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Die Nacht des Zorns - Roman

Die Nacht des Zorns - Roman

Titel: Die Nacht des Zorns - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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meine Mutter.«
    »Du hast nur mit einem Seil am Fuß der Leiter gezogen. Du bist ein Lump, Mortembot. Steh auf, wir werden dich in deiner Bude einschließen. Und da du jetzt Zeit zum Nachdenken hast, komm ins Reine mit Hellequin, schreib deine Beichte nieder.«
     
    Adamsberg ging in der Herberge vorbei, wo er Hellebaud auf seinem Bett hockend fand, in der Matratzenkuhle, und auch Veyrenc, der aufgewacht, geduscht und umgezogen war und am Tisch vor einer Portion aufgewärmter Nudeln saß, die er gleich aus dem Topf aß.
    »Wir übernehmen die Wachrunde von drei Uhr morgens bis um neun. Meinst du, das geht?«
    »Absolut, ich glaube, ich bin wieder fit. Einen Zug auf dich zurasen zu sehen, das ist unbeschreiblich. Ich hätte fast aufgegeben, ich hätte Danglard beinah auf den Schienen liegen lassen und wäre auf den Bahnsteig gesprungen.«
    »Dafür wirst du einen Orden bekommen«, sagte Adamsberg mit einem kleinen Lächeln, »die Ehrenmedaille der Polizei. In Silber.«
    »Lieber nicht. Dann müssten wir alles sagen und Danglard fürchterlich demütigen. Ich glaube, davon würde sich der Alte nicht erholen. Der zu Boden gestürzte Albatros, die gefallene Intelligenz.«
    »Er rudert schon jetzt am Boden, Louis. Er weiß nicht, wie er sich aus seinem Debakel herauswinden soll.«
    »Normal.«
    »Ja.«
    »Willst du auch ein paar Nudeln? Ich esse nicht alles auf«, sagte Veyrenc und reichte ihm den Topf.
    Während Adamsberg die lauwarmen Nudeln aß, klingelte sein Telefon. Er klappte es mit einer Hand auf und las die Nachricht von Retancourt. Endlich.
    Laut Aussage Erl 1 ggüber Majordomus, Haare abgeschnitt. Donnerstag Nacht, 3 Uhr, Schock Todesnachr. Aber laut gefeuertem Zimmermädchen Haare schon abgeschnitt. Donnerstag bei Rückkehr von Gala. Aber Zimm. sehr rachsüchtig, als Zeugin suspekt. Haue jetzt hier ab. Kümmere mich um Auto.
    Adamsberg zeigte den Text Veyrenc, sein Herz schlug ein bisschen schneller.
    »Verstehe ich nicht«, sagte Veyrenc.
    »Ich erklär’s dir.«
    »Ich muss dir auch was erklären«, sagte Veyrenc und senkte seine langen Wimpern. »Sie sind unterwegs.«
    Er brach ab und zeichnete die Umrisse von Afrika auf ein Blatt Papier, das als Notizzettel für eine Liste von Einkäufen gedient hatte.
    Wann hast du es erfahren?
, schrieb Adamsberg unter die Wörter
Käse, Brot, Feuerzeug, Körner für Taube.
    Mitteilung empfangen vor 1 Stunde
, schrieb Veyrenc.
    Von wem?
    Einem Freund, von dem dein Sohn die Nr. hat.
    Was ist passiert?
    Sind in Granada auf einen Bullen gestoßen.
    Sind wo?
    In Casares, fünfzehn Kilometer von Estepona entfernt.
    Liegt wo?
    Gegenüber von Afrika.
    »Gehen wir raus«, sagte Adamsberg und stand auf. »Ich habe keinen Hunger mehr.«

39
    »Keine besonderen Vorkommnisse«, sagte Justin, als Veyrenc und Adamsberg um 2 Uhr 55 eintrafen, um sie abzulösen.
    Adamsberg lief ums Haus herum zu Estalère, der gewissenhaft auf und ab ging, den Blick mal aufs Haus, mal in die Felder gerichtet.
    »Nichts«, bestätigte Estalère, »außer dass er immer noch nicht schläft«, und er wies auf das Licht hinter den Fensterläden.
    »Er hat mehr nachzudenken als zu schlafen.«
    »Bestimmt ist es das.«
    »Was isst du da?«
    »Ein Stück Zucker. Das hilft, um seine Energie zu erhalten. Wollen Sie auch eins?«
    »Nein danke, Estalère. Zucker macht mich im Augenblick hochgradig gereizt.«
    »Eine Allergie?«, fragte der Brigadier besorgt und riss seine großen grünen Augen auf.
    Adamsberg hatte ebenfalls kein Auge zutun können, trotz aller Versuche, sich vor seinem Wachdienst mit einem Vorrat an Schlaf zu versorgen. Zerk und Mo waren in Gefahr und kurz davor, irgendwo in Afrika zu verschwinden – warum folgte sein Zerk dem Schicksal von Mo bis hierhin? Der Mörder von Ordebec entzog sich ihm wie das echte stinkende Gerippe, das er war, so dass man glauben konnte, sie hätten alle miteinander recht und niemand könnte den Seigneur Hellequin mit seinen langen Loden je zu fassen kriegen. Die Familie Clermont blieb unangreifbar, bis aufdiese Geschichte mit den kurzen Haaren. Was aber ein so schwaches Indiz war, dass es sich bei näherer Prüfung schon in Luft auflöste. Es sei denn, das entlassene Zimmermädchen hatte recht und Erlöser 1, Christian, war tatsächlich mit abgeschnittenen Haaren nach Hause zurückgekehrt. Um 20 Uhr mit langen Haaren weggegangen, um 2 Uhr morgens mit kurzen Haaren wiedergekommen. Raspelkurz, so wie Mo sich den Kopf schor, wenn das Feuer ihm die Haare versengt

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