreten, und ich konnte nichts tun, als dämlich zu grinsen. Manchmal war ich nahe daran, ihn einfach abzuknallen. Aber dann habe ich mich doch lieber besoffen. Ich habe eine zu große Achtung vor dem Leben, auch wenn's Bob Skey heißt.« Er klatschte in die Hände, als Hansen einen linken Haken anbrachte und Skey um das Feuer wirbelte. »Richtig so!« schrie er mit seiner hellen krächzenden Stimme. »Treib ihn ins Meer! Warte, Titus, ich blas' dir den Takt dazu!«
    Er rannte ins Haus, holte seine alte verbeulte Trompete, setzte sie an die Lippen und blies mit dem Einsatz seiner letzten Reserven das ewig junge, jedem

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