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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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kein Erbarmen kannte. Es war nichts als die unerbittliche Grausamkeit der freien Natur: Vernichte, um zu überleben. Sie wußte es nicht anders, trotz Missionsschule und christlicher Taufe.
    »Geh«, sagte Baumann heiser und ließ die Arme sinken. »Ich werde euer verdammtes Paradies ohnehin verlassen!«
    »Dann töte ich mich!«
    Er starrte sie entsetzt an, und in ihrem schwarzen Blick erkannte er die volle Tragik dieser Worte. Da warf er sich herum und rannte davon, am Dorf entlang und hinauf zu Ranks Haus.
    Volker empfing ihn auf der Terrasse, das Gewehr entsichert in den Händen. »Mama schläft«, sagte er. »Aber sie weint im Schlaf.«
    Natürlich wußte auch Bob Skey keinen Rat, als er von Dr. Rank, Hansen und Fred Dylon über den Vorfall unterrichtet wurde. Mit eindrucksvollen Worten gab er seinem Entsetzen Ausdruck; er schlug vor, die Insel zu durchsuchen, was ja bereits geschah. Er wollte die Regierung mobilisieren, und er schien zufrieden zu sein, als man das ablehnte. »Das wäre Claudias Tod!« knirschte Dylon. »Aber das schwöre ich, dieses Schwein schnapp ich mir.«
    Mit einem mokanten Lächeln, das zum sofortigen Zuschlagen reizte, fuhr Bob wieder hinüber zu seiner hellerleuchteten Prunkjacht.
    »Warten wir ab!« sagte Hansen voll ohnmächtiger Wut. »Was bleibt uns anderes übrig.«
    In dieser Nacht blieben sie alle in Dr. Ranks Haus und umringten Dylons Funkeinrichtung. Rank lief unruhig wie ein Tier im Käfig hin und her. Plötzlich blieb er ruckartig vor Hansen und Baumann stehen. »Sie haben mir doch mal erzählt, daß Sie die Seychellen von früher kennen«, sagte er. »Aus dem Krieg.«
    »Und vom U-Boot aus.« Hansen winkte ab. »Soll ich Ihnen jetzt ein Seemannsgarn spinnen, Vince?«
    »Trauen Sie sich noch zu, ein U-Boot zu bedienen, oder wie man das bei Ihnen nennt?«
    »Doc, das ist eine dämliche Frage. Was soll das?«
    »So dämlich ist sie gar nicht.« Dr. Rank goß sich einen Gin ein und kippte ihn wie Wasser. Dann rülpste er genußvoll. »Um Mauritius herum und hier bei den Seychellen, bei Madagaskar und Sansibar operierten damals auch deutsche U-Boote.«
    »Wem erzählen Sie das?«
    »Und es gibt hier eine kleine Insel, unbewohnt, die man Douceur nennt. Eine Insel ›Süße‹ zu nennen, ist schon verrückt. Aber noch verrückter ist es, daß die Deutschen auf der ›Süßen‹ damals etwas liegengelassen haben.«
    »Ein U-Boot!« sagte Hansen sarkastisch. »Vince, stellen Sie die Ginflasche schleunigst weg!«
    »Zum Satan, bin ich denn besoffen? Niemand weiß davon, und ich habe das U-Boot vor vierzehn Jahren zufällig bei einem Fischzug entdeckt, weil ich wegen eines plötzlichen Sturmes auf der ›Süßen‹ in Deckung gehen mußte.«
    »Ein U-Boot!« sagte Hansen wieder.
    »Jawohl, Mister Arsch! Ein deutsches Mini-U-Boot! Nicht Ihre Wunderwaffe Nummer Soundsoviel, sondern ein Zwei-Mann-Boot mit allem Drum und Dran!«
    »Ein schwimmender Sarg«, sagte Hansen mit einem Seufzer. »Alex …« Er sah Baumann groß an. »Das verdammte Ding, das sie damals erprobten, weißt du noch? Das den Radar unterlaufen sollte, was natürlich Blödsinn war! Ein Zwei-Mann-Boot mit einem Torpedo. Es ist, glaube ich, nie zum Einsatz gekommen. Einige große Boote nahmen sie als Beiboote mit, um sie zu testen. Vince …« Er wandte sich an Dr. Rank. »Erzählen Sie keine besoffenen Märchen! Sie wollen so ein Ding gesehen haben? Unmöglich.«
    »Woher wüßte ich's sonst, Sie feuchter Knabe!« Dr. Rank setzte sich beleidigt. »Es liegt auf Douceur an Land, friedlich an der Küste schlummernd. Ich bin sogar reingeklettert und habe mich auf den Führersitz geklemmt. Höchst unbequem und eng die Sache, und dazu noch Räderwerk, Hebel und Uhren. Auch ein Hebel mit einem rotlackierten Knopf.«
    »Der Abschußhebel«, sagte Hansen gepreßt. »Junge, Junge.«
    »Glauben Sie mir jetzt?«
    »Ja!« Baumann sprang auf. »Sagen Sie bloß noch, das Boot hat noch einen Torpedo im Rohr.«
    »Das weiß ich nicht. Ich habe ab und zu meinen Patienten in den Darm geschaut, aber noch nie im Leben einem U-Boot!«
    Hansen starrte seinen Freund an. Es war nicht schwer für ihn, Baumanns Gedanken zu erraten. »Du bist verrückt!« sagte Hansen heiser. »Alex, du bist total verrückt! Das geht nicht mehr! Das ist Wahnsinn!«
    »Ich möchte das Boot sehen, Doktor.«
    »Vergessen wir's!« rief Hansen.
    »Ich hatte die gleiche Idee wie Alex«, sagte Dr. Rank nachdenklich. »Wenn ihr nicht alles verlernt habt, und wenn noch ein

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