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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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nachdem auch der Vater verstorben war, den Hof bewirtschafteten, waren ebenso grob wie der Vater selbst und die übrigen Männer des Dorfes Klotten , nah bei der Stadt. Aber der Hof der Oberhusers war der größte der Umgebung, und das gab ihrem Auftreten etwas, was sie im Wirtshaus über die anderen hinaushob. Niemand traute sich an sie heran, zum einen, weil sie immer zu zweit auftraten, zum anderen eben, weil sie wohlhabend waren und ihre Stimme bei der Gerichtsbarkeit etwas galt. Wehe dem , der sich mit ihnen anlegte. Bei Streitigkeiten hatten sie noch immer die Oberhand behalten, und so mancher Fremde hatte nicht nur mit eingeschlagenem Kiefer, sondern auch mit den Gerichtsdienern am Hals das Dorf verlassen müssen.
    Barnabas war der stärkere von den beiden und sein Aussehen hätte einem Wolf Angst gemacht. Er war einen Kopf größer als der größte Mann der Stadt und hatte Hände so schwer, dass es hieß, er könne ein Wildschwein mit einem Hieb totschlagen, und als er noch ein Kind gewesen war, hatten die schwarzen Pocken ihre Niederlage gegen einen unbändigen Lebenswillen mit tausend Narben in seinem Gesicht besiegelt.
    Jetzt stapfte er durch die Tenne in die Küche des Haupthauses, stieß rüde die Mägde beiseite und griff zur Weinkaraffe, aus der er sich reichlich in einen Becher eingoß . Er setzte an und leerte den Becher in einem Zug, donnerte ihn auf den hölzernen Tisch und brüllte die Mägde an.
    "Raus hier, Pack. Ich will alleine saufen."
    Mit Wucht ließ er sich auf die Bank fallen und legte den Kopf in die Hände. Vor der Tür drängten sich Mägde und Knechte, zu ihnen gesellte sich Rüdiger. Aber sie trauten sich nicht hinein. Wenn Barnabas in einer solchen Stimmung war, durfte sich ihm niemand nähern, nicht einmal sein Bruder. Leicht konnte er die Blutsbande vergessen und selbst ihn windelweich prügeln. Wie jeden hergelaufenen Fremden.
    Er brütete über die Ursache des Unglücks, welches sie seit dem Unfall des Vaters im vergangenen Sommer befallen hatte, nach. Die Ernte schlecht und das Vieh brachte nur noch Totgeburten.
    Das konnte doch nicht Gottes Wille sein.
    Und wenn es nicht Gottes Wille war, so dachte er weiter, so konnte es nur der Wille des Teufels sein. Ja, war denn nicht der Versucher in den Gaul gefahren, als der den Vater abwarf und zu Tode schliff? Im Zaumzeug hängen geblieben und das verfluchte Pferd war immer weiter gelaufen. Schließlich war der Vater liegen geblieben und am nächsten Morgen hatte man nur noch seine Leiche bergen können.
    "Ja ," dachte er wütend, "der Teufel hatte sicher seine Hand im Spiel."
    Aber selbst der Teufel tut nichts umsonst. Und der Vater war ein gottesfürchtiger Mann. Feinde hatte er hier auf Erden genug gehabt, aber nicht im Himmel. Warum hatte also der Herr zugelassen, dass der Leibhaftige das Leben des Vaters an sich riss? Nein, das konnte niemand glauben.
    Er leerte noch einen Becher, rang die Hände, die Augen rot von Tränen der Wut und den Geist langsam in Wein eingetaucht.
    "Wenn aber der Teufel seine Hand im Spiel hatte ," dachte er weiter, "dann nur, weil jemand einen Pakt mit ihm eingegangen war. Ohne menschliche Hilfe vermag der Teufel nichts."
    Was lag da näher, als eine Hexe in der Nähe zu vermuten? In den Dörfern und Städten der Nachbarschaft machte man der verfluchten Hexensekte schon seit einigen Jahren den Prozeß . Zu Dutzenden brannten die Scheiterhaufen und der süße Geruch verschmorten Ketzerfleisches kitzelte den gottesfürchtigen Menschen die Nase und erinnerte sie an ihre Christenpflicht. Unter der gerechten Folter gestanden sie ihren Frevel und verrieten ihre Komplizen. Erschreckend war das Ausmaß der Verschwörung gegen die christliche Kirche. Es war offenbar, dass ganze Dörfer, und besonders die Weiber, in das teuflische Werk verstrickt waren. Aber sie brannten und sühnten.
    Nur hier, in ihrer Gegend, waren die verdammten Hexen angeblich nicht zu finden. Dass er nicht lachte, die Obrigkeit sprang einfach zu sanft mit den alten Weibern um.
    Sein Kopf wurde schwer. Die Sorge um den Hof drückte ihn in einen unruhigen, von schweren Träumen beladenen Schlaf.

 
    ***
    Barnabas träumte, dass er sich im Wald verlaufen hätte. Er wusste nicht, wie er in diesen Wald hineingeraten war und wusste nicht, wie er wieder hinaus gelangen sollte. Es war nicht der Wald den er kannte, der, der sich um sein Ackerland wand wie eine Schlange um ihr Opfer. Die Bäume hier in diesem Wald waren riesig, mit grau glänzenden

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