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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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blinzelte. Er war immer noch da. Und zwar in einer überwältigenden Art und Weise. Auch der Griff der Schublade drückte sich immer noch unangenehm in ihren Rücken. Er war sehr real und keineswegs im Begriff, sich in eine Rauchwolke aufzulösen. Sie musste sich mit ihm auseinandersetzen.
    »Das ist … unpassend«, sagte sie leise und atemlos. »Ich kenne Sie nicht einmal. Bitte treten Sie einen Schritt zurück und lassen Sie mir etwas Luft zum Atmen.«
    Nur zögernd wich er zurück. »Tut mir leid«, sagte er, und es klang überhaupt nicht entschuldigend. »Ich musste ihn mir einfach einprägen.«
    »Was einprägen?«
    »Ihren Duft«, erwiderte er, als sei das völlig offensichtlich.
    Raine starrte ihn mit offenem Mund an, und ihr war nur allzu bewusst, wie sich ihre Brustwarzen am Stoff ihres BH s rieben, wie die Seide ihrer Bluse über ihre Haut glitt, wenn sie atmete. Ihr Gesicht war heiß, ihre Lippen fühlten sich geschwollen an. Ihre Knie zitterten. Sein Blick schien irgendetwas, das tief in ihrem Innern saß, zu berühren, einen unerforschten, verborgenen Ort, der unter seinem Blick Knospen zu treiben und zu erblühen schien und der verbunden war mit einer schmerzenden, namenlosen Sehnsucht.
    Nein. Diese Sehnsucht war nicht namenlos. Sie war geil, wurde ihr blitzartig klar, und sie schämte sich entsetzlich. Sexuell erregt von einem vollkommen Fremden, mitten in der Personalküche von Lazar Import und Export , und er hatte sie noch nicht einmal berührt. Das war genau der passende Zeitpunkt für ihre schlummernde Erotik, um sich mal wieder zu melden. Ihr Timing war schon immer beschissen gewesen.
    »Ah. Mr Mackey nehme ich an.«
    Beim Klang von Victor Lazars kühler, ironischer Stimme fuhr Raine herum. Er lehnte in der Küchentür und betrachtete die Szene mit seinen silbergrauen Augen, denen kein Detail entging.
    Der Pirat nickte ihm höflich zu. »Mr Lazar. Freut mich, Sie kennenzulernen.« Die Worte und auch der Tonfall waren höflich, aber die raue Sanftheit, die seine Stimme ausgezeichnet hatte, war verschwunden. Sie klang jetzt klar und hart wie Glas.
    Victor lächelte und musterte ihn kühl. »Sie kennen meine Assistentin?«
    »Aus dem Fahrstuhl«, erwiderte der Pirat.
    Victors Blick glitt von ihm zu Raine und blieb drei endlose Sekunden auf ihrem heißen Gesicht liegen. »Ich verstehe«, murmelte er. »Also gut. Da Sie nun hier sind … wollen wir dann? Die anderen warten.«
    »Selbstverständlich.«
    Spannung lag in der Luft. Die beiden Männer betrachteten einander und lächelten beide nichtssagend und undurchdringlich. Normalerweise sprangen alle sofort, wenn Lazar auch nur den leisesten Wunsch äußerte, aber dieser dunkle Fremde folgte seiner eigenen Erdanziehungskraft. Er würde sich nur bewegen, wenn es ihm gefiel und keine Sekunde früher. Raine war gefangen zwischen den beiden und wagte es nicht, einen Schritt zu tun.
    Ein leicht amüsiertes Lächeln glitt über Victors Gesicht. »Hier entlang, Mr Mackey«, sagte er, als wolle er mit einem kleinen Kind scherzen. »Raine, bitte bringen Sie das Frühstück. Wir haben einen Menge zu besprechen.«
    Der Pirat warf ihr einen letzten heißen und genießerischen Blick zu, während er Lazar aus der Küche folgte.
    Nicht rot werden und nicht rumstottern, ermahnte sie sich streng, während sie die silbernen Kannen mit Kaffee und Tee füllte. Nicht über den Teppich stolpern und nicht gegen Türen laufen. Sie musste lernen, spielend mit solchen Situationen fertig zu werden. Und obwohl sie in das Szenario ihrer Mission keine knisternde Affäre eingeplant hatte, war das eigentlich gar keine so schlechte Idee.
    Dieser wunderbare, rebellische Gedanke ließ ihr vor lauter Panik die Knie weich werden. Sie blieb auf dem Flur stehen und beruhigte sich erst einmal, während ihr die Arme zitterten, weil das Tablett so schwer war. Vielleicht konnte sie sich mit einer solchen für sie uncharakteristischen Kühnheit beweisen, dass sie tatsächlich den Mut hatte zu handeln, statt immer nur auf andere zu reagieren. Vielleicht wäre es gut, nicht nur für sie, sondern auch für ihr Vorhaben. Um diese unmögliche Aufgabe zu bewältigen, musste sie ohnehin zu einem völlig anderen Menschen werden. Kühn, furchtlos, skrupellos. Wo konnte sie besser damit anfangen als in ihrem Sexleben? Das musste sowieso mal gründlich überholt werden. Sie setzte ein Geisha-Lächeln auf und stieß mit dem Fuß die Tür zum Konferenzraum auf. Außer Victor und dem Piraten befanden sich

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