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Die Nacht des schwarzen Zaubers

Die Nacht des schwarzen Zaubers

Titel: Die Nacht des schwarzen Zaubers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Die Mündungsklappen des Torpedorohres waren ebenfalls geschlossen.
    »Unser Sarg«, sagte Hansen fast andächtig. »Mein Gott, was habe ich an so einem Ding trainiert und nie gefahren! Als sie zum Einsatz kommen sollten, war alles schon zu spät.«
    »Da schau, nun stehen Sie da und staunen! Fallen Sie mir bloß nicht auf den Arsch!« sagte Dr. Rank vorwurfsvoll. »Aber glauben wollten Sie's nicht!«
    »Es ist unglaublich! Warum haben die Jungs den Kleinen hier abgelegt? Welches U-Boot war es? Warum haben sie den Sarg nicht versenkt, wenn sie ihn schon loswerden wollten?«
    »Fragen Sie mal bei der Times unter Vermischtes an!« knurrte Rank. »Ist das Ding in Ordnung?«
    Baumann ging langsam auf das Zwei-Mann-U-Boot zu und kletterte an Deck. Er beugte sich über das Turmluk und drehte am Verschlußrand. Schon der erste Ruck glückte. »Nicht verrostet!« sagte er atemlos. »Sie haben alles gut eingefettet! Hat dreißig Jahre gehalten!«
    »Preußischer Drill!« Dr. Rank stieß Hansen in den Rücken. »Nun stehen Sie nur nicht stramm, und bekommen Sie mir keine nassen Augen … sehen Sie lieber nach, ob alles in Ordnung ist.«
    Hansen und Baumann kletterten in den Doppelturm. Sie zwängten sich auf die Sitze und sahen einander schweigend an.
    »Fett sind wir geworden!« sagte Hansen mit belegter Stimme.
    »Es … es fehlt nichts.« Baumann legte die Hände in den Schoß. »Wenn wir es ins Wasser bringen, wenn die Dieselmotoren noch arbeiten, die E-Maschinen aufgeladen werden, wenn wir es dann testen und alles funktioniert, dann …«
    »Dann saufen wir ab, weil die Schiffshaut wahrscheinlich morsch ist wie Zunder.«
    »Sogar der Süllrand ist in Ordnung.«
    Baumann strich mit den Fingern über den Dichtungsrand des Turmluks. »Titus, laß uns die Maschinen nachsehen …«
    »Davon verstehe ich nichts.«
    »Aber ich. Ich habe als Dieselheizer angefangen.« Sie krochen aus dem Turm, öffneten mit den Werkzeugen, die noch vorhanden waren, die Deckel zu den Motoren und fanden auch hier alles in bester Ordnung.
    »Ein ganz neuer Sarg!« sagte Baumann. »Der hat noch nie gefahren. Blank wie ein Kinderpopo.«
    Dr. Rank kletterte auf dem Boot herum und setzte sich vor den Turm aufs Deck. Über ihm war das verblichene Wort Rosemarie zu lesen. »Ist ein Torpedo drin?« fragte er.
    Hansen und Baumann sahen sich fragend an. Die Mündungsklappe des Rohrs war zu und nur von innen zu betätigen. Es gab nur dieses eine Rohr; war der Torpedo verschossen, mußte das Kleinboot zurück zum Mutterschiff und sich von vorn neu laden lassen. Die Kontrollampe brannte nur, wenn die elektrische Anlage in Betrieb war.
    »Die lassen kein Boot zurück mit einem scharfgemachten Torpedo!« sagte Hansen.
    »Und wenn doch?«
    »Dann ist schon das Wassern ein Todeskommando!« sagte Hansen gepreßt. »Alex, nach dreißig Jahren, wer weiß, was da in so einem Torpedo vorgeht. Überleg's dir …«
    »Übermorgen schwimmen Waffen für eine ganze Revolutionsarmee nach Afrika! Da soll ich noch überlegen!«
    »Bis übermorgen bekommen wir das Boot sowieso nicht flott! Allein das Aufladen der E-Maschinen …«
    »Wir fahren sofort zurück, Doktor!« sagte Baumann unnachgiebig. »Und dann mit dem größeren Motorboot und den Dieselfässern wieder zurück nach Douceur. Außerdem brauche ich dreißig kräftige Männer, nein, fünfzig, um das Boot ins Wasser zu bringen. Wann können sie hier sein?«
    »Mit den Auslegern und Segeln? Bis heute nacht.«
    »Wir schaffen das nie! Nie!« schrie Hansen fast hysterisch. »Wir bekommen Claudia zurück, das reicht! Was gehen uns die Waffen an!«
    »Das sagen Sie!« Dr. Rank blickte Hansen sehr ernst an. »Ich habe einmal drüben in Kenia einen Schwarzenaufstand mitgemacht. Sie hatten Waffen aus Rußland. Daß ich davongekommen bin, verdanke ich bloß meiner Feigheit. Aber seitdem hasse ich einen Waffenhändler mehr als die Pest!« Er rutschte vom Deck. Auf der Stelle griff er in die Gesäßtasche, zog eine flache Flasche hervor und setzte sie an den Mund. »Das war eine gute Idee«, sagte er dann. »Die Idee mit Rosemarie …«
    In Dr. Ranks Haus geschahen unterdessen seltsame Dinge. Sathra erschien am frühen Morgen, wieder eingewickelt in ihr enganliegendes Gewand, das diesmal von einem leuchtenden Blau war. Sie brachte einen zugedeckten Korb mit. Volker, der mit dem Gewehr am Arm vor der Tür seiner Mutter eingeschlafen war, fuhr plötzlich hoch und legte sofort an. Angst stand in seinen Augen, aber er wich keinen

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