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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hingerissen. »Was sagt meine Familie dazu?«
    »Hier möchte ich nie wieder weg!« sagte Volker strahlend.
    »Eine eigene Bucht, Paps!« Claudia hakte sich bei ihm unter. »Werden wir auch ein Boot haben?«
    »Natürlich, Rehlein.«
    »Ein windgeschützter Hafen!« sagte Hansen mit dem praktischen Blick des alten Seemanns. »Das kann man ausbauen, Alex. Und hinter dem Riegel des Palmenwaldes ist verfilztes Land. Genug für eine Farm …«
    »Wir werden Zimt und Vanille anbauen. Und Gemüse.« Baumann legte seinen Arm um Margas Schulter. Ihr blondes Haar zerzauste der warme, durch die Felswand gemilderte Wind. Sie ist noch immer eine schöne Frau, dachte er. Hier habe ich Zeit, diese Tatsache gebührend zu würdigen. Drüben, in Deutschland, im zermürbenden Alltag, hatte man das alles übersehen. Mein Gott, sie ist ja noch in den besten Jahren! Wie wenig hat sie von ihrer Fraulichkeit gehabt, von der Liebe, die sie an mich fesselt, von den heimlichen Sehnsüchten, über die sie nie gesprochen hat. Ein Opfer meines Erfolgs, ein Mensch voll Liebe – immer allein mit seinen geheimsten Träumen. Die wenigen Augenblicke, in denen man sich fand … eine schreckliche Routine. Er empfand Routine hier doppelt armselig und begann Marga zu bewundern. »Was sagt unsere Mutter dazu?« fragte er forsch. Vielleicht etwas zu forsch.
    Marga lächelte schwach. »Es wird viel Arbeit geben!« sagte sie. Was sollte man auch sonst antworten?
    »Die typische Bemerkung einer Hausfrau!« lachte Baumann. »Morgen früh, Leute, spucken wir tüchtig in die Hände!«
    Etwas abseits standen Dr. Rank und Bob Skey. Sie betrachteten die Bucht. »Hier?« fragte Skey. Sein Gesicht drückte Ärger aus.
    »Warum nicht?« fragte Dr. Rank. »Was mißfällt Ihnen an der Bucht? Kennen Sie einen schöneren Platz auf Aimée? Ich nicht.«
    »Hat man den Baumanns gesagt, daß in der Bucht hier der Meeresboden schon nach zehn Metern abfällt und im tieferen Wasser Schwärme von Barrakudas lauern?«
    »Die gibt's überall, Bob!«
    »Aber nicht so dicht am Land! Nach zehn Metern Schwimmen wird's lebensgefährlich!«
    »Das ganze Leben ist Gefahr. Wenn man das weiß, kann einen nichts mehr überraschen.«
    »Sie sind aber ausgezogen, ein Paradies zu suchen, Vince.«
    »Wo gibt es das? Selbst in dem dämlichen Bibel-Paradies gab's die Schlange. Hier sind's die Barrakudas! Wenn's weiter nichts ist!«
    »Man sollte es den Leuten ausreden. Sie können es, Vince! Mich beißt dieser widerliche Hansen ab! Aber auf Sie wird man hören. Ich habe auf Mahé einen Küstenstreifen und einen Bungalow.«
    »Sie mit Ihrem Scheißbungalow!« sagte Rank. »Bob, ich kenne Sie zu gut! Wen wollen Sie zuerst, Mutter oder Tochter? Beide haben die romantische Schwermut in den Augen, mit der Sie herum jonglieren.«
    »Sie haben wieder einmal gesoffen, Vince!« sagte Skey böse.
    »Im Gegenteil, ich bin stocknüchtern und habe nicht einmal Verlangen nach einem Schluck.« Er blickte hinüber zu Volker und blinzelte vielsagend. »Ich habe eine neue Aufgabe – viel interessanter, als an der Flasche zu hängen. Aber das verstehen Sie nicht. Wann fahren Sie wieder ab?«
    »Vielleicht morgen.«
    »Bestimmt morgen, Bob!« Rank schnaufte durch die Nase. »Ich finde, Sie sind der einzige, der in einem Paradies stören könnte. Mehr als die Barrakudas. Verstehen wir uns?«
    »Wohl nie!« Bob Skey wandte sich ab und warf Claudia einen siegessicheren Blick zu. »Nur keinen Neid, Vince! Die Zeit für solche Sachen ist längst bei Ihnen vorbei.«
    Das klang wie Spott, aber Dr. Rank hörte noch etwas anderes heraus, und dies stimmte ihn nachdenklich. Er will sie von der Bucht weghaben, dachte er. Irgendwie mißfällt ihm, daß hier ein Haus stehen soll, und ich saufe nur noch Regenwasser, wenn es die Barrakudas sind, die ihm Sorge machen! Ein Bob Skey denkt in anderen Dimensionen. Diese Fische sind ihm im Grunde schnuppe.
    Das ganze Dorf feierte in der Nacht die Ankunft der neuen Siedler. Häuptling Balolonga hielt eine Rede, die eigentlich im vollen Wortlaut nur Dr. Rank verstand. Er brachte den riesigen Wortschwall schließlich auf einen allgemeinverständlichen Nenner: »Ganz Aimée betrachtet euch als Bruder und Schwester.« Dr. Rank nahm einen ausgiebigen Schluck aus seiner Ginflasche und rülpste ungeniert, allerdings mit einer Verbeugung in Richtung Marga, was eine Entschuldigung andeuten sollte. »Das hat Nachteile und Vorteile, lieber Alex«, sagte er zu Baumann. Er nannte die ganze Familie

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