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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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Gedächtnis rufen konnte. Nur Eric schien zunehmend unter der Situation zu leiden. Allein sein konsequentes Festhalten an seinem Ziel: Rache an dem Mörder seiner Jugendfreundin hielt seinen Verstand einigermaßen in Ordnung.
    Nachdem sie die Hoffnung aufgegeben hatten, dass sich eine der Türen, die sowieso nur wieder in weitere endlose Gänge geführt hätte, öffnen ließ, schenkten sie ihre Aufmerksamkeit dem Spalt, der sich rund um die Plattform zog. Elaine und Eric versuchten mit den Fingern irgendeine Art Mechanismus in dem Spalt zu finden, während der Professor und Wessel die Wände nach Hebeln oder Knöpfen absuchten.
    Als sie schon aufgeben wollten, hatte Elaine eine Idee.
    Es gab keine Zufälle in dieser Geschichte, ein Schicksal hatte sie zueinander und hierhin geführt. Also war auch ihre damalige erste Begegnung mit ihrer Nachbarin kein Zufall, und es war kein Zufall, dass sie seit Wochen diese Karte mit sich herumtrug.
    Sie nahm die Karte und ließ sie in den Spalt fallen.
    Eine Weile geschah nichts, dann meinte sie ein Vibrieren unter ihren Füßen zu spüren.
    Sie blickten sich an. Rosner nickte leicht. Sie hatten es alle bemerkt.
    Die Plattform begann, sich langsam zu bewegen.
    Eric ging zu Elaine und nahm ihre Hand, es hatte so aussehen sollen, als wolle er ihr Schutz bieten, aber in diesem Moment kam er sich wieder so vor, wie damals auf dem Parkplatz, wie das berühmte Kaninchen vor der Schlange.
    Er hatte Angst.
    Die Plattform begann, sich zu drehen. Langsam zog eine der eisenbeschlagenen Türen an ihnen vorbei. Die Plattform rieb sich am Rund der Halle. Ein Geräusch, als schlüge jemand tausend Kieselsteine aneinander, erfüllte ihre Ohren. Kleine Steinsplitter schossen, herausgesprengt von dem Reibungsdruck, aus dem Spalt.
    "Wir müssen in die Mitte gehen ," rief der Professor, "wenn sich die Platte noch schneller dreht, wird uns die Fliehkraft an die Wand drücken."
    Vorsichtig bewegten sie sich in Richtung der Mitte der Plattform.
    Die Drehbewegung wurde schneller.
    Das Kieselsteingeräusch wurde zu einem Kreischen.
    Ein Riese schien sein Messer immer schneller an einem unsichtbaren Wetzstein zu schärfen.
    Sie standen jetzt in der Mitte der Plattform. An ihnen vorbei begannen die Wände zu rasen. Immer mehr Steinsplitter flogen wie Geschosse durch die Luft. Rosner wurde von einem Splitter an der Schulter gestreift. Hätte ihn der Splitter direkt getroffen, wäre er zweifellos sofort tot gewesen.
    "Wir müssen uns bücken ," schrie er, "wir müssen unsere Angriffsfläche verringern."
    Sofort bückten sich alle und drückten sich zu einem Haufen zusammen. Splitter zischten mit pfeifenden Geräuschen durch die Luft und schlugen in die Wände ein. Jetzt wussten sie, wo die Löcher herkamen.
    Wessel bemerkte es zuerst.
    Er rief etwas, aber die anderen verstanden ihn nicht. Dann bemerkte es auch Elaine.
    "Wir sinken ," schrie sie gegen das Kreischen der sich an den Wänden reibenden Plattform an.
    Die Plattform drehte sich wie eine riesige Schraube in den Boden.

 
    ***

 
    Aus dem Gang vor ihnen ertönte ein leises Sirren.
    Eckhardt blieb stehen. Er lauschte, aber das Sirren hatte aufgehört.
    "Weiter ," befahl er.
    Die Bornsens ließen sich los und nahmen die Pump- Guns von den Schultern in beide Hände.   Man konnte nie wissen, ob es nicht doch etwas zu erschießen gab, da vorne. Der Grieche begann, sich nach hinten umzublicken, aber er war sich sicher, dass der Ausbruchsversuch der Apothekerin kein gutes Ende genommen hatte. Also versuchte er es gar nicht.
    Sie gingen weiter, als sie plötzlich alle das Sirren hörten. Wie ein Schwarm Heuschrecken.
    Unter einem plötzlichen Schmerz krümmte sich Eckhardt zusammen.
    Das Embryo war wach geworden.
    Sofort begann es mit einer Geschwindigkeit zu rotieren, das ihm ganz schlecht wurde. So schnell hatte es sich noch nie bewegt.
    Es konnte nicht mehr weit sein.
    Eckhardt begann zu laufen.

 
    ***

 
    Tanners Wahnvorstellungen wurden heftiger. Die seltsamen Streifen, die um sie herum wischten, begannen für sein benebeltes Bewusstsein Gesichter zu bekommen. Unwillkürlich musste er unter seiner verschwitzten Gasmaske kichern. Der Streifen, der eben an ihm vorübergeflogen kam, hatte das Gesicht seines Vaters.
    Er blieb stehen und senkte den Kopf. Hinter ihm liefen die Männer der Sondereinheit in seine Hacken. Der Mann vor ihm bemerkte, dass etwas nicht stimmte und ließ halten.
    "Etwas nicht in Ordnung?" fragte der Mann hinter ihm.
    "Nein,

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