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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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letztendlich die Rolle sein, die er ihr auf jeden Fall zugedacht hatte: Die Rolle eines Opfers. Aber das hier hörte sich nicht nach Opfer an. Das hörte sich verdammt noch einmal nicht nach Opfer an. Das hörte sich danach an, als würde sie anfangen, eigene Wege zu gehen. Schon die Andere war ihm ungehorsam geworden. Er hatte sie letztens bemerkt. Sie hatte sich in den Keller eingeschlichen und ihr Ritual beobachtet. Nun, dafür würde sie ihre Strafe schon noch bekommen.
    Vielleicht hatte er bei Elaine den Fehler gemacht, sie für ebenso dumm zu halten wie die Andere.
    Er versuchte, tiefer in Elaine einzudringen, vorbei an den Bildern, den oberflächlichen Erinnerungen, hin zu ihren Motiven, den Gefühlen, zu den blinden Antrieben, die ihr selbst verborgen waren. Hier, mitten in der Stadt, war der Boden nicht von den Seelen der Toten getränkt, wie damals auf dem verfluchten Friedhof. Hier konnten sie seinen Lauschangriff nicht stören.
    Ohne, dass sie es merkte, drang er in ihre Seele ein. Wie ein heißes Messer durch die Butter. Und schon fühlte er den Kern ihrer Aura, wie er rotglühend im innersten ihrer Seele seine Hitze zu ihm sandte, als sich ihm plötzlich etwas entgegenstellte.
    Er erhielt einen Schlag, der ihn umgebracht hätte, hätte er nicht schon das Embryo in sich gehabt, das ihn schützte.
    In sich drinnen konnte er es erschreckt quieken hören, dann breitete es seine ganze Kraft aus und erfüllte ihn mit Haß und Wissen. Er sah, dass dieses Etwas, das sich ihm von Elaine aus entgegenstellte, eine Form hatte, eine menschliche Form. Dann signalisierte ihm das Embryo, dass er sich zurückziehen sollte. Gleich würde die Kraft des Embryos zusammenbrechen.
    Auf was er da auch gestoßen war, es war nicht Elaine selbst, und es war mächtiger als das junge Leben in ihm.
    Noch.

 
    ***

 
    Ein unangenehmes Gefühl schlich sich an Elaine heran als Eckhardt so vor ihr stand, es war ihr, als tasteten sie unsichtbare Hände unter ihrer Jacke ab, ganz winzige Hände mit dürren Fingern, die sich über ihren Körper tasteten und Öffnungen in ihrer Haut suchten, durch die sie in sie eindringen könnten.
    Sie schüttelte sich unwillkürlich.  
    Das Bild der Frau, die in ihren Tagträumen nach ihr rief, kam ihr in den Sinn.
    Die kleinen unsichtbaren Hände waren weg.

 
    ***

 
    "Lass das" sagte Eckhardt zu ihr. Er schien verstört.
    "Was lassen?" fragte Elaine. Sie wusste im ersten Moment nicht, was er meinte. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, das sich seine Bemerkung auf die kurze Vision von ihrer Traumbegleiterin bezog, aber das war natürlich unmöglich.
    "Benutze mich nicht. Wenn du etwas wissen willst über die Vergangenheit dieser Stadt, warum kommst du dann nicht gleich zu mir? Es gibt niemanden, der dir mehr darüber erzählen kann. Bleib aus dem Archiv weg."
    Sie ignorierte den befehlenden Unterton und lachte unwillkürlich laut auf.
    "Den Teufel werde ich tun. Ich mache was ich will. Du hast mir gar nichts zu sagen."
    Jetzt trat sie einen Schritt auf ihn zu und blickte ihm angriffslustig in die Augen. Das war gar nicht ihre Art, aber sie war verärgert und wollte ihm zeigen, dass sie nicht nachgeben würde. Warum auch.
    Er wich einen Schritt zurück und schien ebenso erstaunt über ihre heftige Reaktion wie über sein eigenes Zurückweichen.
    "Ich meine es ja nur gut mit dir. Du sagst doch selbst, dass du überarbeitet bist und ..."
    "Das geht dich nichts an ," unterbrach sie ihn, drehte sich um und ging weg.
    Sie hätte ihm gar nichts erzählen sollen.

 
    ***

 
    Am nächsten Abend hatte sie wieder Dienst im 2N8. Sie hielt schon von Anfang der Schicht an Ausschau nach ihrem neuen Bekannten, und endlich, als es auf Mitternacht zuging, betrat er mit seinem leicht schlurfenden Gang den Raum, drängte sich durch die Schar vergnügungssüchtiger Gäste, setzte sich an die Theke und bestellte bei einer Kollegin von Elaine einen Kaffee.
    "Nie Bier?" Elaine stand hinter ihm.
    Er dreht sich um und begrüßte sie erfreut.
    "Nein, nie ," antwortete er, "Schön, dass Sie hier sind."
    "Ja ," sagte sie lachend, "was für eine Überraschung, ich arbeite ja auch nur hier. Moment, ich hab gleich Pause, dann setze ich mich zu Ihnen."
    Sie brachte noch die Runde auf ihrem Tablett weg, kassierte ihre Tische ab und setzte sich dann neben ihn an die Theke. Ihre Kollegin schob ihr ein Tonic zu.
    "Wir haben uns noch nicht vorgestellt ," übernahm sie die Initiative, "ich heiße Elaine und ich glaube, wir

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