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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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während er zur Tür ging, »hatten Sie also gar nicht so unrecht, als Sie meinten, Sie würden in Ordebec Ihr Leben aufs Spiel setzen. Was den Grund angeht, weshalb man Sie umbringen wollte, Commandant, da sollten Sie jetzt mal nachdenken, alle Puzzleteilchen zusammentragen. Herausfinden, was der Mörder bei Ihnen gefürchtet hat.«
    »Nein!«, Danglard schrie es fast, als Adamsberg die Tür öffnete. »Nicht mich hat er gemeint. Der Typ hat mich für Sie gehalten. Sein Brief begann mit ›Kommissar‹. Sie wollte er töten. Sie sehen nicht aus wie ein Bulle aus Paris, ich schon. Als ich zum Haus von Glayeux kam, in meinem grauen Anzug, hat der Typ geglaubt, ich wäre der Kommissar.«
    »Das denkt auch Lina. Und ich weiß nicht, warum sie es denkt. Ich lasse Sie jetzt allein, Danglard, wir müssen die Posten um Mortembots Haus einteilen.«
    »Sehen Sie Veyrenc?«
    »Falls er bereits aufgewacht ist.«
    »Könnten Sie ihm etwas von mir ausrichten?«
    »Ganz bestimmt nicht, Danglard. Das müssen Sie schon selber tun.«

38
    Die Besonderheiten des Einsatzortes, wie Émeri ihn bezeichnet hatte – das heißt des Mortembot’schen Hauses –, waren den Posten der gemischten Truppe Ordebec-Paris ausführlich erläutert worden, dazu die jeweiligen Einsatzstunden. Der halbe Mann, auf den Émeri Anspruch hatte – Brigadier Faucheur –, war von der Gendarmerie in Saint-Venon angesichts der Dringlichkeit der Situation in Vollzeit freigestellt worden. So verfügte man über vier Trupps zu je zwei Mann, was es möglich machte, das Haus in vier Wachrunden zu sechs Stunden vierundzwanzig Stunden lang zu observieren. Ein Mann an der Hinterfront, die auf die Felder hinausging, verantwortlich für diese und die Ostseite. Ein zweiter Mann vorn, verantwortlich für die Straßenfront und den Westgiebel. Das Haus war nicht sehr lang, keine Ecke würde unbeobachtet bleiben. Es war 14 Uhr 35, Mortembot ließ seinen massigen Körper auf den kleinen Plastikstuhl fallen und hörte sich schwitzend die Instruktionen an. Hausarrest bis auf weiteres, bei geschlossenen Fensterläden. Er hatte nichts dagegen. Wenn er gekonnt hätte, hätte er darum gebeten, in einer zementierten Kiste eingeschlossen zu werden. Man vereinbarte einen Code, der Mortembot die Sicherheit geben würde, dass es ein Bulle wäre, der mit Verpflegung und Informationen an seine Tür klopfte. Der Code würde jeden Tag erneuert werden. Absolutes Verbot, selbstverständlich, dem Briefträger zu öffnen, jedwedem Boten aus seinen Baumschulen oder einem Freund, der sich nach ihm erkundigen käme. Die Brigadiers Blériot und Faucheur übernahmen die erste Runde bis21 Uhr. Justin und Estalère würden sie ablösen und bis drei Uhr morgens bleiben, Adamsberg und Veyrenc von da an bis neun Uhr, und Danglard würde mit Émeri um 15 Uhr abschließen. Adamsberg hatte unter Scheinvorwänden aushandeln müssen, dass Danglard und Veyrenc nicht zusammen eingesetzt würden – überstürzte Versöhnungen erschienen ihm unsinnig und geschmacklos. Das Programm war für drei Tage aufgestellt.
    »Und nach den drei Tagen?«, fragte Mortembot, der sich wieder und wieder mit den Fingern durch seine nassen Haare fuhr.
    »Das werden wir dann sehen«, sagte Émeri grob. »Wir werden dich nicht wochenlang in Watte packen, wenn wir den Mörder zu fassen kriegen.«
    »Aber den kriegt ihr doch nie«, sagte Mortembot beinahe wimmernd. »Den Seigneur Hellequin fasst man nicht.«
    »Du glaubst also daran? Ich dachte, du und dein Cousin, ihr wärt Ungläubige.«
    »Jeannot ja. Ich aber habe immer gedacht, dass es dort im Wald von Alance eine Macht gibt.«
    »Und hast du das Jeannot gesagt?«
    »Nein, nein. Er war der Meinung, das sei albernes Geschwätz von irgendwelchen Dumpfbacken.«
    »Und wenn du dran glaubst, weißt du also auch, warum Hellequin dich erwählt hat? Weißt du, warum du Angst vor ihm hast?«
    »Nein, nein, ich weiß es nicht.«
    »Natürlich.«
    »Vielleicht, weil ich der Freund von Jeannot war.«
    »Und Jeannot den kleinen Tétard umgebracht hat?«
    »Ja«, sagte Mortembot und rieb sich die Augen.
    »Hast du ihm geholfen?«
    »Nein, nein, Gott bewahre.«
    »Und es macht dir nichts aus, deinen Cousin anzuschwärzen, kaum dass er tot ist?«
    »Hellequin verlangt die Reue.«
    »Ah, darum also. Damit der Seigneur dich verschont. In dem Fall läge es aber sehr in deinem Interesse, zu erzählen, was mit deiner Mutter passiert ist.«
    »Nein, nein. Ich habe sie nicht angerührt. Sie ist doch

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