Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)
dem Hammer kam da noch etwas anderes hinter ihr her. Und dieses ANDERE füllte den engen Gang ganz aus. Sie spürte in ihrem Nacken, wie das, was da kam, die Luft vor sich her drückte. Es rannte schneller als Sie. Es drückte die Luft und einen unsäglichen Gestank von Tod und Verwesung vor sich her, und dann machte es ein Geräusch, dass sie im Schlaf mit den Zähnen knirschte, bis sie das Gefühl hatte, dass ihre Zähne sich in ein Dutzend Perlen verwandelten die ihr gleich aus dem Mund fallen würden.
Das Monster hinter ihr brüllte mit den Stimmen seiner Opfer, die es zu einem Schrei bündelte. Wie eine mörderische Flutwelle aus Millionen von Tropfen besteht, bestand dieses Gebrüll aus Millionen von Todesschreien, und wie eine Welle donnerte das Gebrüll des Monsters durch die engen Gänge hinter ihr her. Gleich würde sie von den Stimmen der Toten überflutet werden und ertrinken an diesen Schreien, die ihre Schreie waren, ersticken an diesem Gebrüll.
Wumm, Wumm, Wumm, Wumm, Wumm, Wumm ...
Neben ihr öffneten und schlossen sich in rasender Geschwindigkeit Türen, hinter denen sich unbeschreibliche Szenen abspielten. Hunderte von Folterknechten und aberhunderte von Gefolterten verwandelten die Welt in ein Schlachthaus, aus dem es kein Entkommen gab und ...
Das ANDERE kam näher.
Wie eine riesige Stahlfeder, die bis zum Anschlag aufgezogen ihre gespeicherte Kraft in einem einzigen gewaltigen Sprung wieder abgibt, hämmerte das Monster immer schneller hinter ihr her durch den Gang. Der Luftdruck, den es hinter ihr erzeugte, verwandelte sich in einen Sturm, das Geschrei der Gefolterten vermischte sich mit seinem Gebrüll zu einer Wand, so dick wie die Mauern von Jericho, bevor sie vom Geräusch der Trompete des Erzengels zusammenbrachen. Die Hammerschläge vermischten sich zu einem einzigen
WWWUUUUUUUUUUUUUMMMMMMMMMM.
Elaine konnte bereits den stinkenden Atem des Monsters spüren, als sie plötzlich vor sich in der Ferne des Tunnels ein Licht hin und her zucken sah.
Eine Gestalt kam auf sie zu.
Elaine versuchte ihre irrsinnige Geschwindigkeit abzubremsen. Die Gestalt vor ihr kam näher.
Mitten durch die Wand infernalischen Lärms, die sich von hinten immer näher an sie heranschob, hörte Elaine ein einzelnes, klarer werdendes Geräusch.
Die Gestalt rief ihr etwas zu.
Es war eine Frau.
Die Frau aus ihrem verlorenen Paradies.
Jetzt erkannte Elaine sie an ihrer Gestalt und auch ihr Gesicht wurde deutlicher. Das Gesicht erinnerte sie an etwas, was sie sehr gut kannte, aber ihr fiel nicht ein, was das war.
Aber etwas an dieser Gestalt war anders als sonst.
Die Gestalt torkelte und fiel auf Elaine zu und rief ihren Namen.
"EEEELLLAAAIIINNNEEE."
Die Frau kam den Gang hinunter weiter auf sie zu, aber ihre Arme waren nicht wie sonst in ihren Träumen ihr entgegen gehoben, sie hingen schlaff an ihrem Körper hinab. Unter einem dünnen Umhang zeichneten sich grotesk schmale Schultern ab. Und plötzlich konnte Elaine erkennen, dass die Arme der Frau aus den Schultern gerissen waren und nun schlaff vor ihrer Brust hin und her pendelten.
"EEEEEEELLLLLLAAAAAAIIIIIIIINNNNNNEEE."
Und plötzlich spürte Elaine, dass der Gang unter ihren Füßen nicht mehr wie weggezogen hinter ihr verschwand, sondern dass sie jetzt, wie am Tage, vorwärts rannte, durch den Gang hindurch auf die Frau zu.
Sie konnte sich wieder normal bewegen.
Mit einer einzigen Drehung warf sie ihren Körper in die Richtung, aus der das Monster durch den Gang gedonnert kam.
Sie wollte endlich ihrem Verfolger in die Augen sehen
Aber sie sah es nicht.
Statt dessen sah sie eine weitere Frau mit rasender Geschwindigkeit auf sich zu rennen und hinter der Frau sah sie etwas Dunkles den Gang heraufkommen.
Auch diese Frau kam ihr bekannt vor.
Sie sah, dass dieses Dunkle, was sich da den Gang entlang wälzte, hinter der zweiten Frau her, dass diese Dunkle die Frau bald erreichen würde. Sie konnte bereits zwei Reihen gelber Zähne in dem Maul eines Alligators erkennen, die nach der Frau schnappten.
Sie musste sie warnen.
Sie versuchte zu winken und der Frau eine Warnung zuzurufen, aber sie konnte ihre Arme nicht heben. Sie sah an sich herunter und sah, dass ihre Arme schlaff an ihr herunter hingen. Ihr Kleid war dunkelrot von dem Blut, das ihr aus den ausgekugelten Schultergelenken lief. Jetzt meldete sich auch ein Schmerz in ihren Schultern, der sie fast um den Verstand brachte und sie erinnerte sich, wie ihr der Scharfrichter mit einer
Weitere Kostenlose Bücher