Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
Vom Netzwerk:
menschlichen Leichen. Wessel hatte gelernt, während seiner nächtlichen Traumfahrten keine Vermutungen anzustellen über das, was die Horla ihnen bot, sie waren Krieger in ihrem Land und hatten keine Fragen zu stellen, sondern sich zu bewähren. Aber in den Jahren seiner Teilnahme an den Kämpfen hatte er dieses Wesen noch nie gesehen, und anscheinend war dieses Wesen der Grund, warum der Kampf auf tödlichen Ausgang geführt wurde.
    Wessel sah, dass das Wesen seine glühenden Augen in das Kampfgetümmel gerichtet hielt. Er folgte dem Blick und sah einen Mann, der ihm bekannt vorkam. Dieser Mann war von hünenhafter Gestalt, trug einen dunklen Stock und mähte ohne Mühe Mann um Mann nieder. Offensichtlich kämpfte er auf Seiten der Noiren . Plötzlich fiel der Mann selber, ohne das Wessel hätte erkennen können, dass er getroffen worden wäre, zu Boden und blieb auf dem Rücken liegen. Sein Blick schien auf eine Erscheinung direkt über ihm gerichtet zu sein. Um den Mann herum hatte sich der Kreis der Kämpfenden, wie von Zauberhand, gelichtet, niemand beachtete den am Boden Liegenden. Wessel blickte schärfer hin, konnte aber nichts weiter erkennen, als dass der Mann am Boden lag und von dem Wesen am Ende des Platzes angestarrt wurde.
    Er musste genauer untersuchen, was hier vorging.
    Wessel sah an sich herunter, und wie er erwartet hatte, war er nackt und trug in seiner Hand einen blanken, langen Stock, mit dem Zeichen des Adjutanten geschmückt. Mit langen Schritten setzte er sich in Bewegung, auf die Mitte des Platzes, auf den am Boden liegenden Mann, zu. Geistesabwesend mähte er nach links und rechts Noiren nieder. Nachts, wenn er in der Welt der Göttin träumte, war er nicht der Mann, der er am Tage war. Dann war er ein Krieger, und nicht der Schlechteste.
    Die Gegner fielen wie reifes Obst.
    Wessel näherte sich gerade der Mitte des Platzes, als der fremde Mann plötzlich aufstand. Erstaunt erkannte Wessel den Oberhuser Bauern in ihm wieder. Noch nie hatte er diesen Mann bei seinen nächtlichen Ausfahrten hier kämpfen gesehen, und er meinte alle Angehörigen der Albions und der Noiren , der Hellen und der Dunklen Seite des Gleichgewichtes, zu kennen. Aber vielleicht war der Bauer erst kürzlich von der Göttin Horla berufen worden.

 
    ***

 
    Das Hin und Her des Kampfes wogte wieder enger um Barnabas. Er erwachte aus seiner Starre und war in der Lage aufzustehen und seinen Knüppel wieder zur Hand zu nehmen. Nie war er ein Schwächling gewesen, aber jetzt fühlte er sich von einer Kraft durchdrungen, wie er sie vorher nicht gekannt hatte.
    Er blickte um sich.
    Die nackten Männer um ihn herum kämpften verbissen. Schweißnass und mit weit aufgerissenen Augen schlugen sie ohne Erbarmen aufeinander ein. Ein großer, athletischer Mann stürzte auf ihn zu, den Knüppel hoch zum Schlag erhoben. Barnabas sah in seine Augen und konnte genau erkennen, was die nächste Bewegung des Mannes sein würde. Er brauchte sich nicht einmal von der Stelle zu bewegen, er erhob nur seinen rechten Arm und streckte ihn mit geballter Faust dem Mann entgegen. Er spürte, wie von dem Käfer, der in seinem inneren, knapp oberhalb seines Magens saß, eine heiße Welle hoch in seinen Arm und aus seiner Faust hinaus schoss. Wie von einem Hammer getroffen fiel der Blanke, ein halb Dutzend Fuß vor ihm, mit zerschmettertem Gesicht zu Boden.
    Plötzlich nahm Barnabas im Getümmel ein paar Augen wahr, die ihn anstarrten. Das Augenpaar verschwand wieder im Kampfgetümmel, um einige Zeit später, nun näher, wieder aufzutauchen. Barnabas bemerkte, dass der Besitzer der Augen einen blanken Stock über seinem Kopf schwang, um ihn auf dem Schädel eines seiner neuen Kampfgefährten niedersausen zu lassen. Dann verschwand der Mann wieder und Barnabas hatte sich darum zu kümmern, dass möglichst keiner der Blanken lebend den Platz verließ.
    Er gedachte seinen Teil zur Ernte des Sensenmannes beizutragen und so seinem neuen Meister zu gefallen.

 
    ***

 
    Wessel sah, wie der Oberhuser mitten zwischen den Kämpfenden stand, unbewegt und ruhig um sich blickend. Dann sah er, wie er plötzlich seine Hand erhob und sie gegen einen heranstürmenden Albion richtete. Der Mann fiel, ohne dass der Oberhuser ihn berührt hätte, zu Boden. Wessel konnte nicht erkennen, dass er von einem anderen Mann getroffen worden wäre. Augenscheinlich hatte der Oberhuser sich magischer Kräfte bedient. Das war gegen die Regeln. Man kam durch Magie an diesen

Weitere Kostenlose Bücher