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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehört Sathra Ihnen und Sie ihr … Wie Sie aus diesem Teufelskreis der Liebe wieder herauskommen wollen, ohne Ihre tapfere Frau und Ihre fabelhaften Kinder zu opfern, das kann Ihnen keiner sagen!«
    »Es ist alles viel schlimmer!« sagte Baumann bedrückt.
    »Los, spucken Sie's aus!«
    »Ich habe Sathra geküßt.«
    »Bravo!« Rank schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, »der Mensch hat wahrlich eine höllische Begabung, aus jedem Paradies eine Hölle zu machen!«
    Tomamai kam in der nächsten Nacht; allein, ohne seinen kleinen schwarzen Gehilfen, ohne Sathra. Baumann, der ein paarmal auf dem Bauplatz gewesen war, wo sein Haus jetzt ein festes Dach aus Brettern und geteerter Pappe bekam, hatte auch Balolonga im Dorf besucht, unter dem Vorwand, ihm für die Hilfe seiner Leute zu danken. Er sah Sathra nicht. Auch nicht später, als er den Weg am Meer zurückging zu Ranks Haus. Sie war weder bei den Booten noch bei den anderen Frauen zu finden, die im Sand hockten und die Netze flickten.
    Volker hatte die Nacht in tiefem Schlaf überstanden. Abwechselnd hatten Marga, Claudia, Baumann und Titus Hansen die Nachtwache übernommen; gegen Morgen schlurfte Dr. Rank ins Zimmer, setzte sich an das Bett und wies mit dem Daumen zur Tür. »Legen Sie sich hin, Marga!« sagte er. »Ich passe auf ihn auf.«
    »Hat man Tomamai erreicht?« fragte sie, zum Umfallen müde.
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie stand auf, ging zur Tür, aber dort lehnte sie sich an den Pfosten und wischte sich mit beiden Händen über die Augen. Sie wollte tapfer sein, aber die Angst war mächtiger, und die entsetzliche Hilflosigkeit gegenüber dieser Krankheit hatte ihr allen Mut geraubt. »Sie glauben an den schwarzen Zauber, nicht wahr, Doktor?« fragte sie mit zitternder Stimme.
    »Nein!« Diese klare Antwort erschreckte sie. Ihre Augen weiteten sich. Dr. Rank schüttelte den Kopf. »Ich bin im Grunde, wie alle Ärzte, mißtrauisch gegen alles, was nicht in den Lehrbüchern steht. Eine Leukämie zu heilen mit Zaubertricks, das kann mir keiner einreden. Aber da ist etwas, was ich bewundere: Tomamais Fähigkeit, die Seelen der Menschen zu aktivieren. Ich sage bewußt: aktivieren! Wir Normalbürger wissen ja gar nicht mehr, was eine Seele ist. Wir kümmern uns einen Dreck darum. Seele, das sagen wir, wenn wir uns verlieben, dabei ist's meistens nur eine vermehrte Ausschüttung von Sexualhormonen. Seele, die meinen wir zu spüren, wenn ein uns nahestehender Mensch stirbt. Was ist es? Eine Art Selbstmitleid, daß man jetzt allein zurückbleibt. Ich hatte einen Freund, der jahrelang den Tod seiner Frau betrauerte. ›Mir fehlt der tägliche eheliche Krach!‹ jammerte er. Ist das nicht typisch?«
    »Sie haben wohl gar keine Achtung mehr vor den Menschen, Doktor?«
    »Wenig.« Rank machte sich's auf dem alten wackeligen Stuhl bequem. »Eine kurze Zeitspanne hatte ich geglaubt, daß die Familie Baumann so etwas wie ein Idealfall sei. Zum Teufel, habe ich mir gesagt, sieh dir diese Familie an, Vince! Ein Schicksalsschlag haut sie in die Fresse, aber sie kapitulieren nicht, nein, sie fangen ein völlig neues Leben an, um diesem Schicksal Trotz zu bieten und das Beste, was möglich ist, noch herauszuholen. Vince, sage ich, du hast dich geirrt, es gibt doch noch Menschen, die nicht in der Gleichgültigkeit ersticken.«
    »Und das glauben Sie nicht mehr?«
    »Sie sind eine wundervolle Frau, Marga. Passen Sie auf Alex auf.«
    »Sie meinen, Bob Skey könnte zurückkommen?«
    »Auch. Bei einem Mann um die Fünfzig sind Umkehrungen gefährlich.«
    Sie nickte, verstand ihn aber nicht. Sie dachte wirklich nur an Bob Skey und einen Augenblick – ganz tief drinnen – an dieses widerliche Gefühl von Neid, als Bob sich so ausschließlich um ihre Tochter Claudia gekümmert hatte. So hatte sie eine seltsame Art von Befriedigung empfunden, als Titus Hansen ihn von der Insel prügelte.
    Nun war wieder die Nacht gekommen, das Fieber war zurückgekehrt, Volker saß im Bett, von zusammengerollten Säcken gestützt. Er hatte durchgesetzt, daß Baumann nicht nach Mahé funkte, um den Hospitalhubschrauber anzufordern. »Ich will hierbleiben!« hatte er gesagt. »Ich lege mich in kein Krankenhaus! Ich habe keine Schmerzen. Ich habe mich so wohl gefühlt, als er mir den Stock mit dem Schlangenkopf auf den Leib gelegt hat.«
    »Was hat Tomamai dir auf den Leib gelegt?« fragte Hansen gedehnt.
    »Sie hören es doch. Einen Stock mit einem Schlangenkopf!« sagte Dr. Rank. »Was

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