Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)
zwölf Apostel erinnerten, als diese an Ostern die Flamme des Heiligen Geistes empfingen. In einer seiner kurzen, klauenbewehrten Pfoten trug der Dämon eine Art Zepter und aus der anderen Pfote züngelte eine Flammengarbe. Barnabas sah mit Erstaunen, dass diese Flamme kein Licht aussandte, sondern im Gegenteil das Licht der Umgebung in sich aufsaugte und eine unheimliche Aura schwärzester Dunkelheit um sich verbreitete. Das Ungeheuer öffnete seine mit riesigen Zähnen besetzte Schnauze und ein Gewimmel von Würmern und großen, schwarzen Käfern wurde sichtbar. Das Getier schien direkt aus der Kehle des Ungeheuers zu wachsen, drängte sich im Maul, quoll an den Seiten heraus und wurde gleichgültig zermalmt, wenn das Maul sich schloss. Für einen Moment schob sich der Mond durch die Wolkendecke und Barnabas konnte genauer erkennen, woraus der Haufen bestand, auf dem der dämonische Bastard aus Nilpferd und Krokodil da saß. Er hockte auf einem Berg menschlicher Leiber. Arme und Beine hoben sich wie Stacheln aus dem Haufen hervor, einige der Glieder bewegten sich wie Schilf im Wind. Sie schienen zu winken oder sich in der Luft festkrallen zu wollen, um in einem unmöglichen Versuch dem Untier zu entkommen.
Bevor Barnabas sich, von Grausen erfüllt, abwenden konnte, fiel direkt vor ihm einer der nackten Männer nieder, Blut tropfte ihm aus einer klaffenden Kopfwunde, in der Hand hielt der Mann einen groben Stock. Im selben Moment stürmte ein anderer Mann auf Barnabas zu und erteilte ihm mit seinem Stock einen heftigen Schlag gegen die Schulter. Barnabas fiel zu Boden und der fremde Mann schlug weiter auf ihn ein. Schon war Barnabas einer Ohnmacht nahe, als er mit seinen Händen den Stock des Mannes, der gerade vor ihm gefallen war, erreichte. Er ergriff ihn und parierte, noch am Boden liegend, den Angriff. Dann sprang er auf und schlug auf den Angreifer ein. Mit einem Stöhnen sank dieser nieder. Barnabas schlug weiter auf den Mann ein und erst als der Angreifer sich nicht mehr bewegte, ließ er von ihm ab.
Der Angriff hatte ihn seine Angst, die er eben noch beim Anblick des Dämonen gespürt hatte, für eine Sekunde vergessen lassen. Von rasendem Triumph und blinder Wut erfüllt, stürmte er, nicht weiter überlegend, auf die Lichtung. Mitten hinein in die Schlacht. Ein anderer nackter Mann rannte auf ihn zu, stoppte kurz vor ihm seinen Lauf, blickte ihn, keuchend und mit weit aufgerissenen Augen an, drehte sich um und verlor sich wieder im Geschrei der Schlacht. Barnabas stürmte ihm hinterher, mit seinem Knüppel nach links und rechts schlagend und hauend. Knochen knirschten unter seinen Schlägen, Gegner jaulten auf und fielen. Wieder lief ein Mann auf ihn zu, den Stock erhoben, stoppte und wandte sich ab.
Warum hatte der Mann ihn nicht angegriffen?
Barnabas blickte an sich herunter und sah, dass auch er plötzlich vollkommen nackt war. Verwundert blickte er abwechselnd auf den Stock in seiner Hand und auf die Kämpfenden. Jetzt bemerkte er, dass die Einen Stöcke in Händen hielten, wie auch er einen hatte, unbearbeitet und mit dunkler Rinde bedeckt, während die anderen Stöcke trugen, die von der Rinde befreit waren und die matt im Mondlicht glänzten.
Die beiden Männer die sich von ihm abgewandt hatten, hatten eben solche Stöcke getragen wie er und ihn offensichtlich daran als Kumpan erkannt.
Hier kämpften Parteien gegeneinander, erkannte Barnabas. Er blickte über den Platz. Überall nackte Leiber, ineinander gehauen, verkeilt, stöhnend, fallend, es stank nach Schweiß und Blut. Der Schnee bekam eine schmutzigrote Färbung.
Also ging es gegen die Anderen, die mit den blanken Stöcken. Der Zufall, so dachte Barnabas, hatte ihm die Partei gewiesen, auf deren Seite er kämpfen sollte.
Ohne weiter zu überlegen hob er seinen Stock hoch in die Luft und ließ ihn mit einem Schrei auf den Schädel eines „Blanken“ niedersausen. Der Kopf des Gegners platzte wie ein Kürbis und gab Blut und Hirn an Mutter Erde zurück. Er erhielt von hinten einen Schlag, drehte sich um und ließ seinen Stock wieder sausen. Der Gegner fiel, an der Kehle getroffen, gurgelnd nieder und hauchte sein Leben aus.
Plötzlich, mitten in der Lust des Kampfes, spürte Barnabas etwas ihn zwischen den Schultern berühren.
Er sah sich um.
Über die Kämpfenden hinweg sah ihn das Untier vom Leichenberg her direkt an.
Kein Schlag hätte ihn so treffen können wie dieser Blick. Der Blick des Dämons fuhr direkt in seine Seele
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