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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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sein würde.
    Sie sah ihre Unsterblichkeit.

 
    ***

 
    Nach einigen Versuchen stellte Eric fest, dass sie in dem Nebel etwa zwanzig Zentimeter weit sehen konnten, also nahmen sie ihren ganzen Mut zusammen, tauchten mit den Köpfen in den Nebel ein und gingen weiter.
    Das Zeug brannte in den Augen, aber schließlich bemerkte Elaine, dass der Nebel verschwand, wenn sie die Augen schloss. Auch das Brennen hörte fast auf, sobald sie sich auf ihr inneres Auge verließen. Der Gang lag weiterhin vor ihnen, aber das grüne Gewaber war weg.
    Also gingen sie mit geschlossenen Augen weiter.
    Die Fische, die sie eine ganze Weile begleitet hatten und die sie manchmal sanft gezwickt hatten, ohne ihnen aber wirklich weh zu tun, waren seit einiger Zeit verschwunden.
    Rosner war der Meinung, dass es sich bei diesem Phänomen um eine Art Materialisation ihres Gewissens gehandelt hatte.
    "Sie zwicken dich, aber wenn du ein einigermaßen anständiger Mensch gewesen bist, tun sie dir nichts wirklich Schlimmes an."
    Einmal meinte Elaine im Gang vor sich den Schatten eines Mannes wahrzunehmen der eine Fackel hoch über seinem Kopf erhoben trug. Der Mann drehte ihr den Rücken zu und ging in dieselbe Richtung wie sie. Er war klein, schien aber sehr stark zu sein, das schloss sie jedenfalls aus seinem Rücken, der sich kräftig unter einer Jacke aus grob gewirktem Leinen abzeichnete.
    Instinktiv öffnete sie kurz die Augen um ihn besser erkennen zu können, sah aber nur wieder in die dicke Suppe aus Nebel hinein und als sie die Augen erneut schloss, war der Mann weg.

 
    ***

 
    Die Sturmgewehre geschultert, bahnte sich die Einheit ihren Weg immer tiefer in die Katakomben des Archivs. Die Nachtsichtgeräte ließen die Gänge vor ihnen in einem eigentümlichen Licht, in grüner Deutlichkeit, erscheinen.
    Von der ersten Abzweigung an entrollte der Chef der Truppe eine dünne Nylonschnur an der sie sich orientieren konnten. Sobald der Gang, in dem sie sich gerade befanden, ein totes Ende erreichte, machten sie, der Schnur folgend, kehrt und schlugen einen anderen Weg ein.
    Den Nebel bemerkten sie erst, als einer der Männer zufällig stolperte und sich beim Festhalten an seinem Vordermann das Nachtsichtgerät vom Kopf riss.
    Der Mann machte sofort den Anführer der Truppe auf den Nebel, der durch die Nachtsichtgeräte nicht zu erkennen war, aufmerksam.
    Erst jetzt brachten die Männer den unangenehmen Geruch, den sie schon länger bemerkt hatten, mit dem Nebel in Zusammenhang.
    Ihr Anführer befahl ihnen, Gasmasken aufzusetzen.
    Man wusste nie, was für ein giftiges Zeug aus jahrhundertealten Kanalisationen seinen Weg zu ihnen hinauf finden konnte.

 
    ***

 
    Nachdem Wessel schon seit einiger Zeit bemerkt hatte, dass die Gänge immer enger wurden und er schon befürchtete, dass er in eine weitere Sackgasse geraten war, erreichte er schließlich eine riesige Halle, hoch wie das innere des Doms, den er einmal bei seiner Reise nach Köln gesehen hatte, keine von den kleinen Hallen, von denen aus es bisher immer tiefer in die Katakomben gegangen war. Zwar waren auch hier weitere Türen in den gegenüberliegenden Wänden zu erkennen, aber die Halle schien der Endpunkt all der Gänge zu sein, die sich zweifellos auch hinter diesen Türen befanden.
    Er versuchte die Decke des Gewölbes zu erkennen, aber es war nichts weiter zu sehen, als die schroffe Wand, die sich zur Spitze hin rundete um im Dunkel zu verschwinden. Über und über war die Wand von Tausenden von kleinen Löchern zernarbt .
    Der Boden der Halle bestand aus einer großen Steinplatte.
    Die Steinplatte war rund und aus einem einzigen Stück Fels. Ein Spalt zog sich rund um die Platte und grenzte sie gegen die Wände der Halle ab. Er konnte nicht erkennen, wie oder wo diese Platte festgemacht war. Vorsichtig prüfte er mit einem Fuß, ob sie seinem Gewicht nachgeben würde.
    Fest und sicher ruhte sie unter seinen Füßen.
    Er trat aus dem Ende des Ganges heraus und schritt die Plattform an ihrem Rand ab. Der Spalt war sehr eng, nur hier und dort konnte er einen Finger in die Ritze zwischen Steinplatte und Wand stecken. Er fragte sich, durch welche Kraft die Platte wohl oben gehalten wurde, und wofür diese Halle wohl gebaut worden war, dann untersuchte er, ob er eine der anderen Türen, die in gleichmäßigen Abständen in die Wand gelassen waren, öffnen könnte, aber sie waren alle fest verschlossen, also setzte er sich in die Mitte der Plattform und wartete.
    Wenn er

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