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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Briten in die Knie fahrende It's a long way to Tipperary.
    Bis an den Rand des Dorfes hielt Bob Skey durch, Schritt um Schritt zurückweichend und verzweifelt um sich schlagend. Dann hatte er die Grenze erreicht, die jeder Mensch sich setzt und die zu überschreiten völlige Kapitulation bedeutet. Bob ließ beide Hände sinken und starrte Hansen aus verschwollenen Augen an. Die linke Braue war aufgerissen, ein Blutfaden lief über Auge und Kinn und tropfte auf die entblößte Brust, wo nun das goldene Medaillon ohnmächtig baumelte. Der Schlag, den Hansen gerade angesetzt hatte, traf ins Leere.
    »Ich habe Sie unterschätzt, Hansen«, sagte Bob Skey mit seinem wunderschönen Lächeln. Seine aufgesprungene Unterlippe zitterte heftig. »Wenn Sie mich zum Krüppel schlagen wollen, bitte, bedienen Sie sich.«
    Hansen setzte die Fäuste gegeneinander, die Knöchel seiner Finger bluteten. »Mir genügt, wenn ich Sie nicht mehr sehe!«
    »Ich werde natürlich wiederkommen, Hansen.« Skey versuchte noch ein Lächeln, das aber zu einer Fratze geriet. »Die Entscheidung liegt allein bei Ihnen! Schlagen Sie mich tot, dann haben Sie mich los. Lassen Sie mich leben, komme ich wieder.«
    »Ich bin kein Mörder!«
    »Sie sollten einer sein! Ich habe keine Skrupel wie Sie.« Bob Skey strich sich über das zerschlagene Gesicht. »Ich schwöre Ihnen, daß ich Sie irgendwo und irgendwann erwische und umbringe. Los also, machen Sie mich fertig! Es ist reiner Selbstschutz!«
    »Gehen Sie an Bord Ihres Schiffes!« sagte Hansen dumpf. »Morgen früh will ich Sie nicht mehr im Hafen sehen.«
    »Sie päppeln Ihren Mörder hoch!« Skey drückte den Handrücken gegen seine blutende Braue. »Aber ihr Moralisten könnt ja nicht anders! Ihr lächerlichen Humanitätsscheißer!« Er spuckte Blut aus und blickte hinauf zum Platz mit der Fahnenstange. Dort stand Dr. Rank und blies mit einigen überflüssigen Zwischentönen den River Kwai-Marsch. »Die freudige Rache der Wanze!« sagte Bob müde. »Sie lassen mich also gehen, Hansen? Gut. Dann rate ich Ihnen, in Zukunft jeden Schritt, den Sie tun, vorher mit einer Bombe zu sichern, denn ich werde überall sein, wo immer ich Sie treffen kann!«
    Er wandte sich ab, ging durch die Gasse der schadenfroh grinsenden Eingeborenen zum Ufer, setzte sich ins Boot und stakte hinaus zu seiner schwach erleuchteten Motorjacht. Dr. Rank schickte ihm ein schmetterndes Signal nach und klemmte dann seine Trompete unter die Achsel.
    Auf der Terrasse herrschte betretene Stille. Marga saß auf einer Art Steinbalustrade und blickte Bob Skey nach. Balolonga, der bisher brüllend seine Begeisterung kundgetan hatte, spürte, daß Freude hier nicht mehr angebracht war. Stolz setzte er seinen Homburghut mit dem Federschmuck auf und wieder ab, wie eine Kirmesfigur nach dem Takt des Orchestrions.
    Ganz dicht hinter Baumann stand Sathra, so dicht, daß sie beinahe seinen Rücken berührte. Sie blähte die schmalen Nasenflügel, als wolle sie den Duft dieses Mannes einsaugen. Ihr Atem glitt wie ein Kosen über seinen Nacken, aber Alexander Baumann spürte es nicht. Vor ihnen, wie eine leuchtende Schlange dem Ufer entgegenzüngelnd, loderten die Flammen der Lagerfeuer.
    »Ich habe Durst!« sagte Dr. Rank prosaisch in die Stille hinein. »Zum Satan, hab' ich einen Durst! Paradiese werden nicht vom Himmel geschenkt. Man muß sie sich selber schaffen. Prost, all ihr Lieben!«

6
    Was sind drei Wochen, wenn man sich ein Haus baut? Stehst du daneben und siehst zu, bleiben die Stunden an dir hängen wie dicker Sirup, aber wenn man selbst zu wenig Hände hat, um zuzupacken, wo es gerade nötig ist, kommt dir ein Tag vom Sonnenaufgang bis zum Abendrot nicht länger als ein mehrmaliges tiefes Atemholen vor.
    Balolonga hatte seine Spezialisten eingesetzt: Zunächst die zwanzig Männer, die mit Macheten den Bauplatz rodeten, die Baumstümpfe mit Stricken und Ketten aus dem Boden zogen – eine höllische Arbeit, denn die Palmwurzeln krallten sich in den Boden. Mit zwanzig Mann lagen sie in den Seilen, stemmten die Beine in die Erde, und die nackten Oberkörper glänzten nur so im Schweiß. Sie sangen, während sie zogen, in einem abgehackten Rhythmus, und so rissen sie die Stümpfe zentimeterweise aus dem Grund. Balolonga stand zwischen den vier Rodekolonnen, seinen schwarzen Homburg auf dem dicken Schädel – das stete Zeichen seiner Häuptlingswürde. Er brüllte als Vorsänger den uralten Sklavensong.
    Eine andere Kolonne Eingeborener

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