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Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)

Titel: Die Nacht des Ta-Urt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Bödeker
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Mannes hinweg hatte auf sie stürzen konnte. Die Axt fuhr in ihre Schulter und rutschte ab. Die Frau stöhnte und verdrehte die Augen, Volkmar schlug noch einmal zu und traf sie diesmal, genau wie den Mann, mitten in die Stirn.
    Sehr schön.
    Man sagte doch immer, dass Ehepaare sich im Alter immer ähnlicher sähen.
    Danach hatte er kurz aus dem Fenster geschaut. Aber nirgendwo war Licht angegangen. Niemand hatte den Schrei der Frau gehört. Nur das Licht der Laternen beleuchtete die Bäume, die ihre Zweige in einem sanften Nachtwind bewegten.
    Dann war er ins Kinderzimmer gegangen.

 
    Schwieriger war es mit seiner Mutter gewesen. Er war zwar ohne Mühe in die Wohnung gekommen, die Alte freute sich über die Rückkehr des reuigen Sohnes, aber sie hatte sich kräftig gewehrt, als sie begriff, um was es ging.
    Wie die Ratte vor dem Hund.
    Er hatte sie gleich mit dem ersten Schlag erledigen wollen, aber Sentimentalität hatte ihm die Hand geschwächt.
    Also hatte es etwas länger gedauert.

 
    ***

 
    Der Wagen der Bornsens hielt in seiner Auffahrt und Eckhardt stieg hinten ein.
    Helga fuhr den Wagen, Jan saß neben ihr auf dem Beifahrersitz. Unter dem Kragen ihres Hemdes sah Eckhardt frische Kratzer leuchten. Die beiden hatten sich wohl noch eine schöne Nacht gemacht.
    Vor Eckhardt lagen in Decken gewickelt zwei Gewehre, amerikanische Pump- Guns . Er nahm das Bündel und legte es neben sich auf den Sitz.
    "Was soll das ," fragte er, "glaubt ihr, diese Dinger werden uns helfen?"
    Jan drehte sich zu ihm um. Eckhardt konnte seine Fahne riechen.
    "Seit du diese Kleine kalt gemacht hast, können wir nicht mehr sicher sein."
    " Paß auf dich auf" sagte Eckhardt nur und deutete mit einer Handbewegung an, dass Jan sich wieder umdrehen solle.
    Jan Bornsen war sich nicht sicher, ob diese Bemerkung eine Drohung oder ein Ratschlag war, aber er wagte nicht zu fragen. Er kannte Eckhardts Zorn und wollte sich nicht mit ihm anlegen. Niemand aus der Gruppe wollte das.
    Helga blickte in den Rückspiegel und ihre und Eckhardts Augen trafen sich. Eckhardt sah die Angst in ihren Augen, aber es kümmerte ihn   nicht. Jetzt, wo das Ende absehbar war, war er mit seinen Gedanken mit der Zeit in seinem Leben beschäftigt, in der er sich entschlossen hatte, endlich mit der Umsetzung seiner Pläne in die Tat zu beginnen.

 
    ***

 
    Nach dem Mord an seiner Mutter hatte ihn eine unerklärliche Unruhe ergriffen und er war nächtelang durch die Stadt gestreift um seine Gedanken zu ordnen. Dabei hatte er auf einem verlassenen Firmengelände eine Lagerhalle entdeckt, in deren Mitte ein Baum wuchs. Löcher im Blechdach der Halle hatten über Jahre hinweg vom Wind hereingetragenen Samen genug Licht und Regen geschenkt, um eine schlanke Birke wachsen zu lassen. Er wusste, dass die Birke unter Schamanen als Weltbaum galt. Bei einer Hochzeit wurde die Braut mit frischen Birkenzweigen geschlagen um ihre Fruchtbarkeit zu erhöhen. Auch wenn solche Umstände nicht ausschlaggebend waren für sein Vorhaben, war er doch der Meinung gewesen, dass es von einigem Nutzen sein konnte, wenn er die Situation etwas symbolträchtig gestaltete. Vielleicht konnte es auch nicht schaden, wenn er nach der Zeugung den Weltbaum mit Stumpf und Stil ausriß . Nein, das konnte wirklich nicht schaden.
    Der Platz war perfekt gewesen für die Einleitung einer mystischen Befruchtung.
    Als seine Braut wählte er sich keine Frau aus seinem Umkreis. Obwohl er nicht genau wusste, ob es von Belang war, wollte er nicht, dass eine dumme Nuß die Mutter des Erlösers würde. Er fuhr mit dem Wagen in ein anderes Viertel, wo er hoffte, besseres Material zu finden.
    Er hatte sich Zeit gelassen und schließlich die Richtige gefunden.
    Er lernte sie kennen, als er, wie zufällig, nach dem gleichen Buch in einem Regal der Universitätsbibliothek griff. Er verwickelte sie in ein Gespräch und streifte klug alle Themen, die ihm etwas über ihren Hintergrund verraten konnten. Wenn er wollte, konnte er sehr charmant sein.
    Sie hatte Gerda geheißen, war schön, witzig, intelligent, liebte kurze Röcke, wohnte erst seit kurzem in einem Wohnheim am Campus und war ohne feste Bindung. Niemand würde sie ernsthaft vermissen. Studentinnen brachen alle Tage ihre Zelte ab und wechselten die Universität.

 
    Die Ereignisse des folgenden Tages liefen in ihm immer noch, mehr als zwanzig Jahre danach, wie ein Film ab, Bild für Bild war alles in sein Bewusstsein eingebrannt. Bild für Bild sah er

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