Die Nacht des Ta-Urt (German Edition)
nun alles wieder vor sich.
***
Er holte Gerda gleich am nächsten Tag mit seinem Wagen zum Kino ab. Vor Ende des Films brachen sie auf. Sie dachte, um zu ihm zu gehen. Der Parkplatz hinter dem Kino war menschenleer und als sie sich neben ihn auf den Beifahrersitz setzte, beugte er sich zu ihr hin und drückte ihr seine linke Hand auf den Mund. Sie erkannte sofort, was er mit ihr vorhaben würde. Sie versuchte sich zu wehren, aber er war kräftiger. Er schob sich zu ihr hinüber und legte sich, soweit der enge Raum es zuließ, auf sie und drückte ihre Arme mit seinem Körper an den ihren. Er war ihrem Gesicht ganz nahe. Ihre Augen weiteten sich, kleine Einschüsse von Gold waren in ihrer Iris zu erkennen.
So wunderschöne Augen.
Fasziniert registrierte er, wie das Weiß ihrer Augäpfel sich wie ein trockenes Flußbett , in das nach langer Dürre Wasser strömt, mit einem Netz platzender Äderchen füllte. Er spürte, wie sein Penis hart wurde. Sie versuchte zu strampeln und ihre Arme zu befreien, bekam den Linken unter ihm hervor und trommelte mit der Faust auf seinen Rücken.
Er drückte sich fester auf ihren Körper, als er aus den Augenwinkeln plötzlich einen Schatten bemerkte.
Ein Mann ging am Wagen vorbei. Volkmar konnte seinen Rücken gerade hinter einem anderen Wagen verschwinden sehen. Einen Moment war er unachtsam und verringerte den Druck auf Gerdas Mund. Sie konnte schreien, nicht sehr stark, aber es reichte, um den Mann aufmerksam zu machen und zum Umkehren zu bewegen.
Während der Mann sich wieder dem Wagen näherte, nutzte Gerda den kurzen Moment seiner Unaufmerksamkeit und stieß ihn von sich fort auf den Fahrersitz zurück. Ihr Körper schnellte nach vorn. Sie schlug sich den Kopf am Rückspiegel. Winzig kleine Tropfen Blut spritzten auf das Armaturenbrett und auf seine Hose.
Er fummelte aus dem Stiefel sein Jagdmesser heraus und schnitt ihr sofort mit einem sauberen Bogen den Hals auf. Es machte ein kleines, knackendes Geräusch, als das Messer durch ihren Kehlkopf fuhr und noch ein seltsam blubberndes Geräusch, als die letzte Luft ihres kurzen Lebens gemeinsam mit einem Schwall Blut aus ihrer Kehle entwich.
Ihr Körper wurde schlaff und sackte auf ihn.
Es war verdammt eng in dem Wagen mit einer Leiche, die halb auf ihm lag. Er spürte, wie sein Hemd vollkommen von ihrem Blut durchnäßt wurde und wie sich ein ekelhaft süßlicher Geruch ausbreitete. Er versuchte unter dem Körper weg und aus dem Wagen heraus zu kommen. Sie war schwerer, als er gedacht hatte.
Er musste sein Messer fallen lassen und sie mit beiden Händen fassen um sich unter ihr hervor zu winden.
Das Gesicht des Fußgängers starrte blöde durch die Frontscheibe herein. Der Mann versuchte, die Szenerie zu geistig zu verarbeiten. Was er da sah, kannte er nur aus dem Fernseher. Er konnte noch nicht recht einordnen, dass er soeben Zeuge eines Mordes geworden war.
Volkmar fiel rückwärts aus dem Wagen heraus, rappelte sich hoch und ging vorne um den Wagen herum auf den Mann zu, der ihm entgegen blickte, starr vor Überraschung. Er fasste den Mann mit beiden Händen am Kragen und rammte ihm seinen Kopf gegen die Nase. Sie brach und Blut spritzte in einer Fontäne in Volkmars Gesicht.
So eine beschissene Sauerei hatte er nicht erwartet. Jetzt war er platschnaß von oben bis unten vom Blut seiner beiden Opfer.
Der Mann ging zu Boden.
Er beugte sich über ihn und schlug hart und systematisch immer wieder auf die Stelle seiner Brust, wo er das Herz wusste. Schließlich fand er, dass es genug war. Er bückte sich und legte sein Ohr auf die Brust des Mannes.
Der Mann war tot.
Volkmar erhob sich wieder.
Und blickte in die Augen zweier Teenager, ein Junge und ein Mädchen, beide etwa vierzehn Jahre alt, die direkt vor ihm standen und fassungslos einen lebendigen Mann über einem toten Mann betrachteten. Die beiden mussten ebenfalls das Kino vor Ende des Films verlassen haben.
Der Junge hatte schulterlanges dunkles Haar. Das Mädchen war für ihr Alter erstaunlich gut entwickelt.
Verdammte Scheiße, so ein verfluchtes Gemetzel hatte er nicht vorgehabt. Das würde ihn nur aufhalten, und die Bullen würden die ganze Stadt verrückt machen, wenn sie einen Haufen Tote auf dem Parkplatz hinter dem Kino fanden, und sicher würde auch das Verschwinden Gerdas nicht mehr so einfach hingenommen werden.
Aber noch bevor er auf die neuen Zuschauer reagieren konnte, drehte sich der Junge plötzlich um und rannte davon, ohne
Weitere Kostenlose Bücher