Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
Vom Netzwerk:
hatte er angefangen, Hendrich zu suchen. Aber erst vor zwei Monaten hatte er zufällig ein Foto von ihm in einer Zeitschrift entdeckt. 'Bekannter Verleger auf dem Sprung in die Politik' hatte die Überschrift über dem Artikel gelautet.
    Er schob die fünfte Patrone hinein.
    Die sechste Patrone.
    Die siebte Patrone.
    Für den Schweinehund. Alle sieben für diesen Schweinehund.
    Das Magazin in den Griff.
    Er legte die geladene Waffe unter sein Kopfkissen und stand auf.
    Er war verabredet.

 
    ***

 
    Wie erschlagen lag Elaine auf Ihrem Bett, die Dokumente unbeachtet neben sich auf dem Boden liegen. Nachdem sie endlich den Rückweg aus dem Archiv angetreten hatte und Zuhause angekommen war, hatte sie es gerade noch geschafft, eine kalte Pizza aus dem Kühlschrank zu holen und zweimal hineinzubeißen.
    Dann war sie in einen tiefen Schlaf gefallen.
    Sie träumte, dass sie immer noch im Keller des Archivs, auf dem Rückweg nach oben, wäre. Die engen, feuchten Gänge begannen, ihr jede Luft zum Atmen zu nehmen. Sie fing an zu laufen.
    Aber es war einer dieser typischen Träume, in denen man nicht von der Stelle kommt, so sehr man sich auch anstrengt.
    Sie hatte das Gefühl, dass nicht SIE vorwärts kam, sondern dass DER BODEN UNTER IHREN FÜßEN nach hinten wegrollte, wie diese Gummimatten auf den Laufbändern in ihrem Fitneßstudio . SIE lief auf der Stelle, aber die endlosen Gänge verschwanden trotzdem hinter ihr in ewiger Dunkelheit.
    Sie wusste, dass sie träumte, aber das änderte nichts an dem Gefühl der Hilflosigkeit, das sie gefangen hielt.
    Dann hörte sie, wie von hinten ein Wummern langsam näherkam, aber natürlich konnte sie sich nicht umdrehen, um zu sehen, was dieses Wummern auslöste.
    Das Geräusch kam langsam näher.
    Es hörte sich an wie ein riesiges Tor, das vom Wind immer wieder in die Angeln geschlagen wird.
    Wumm.
    Neben ihr öffnete sich die Tür zu einer dieser kleinen Kammern mit den Eisenringen an der Wand. Aber die Kammer war nicht leer. In den Ringen hing mit verdrehten Armen ein Mann. Man hatte ihm die Lippen abgerissen. Der Mann versuchte trotzdem, ihr etwas zuzurufen, aber es kam nur ein undeutliches Zischen heraus.
    Dann wurde die Tür von einer unsichtbaren Hand wieder zugeschlagen.
    Wumm.
    Der Boden war wieder weiter unter ihren Füßen weggezogen worden. Die Wände zu ihrer Linken und Rechten schossen in rasender Geschwindigkeit an ihr vorbei. Die Luft wurde immer feuchter, sie wurde nass und schwer. Der Geruch von Blut und Schweiß mischte sich in Nebel, der plötzlich vom Boden aufstieg, und begann, ihr Nase und Mund zu verkleben.
    Wumm.
    Wieder öffnete sich eine Tür.
    Sie sah einen schwarz gekleideten Mann mit einer spitzen Kapuze auf dem Kopf, der ihr den Rücken zudrehte. Er schien sich über etwas zu beugen. Die Bewegung unter seinem Mantel verriet, dass er mit beiden Händen an etwas arbeitete. Schrille Schmerzensschreie verrieten, was der Mann da tat. Er drehte sich nach ihr um. Sie sah, wie sich dicke Lippen zu einem Grinsen öffneten. Blutspritzer bedeckten sein Gesicht. Seine Drehung zu ihr hin gab die Sicht auf sein Opfer frei. Ein junges Mädchen hing leichenblaß in den Ringen und wand sich hilflos hin und her. Dann schloss sich die Tür mit einem
    Wumm.
    Der Gang durch den sie flog, war jetzt mit Schreien und Gestank und Rauch und dem Klirren von Ketten erfüllt. Ein brennender Schmerz erfüllte ihre Lungen und ihr Herz fühlte sich an wie ein heißer Motor in einem zu kleinen Wagen. Gleich würde die Motorhaube mit einer Explosion weggeschleudert werden und ihr Herz würde mit einem Schlag aus ihrer Brust springen.
    Wumm.
    Sie sah durch eine Tür einen Mann kopfüber an einem Seil von der Decke hängen. Zwei Männer mit nackten Oberkörpern schlugen mit glühenden Stöcken auf ihn ein. Der Mann gab keinen Laut von sich. Nur sein Körper schwang hin und her. Die Männer stöhnten unter der Anstrengung, den toten Körper zu züchtigen. Zwei andere Männer standen in der Ecke der Kammer und beobachteten alles schweigend. Auf einem Schemel saß ein Mann und machte sich Notizen.
    Wumm.
    Eine weitere Tür öffnete sich und ...
    Wumm.
    Die Tür schloss sich wieder und ...
    Wumm
    war nicht mehr das Wumm von fallenden Türen, sondern von einem riesigen Hammer, der hinter ihr immer wieder auf dem Boden des Ganges durch den sie rannte niederging, und sie konnte sich nicht umdrehen, ihr Nacken schmerzte fürchterlich und ...
    Wumm, Wumm, Wumm.
    Der Hammer kam näher und mit

Weitere Kostenlose Bücher