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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ärgerlich an.
    »Aber er fragt sich, ob ich Herbier und Glayeux getötet habe. Er stochert in meinem Haufen Dreck herum. Stimmt’s, Kommissar?«
    »Völlig normal, dass er sich die Frage stellt«, unterbrach ihn Lina. »Hast du dich wenigstens anständig benommen?«
    »Sehr«, versicherte Adamsberg lächelnd.
    »Aber da Lina keinen Dreck zu verbergen hat, überlasse ich sie Ihnen ganz unbesorgt«, sagte Hippo im Weggehen. »Reba ehew, eis nemmürk rhi nie raah.«
    »Das heißt?«
    »Wehe, Sie krümmen ihr ein Haar«, übersetzte Lina. »Verzeihen Sie, Kommissar, das ist sein Temperament. Er fühlt sich für uns alle verantwortlich. Dabei sind wir so nette Leute.«
    Wir sind nett.
Die einfältige Visitenkarte der Vendermots. So kindisch, so dumm, dass Adamsberg schon wieder dran glauben wollte. Ihr Ideal vom Ich, sozusagen, ihre erklärte Devise.
Wir sind nett.
Um was zu verbergen?, hätte Émeri darauf erwidert. Ein so intelligenter Typ wie Hippolyte – und intelligent war ein blasser Ausdruck –, einer, der die Buchstaben in den Wörtern mühelos verdrehen konnte, als jonglierte er mit Kugeln, der konnte nicht einfach nur
nett
sein.
    »Lina, ich stelle Ihnen dieselbe Frage wie Hippo. Als Sie Ihren Vater ermordet aufgefunden haben, warum haben Sie da die Axt abgewischt?«
    »Um irgendwas zu tun, nehme ich an. Aus einem Reflex.«
    »Sie sind nicht mehr elf, Lina. Sie können sich denken,dass diese Art Antwort nicht mehr genügt. Haben Sie die Axt abgewischt, um die Spuren von einem Ihrer Brüder zu löschen?«
    »Nein.«
    »Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, Hippo könnte ihm den Schädel gespalten haben? Oder Martin?«
    »Nein.«
    »Warum?«
    »Wir hatten alle viel zu große Angst vor ihm, um in seinem Zimmer zu erscheinen. Jedenfalls wagten wir nicht mal hinaufzugehen. Das war verboten.«
    Adamsberg blieb mitten auf dem Weg stehen, wandte sich zu Lina um und strich ihr mit dem Finger über ihre sehr rosige Wange, ohne jede Anzüglichkeit, so, wie Zerk über das Gefieder der Taube gestrichen war.
    »Also, wen wollten Sie dann schützen, Lina?«
    »Den Mörder«, sagte sie plötzlich und hob den Kopf. »Ohne dass ich wusste, wer es war. Ich war gar nicht schockiert, als ich ihn in seinem Blut fand. Ich habe bloß gedacht, endlich hat ihn jemand erschlagen, er wird nie mehr wiederkommen, und das war eine ungeheure Erleichterung. Ich habe die Fingerabdrücke auf der Axt beseitigt, damit man den Täter nie bestrafen würde. Wer es auch war.«
    »Danke, Lina. Hippo war der Schrecken in der Schule?«
    »Er beschützte uns. Denn auch meine kleinen Brüder im anderen Schulhof hatten schwer zu leiden. Und als Hippo den Mut fand, seinen Peinigern die Stirn zu bieten, mit seinen armen verkrüppelten Händen, hat man uns endlich in Ruhe gelassen. Wir sind nett, aber Hippo hat uns verteidigen müssen.«
    »Er sagte zu denen, er sei vom Teufel gesandt, er könne sie alle vernichten.«
    »Und das hat funktioniert!«, sagte sie lachend und ungerührt. »Sie wichen alle vor uns zurück! Für uns Kinder war es das Paradies. Wir hatten plötzlich das Sagen. Nur Léo hatuns damals gewarnt. Die Rache ist ein Gericht, das man kalt isst, sagte sie, aber das verstand ich damals nicht. Und heute«, fügte sie düster hinzu, »müssen wir dafür zahlen. Mit dieser Geschichte von Hippo-dem-Teufel und mit Hellequins Heer, ich kann schon verstehen, dass meine Mutter Angst um uns hat. 1777 haben sie François-Benjamin, einen Schweinezüchter, mit Heugabeln erschlagen.«
    »Ja, das habe ich gehört. Weil er das Heer gesehen hatte.«
    »Mit drei Opfern, die er namentlich genannt hatte, und einem, das er nicht hatte erkennen können. Genau wie ich. Nach dem Tod des zweiten Opfers ist die Menge über ihn hergefallen, und sie haben über zwei Stunden auf ihn eingestochen. François-Benjamin hat die Gabe an seinen Neffen Guillaume weitergereicht, der sie an seine Cousine Elodine weitergegeben hat, danach ist sie an Sigismond gegangen, den Gerber, dann an Hébrard, dann an Arnaud, einen Leinwandhändler, dann an Louis-Pierre, den Cembalospieler, an Aveline und schließlich an Gilbert, der sie mir, so heißt es, über dem Weihwasserbecken vermacht hat. Ihr Stellvertreter, wusste der etwas, dass man ihn umbringen wollte?«
    »Keine Ahnung.«
    So ging er denn allein, das Herz voll bittrem Gram,
rezitierte Adamsberg in Gedanken, überrascht, dass der kleine Vers von Veyrenc sich ihm aufdrängte.
    »Sie brauchen auch nicht zu suchen«, und ihre Stimme

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