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Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition)

Titel: Die Nacht gehört dem Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexia Casale
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vor, brüllt ihr ins Gesicht: »Mach das nicht noch mal, Nutte!«
    »Was ist denn hier los?«, fragt jemand.
    Ich hocke mich hin, verberge die Zigarette in meiner rechten Hand und stecke sie beim Aufstehen heimlich in die Tasche. Ich hätte mir gar nicht so viel Mühe zu geben brauchen, denn Mrs Poole starrt ausschließlich auf die Jungen, streckt ihnen eine Hand hin. Fred schlurft los, um ihr die Schachtel auszuhändigen.
    »Wir wollten den Jungs gerade erklären, dass das Rauchen ihre körperliche und geistige Entwicklung stark beeinträchtigen könnte«, sage ich, »und dass sie andere nicht dazu verführen sollten.«
    »Deine Sorge um die Gesundheit deiner Klassenkameraden ehrt dich«, erwidert Mrs Poole bissig. »Nur hast du sie recht taktlos formuliert …« – sie wirft mir einen strafenden Blick zu – »… und sie rechtfertigt weder Handgreiflichkeiten noch Beschimpfungen.« Sie senkt ihren Blick demonstrativ auf die Kippe, die Sonny Rawlins bei ihrem Erscheinen in die Erde treten wollte. Er bückt sich brummelnd, hebt die Kippe auf und steckt sie in die Schachtel, die sie ihm hinhält.
    »Ach, Sie wissen doch, dass die Hormone von Jungen in unserem Alter verrücktspielen – deshalb wollen sie uns Mädchen unbedingt beeindrucken«, erklärt Lynne. »Die armen Kerle sind ihren Trieben hilflos ausgeliefert.«
    »Nur schade, dass sie nicht bedacht haben, wie winzig sie durch das Rauchen geblieben sind. Wir drei sind inzwischen fast größer als Sonny Rawlins«, füge ich zuckersüß lächelnd hinzu.
    Mrs Poole, der wir das Wissen über die wachstumshemmenden Folgen des Rauchens verdanken, wirft mir einen strengen Blick zu. »Du solltest deine Sorge etwas freundlicher formulieren, Evie«, sagt sie. »Wenn man jemanden auf seine Fehler hinweisen möchte, hilft Spott nur selten weiter. Und Hohn ist genauso sinnlos, egal, worin die Provokation bestanden haben mag«, sagt Mrs Poole und sieht mir direkt ins Gesicht.
    Dann wird ihre Miene plötzlich milder, und ich weiß, dass sie nichts weiter sagen wird. Was auch immer sie vielleicht noch hinzufügen wollte – zu jemand anderem als mir wahrscheinlich gesagt hätte –, wird von einer Welle des Mitleids weggespült. Ich ärgere mich, wenn auch nur kurz. Ich werde nicht gern bemitleidet, aber wenn es mir dabei hilft – und Lynne und Phee noch dazu –, davonzukommen, dann ist es halb so wild.
    »Also«, sagt Mrs Poole wieder ganz sachlich. »Lasst euch von mir nicht wieder mit Zigaretten erwischen, denn beim nächsten Mal gehe ich nicht davon aus, dass es die Jungen waren, die damit angefangen haben. Ihr solltet den Rest der Pause besser anderswo verbringen.«
    »Entschuldigen Sie, Mrs Poole«, murmeln wir und versuchen, möglichst demütig und zerknirscht zu wirken.
    Sie verdreht die Augen, wendet sich aber wieder den Jungen zu. »Und wir reden ein Wörtchen über eure Ausdrucksweise«, verkündet sie ihnen, »bevor wir gemeinsam Mrs Henderson aufsuchen. Und genau das werden wir tun«, fügt sie hinzu und hebt die Stimme, um den Protest der beiden gegen die ungerechte Behandlung zu übertönen, »denn ich habe euch zwei nun wahrlich nicht zum ersten Mal beim Rauchen ertappt.«
    Lynne, Phee und ich tauschen ein Grinsen, als wir zu den Mädchentoiletten laufen. Wir bemühen uns, erst zu kichern, nachdem wir außer Hörweite sind.
    »Das werden sie dir heimzahlen, Evie!«, japst Lynne.
    »Mir? Wieso mir?«
    »Ich war doch nur dabei. Du bist diejenige, an der sie sich rächen werden.«
    »Na toll.«
    Phee hakt sich grinsend bei mir unter. »Aber es hat sich echt gelohnt.«
    »Kommt darauf an, wie sie sich rächen«, sage ich reumütig.
    Lynne hakt sich auf meiner anderen Seite unter, und diesmal protestieren meine Rippen nicht. »Hat sich trotzdem gelohnt.«
    Der Gartentisch ist glitschig, und ich rutsche fast aus. Sogar die unebenen Steinplatten der Terrasse sind glatt. Ich bleibe auf dem Weg, denn das Gras ist frostbedeckt, jeder Halm so eisglitzernd, dass meine Spuren bis zum Morgen sicher nicht verschwunden wären.
    Die Berberitze gleicht einer von grün-silbernen Waffen starrenden Rüstkammer. Der Ahornstrauch prunkt mit Weiß auf Rot, an seinen Zweigen hängen winzige Kristalle. Das Baumskelett schimmert in der eiskalten Nachtluft, als wollte es seine Seele dem Himmel darbieten. Die Pflanze darunter, die mit den breiten, unförmigen Blättern – vermutlich ein Unkraut –, sieht aus, als hätte man Spitzenstickereien über Seide gebreitet.
    Der

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