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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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noch mehrere Leute im Raum. Sie lächelte jeden von ihnen an, während sie Kaffee und Tee ausschenkte, aber sie achtete darauf, den Piraten nicht anzusehen, als sie ihm seine Tasse gab. Nur ein kurzer Blick auf seine langen, eleganten braunen Finger, als er ihr die Tasse abnahm, ließ ihr Herz bereits schneller schlagen.
    Die Gespräche im Raum verschmolzen zu einem unverständlichen Hintergrundrauschen. Sie konzentrierte sich darauf, zumindest den Sinn zu erfassen. Jede noch so kleine Information konnte sich als nützlich für ihr Vorhaben erweisen. Der Pirat sprach über Transponder, die Identifizierung von Funkfrequenzen, das Sammeln von Daten, intelligente Labels und Datenschlüssel und Programmzyklen. GPS -Verfolgung, Daten-Streaming, kabellose Modems. Kalter technischer Kram, der sie noch nie interessiert hatte.
    Aber seine Stimme war so tief und vibrierend und sexy. Ihr Nacken prickelte, als würde er ihn mit seinen Händen, mit seinen Lippen, mit seinem warmen Atem streicheln. Es war unglaublich schwer, sich zu konzentrieren. Ihr eigener Name ließ sie aufschrecken, sodass die Tasse, die sie hielt, auf der Untertasse klapperte.
    »… nehme ich an, dass es passt, Raine. Bitte sagen Sie Harriet Bescheid«, erklärte Victor gerade.
    Raine schluckte und stellte die Tasse behutsam neben Victors Ellbogen. »Ihr inwiefern … äh … Bescheid sagen?«
    Ungeduld zeigte sich auf Victors breitem, gut aussehendem Gesicht. »Bitte passen Sie auf! Sie werden Mr Mackey und mich morgen auf eine Tour zu den Renton-Lagerhäusern begleiten. Halten Sie sich ab drei bereit.«
    Sein Gesicht ähnelte von Nahem so sehr dem ihres Vaters, aber es war härter, kantiger. Sein kurzes Haar wirkte überraschend weiß gegen seine olivfarbene Haut.
    Ihr Vater hatte nicht lange genug gelebt, dass sein Haar noch hätte weiß werden können.
    »Ich?«, flüsterte sie.
    »Ist das ein Problem?« Victors Stimme war seidenweich.
    Schnell schüttelte sie den Kopf. »Ah … nein. Selbstverständlich nicht.«
    Victor lächelte, und ein Schauder der Furcht lief ihr über den Rücken. »Ausgezeichnet«, sagte er leise.
    Sie murmelte etwas Zustimmendes und floh, stolperte zwischen den Arbeitsplätzen hindurch bis auf die Damentoilette. Sie versteckte sich in der hintersten Kabine, presste ihr heißes Gesicht gegen die Knie und umfasste ihre Beine, während sie versuchte, das heftige Zittern unter Kontrolle zu bekommen.
    Sie sah das Gesicht ihres Vaters so klar vor sich, als wären nicht schon siebzehn Jahre seit seinem Tod vergangen. So sanft, ein Mann der leisen Töne. Der Gedichte las, ihr Geschichten erzählte. Der ihr wunderschöne Bilder in seinen Monografien über die Kunst der Renaissance zeigte. Der ihr beibrachte, Bäume und Wildblumen zu erkennen. Manchmal besuchte er sie in ihren Träumen, und wenn er das tat, wachte sie auf und vermisste ihn so sehr, dass sie glaubte, ihr Herz würde unter dem Druck wie Glas zersplittern.
    Jetzt krieg dich endlich in den Griff, ermahnte sie sich wütend. Sie sollte feiern und keinen Nervenzusammenbruch auf der Toilette bekommen. Dies war die Chance für die Piratenkönigin zu zeigen, was sie konnte.
    Aber mehr und mehr fühlte sie sich wie das hilflose Wesen in ihrem Traum. Sie schwamm nackt und gefangen in endlosen Kreisen durch ihre durchsichtige begrenzte Welt. Blind gegenüber möglichen Konsequenzen, aber immer verfolgt vom Schatten des nahenden Untergangs.

 
    3
    »Sir? Entschuldigen Sie, ich habe einen Mr Crowe am Apparat, der um Erlaubnis bittet, zur Insel kommen zu dürfen.«
    Victor wandte seinen Blick nicht von den Wellen ab, die den weißen Strand unterhalb der Veranda emporliefen. Er nahm einen Schluck von seinem Whiskey und genoss den rauchigen Geschmack. »Was will er?«
    Die junge Assistentin räusperte sich dezent. »Er sagt, es ginge um das … ähm … Herz der Dunkelheit .«
    Ein zufriedenes Lächeln spielte um Victors Lippen. Das perfekte Ende eines anregenden Tages. Wer hätte gedacht, das Crowe eine poetische Seite hatte? Herz der Dunkelheit , in der Tat. »Sagen Sie ihm, er soll kommen«, befahl Victor.
    »Danke, Sir.« Die junge Frau zog sich leise durch die Glastüren ins Haus zurück.
    Victor nippte an seinem Whiskey und ließ den Blick auf den Silhouetten der windgepeitschten Pinien ruhen, die Stone Island säumten. Es war sein Lieblingshaus, trotz der unpraktischen achtzigminütigen Bootsfahrt durch den Puget Sound, und wehe demjenigen, der dumm genug war, sich ihm uneingeladen

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