Die Nacht Hat Viele Augen -1-
die Wahrheit kenne, bitte …
Ihre Lider flatterten. Dann öffnete sie benommen die Augen. Mühsam sah sie ihn an. Versuchte zu lächeln.
Er sackte über ihr zusammen wie eine Marionette, deren Fäden man durchgeschnitten hatte, und presste sein Gesicht gegen ihre Brust. Sie bewegte die Arme und legte sie um seine Schultern. Kalte Finger strichen über sein Haar. Er versuchte, nicht in Tränen auszubrechen.
Er verwählte sich sechsmal hintereinander. Er hätte unbedingt einen Drink gebraucht, um sich zu beruhigen und seine dicken Finger dazu zu bringen, die richtigen Tasten auf diesem gottverdammten winzigen Telefon zu treffen. Sein Arm schwoll an. Das bockige Miststück hatte ihm einen fiesen Hieb mit der Lampe versetzt. Sie ähnelte Alix viel mehr, als er gedacht hatte.
Gott, was für ein Reinfall. Er hätte den Liebhaber des Mädchens erschießen können. Oder sie als Geisel gegen ihn einsetzen. Er hätte eine Million Dinge tun können, wenn er nur den Verstand und den Mut dazu gehabt hätte.
Schließlich schaffte er es, die richtige Nummer einzutippen, und das Klingeln sandte eine neue Welle der Angst durch seinen Körper. Sein Magen krampfte und brannte. Jemand hob ab. »Ja?«
»Äh … es hat ein Problem gegeben«, stammelte er. »Aber wenn Sie mir nur ein bisschen Zeit geben, bringe ich das wieder in Ordnung …«
»Was ist passiert?« Novaks ausgesprochen sanfte Stimme sandte Schauer über Riggs’ verschwitzten Rücken.
»Ihr … äh … Freund ist dazwischengekommen, und ich …«
»Ich bin sehr enttäuscht, Edward. Ich habe Sie aus künstlerischen Gründen für diesen Job ausgesucht, nicht aus praktischen. Damit der Mörder ihres Vaters die Kleine zu mir bringt … das Dramatische daran hat mir gefallen. Jetzt bedaure ich es, dass ich so theatralisch sein wollte. Ich bedaure es sehr.«
»Nein. Nein, bitte. Ich schwöre, ich habe die Lage unter Kontrolle.«
»Ich hatte gedacht, dass selbst ein so armseliger Versager wie Sie in der Lage wäre, eine derart einfache Aufgabe zu erledigen.«
Riggs kniff die Augen zusammen. »Der Kerl ist plötzlich aus dem Nichts in ihrem Haus aufgetaucht. Es gab keine Möglichkeit, sie dort rauszubekommen, ohne ihn umzubringen, und ich dachte …«
»Fragen Sie mich doch mal, wie sehr es mich interessiert, ob Sie gezwungen sind, jemanden zu töten, Edward. Machen Sie schon, fragen Sie mich.«
»Bitte, lassen Sie es mich noch einmal versuchen«, flehte er. »Ich habe die beiden immer noch auf dem Monitor. Sie rühren sich nicht von der Stelle. Sie sitzen in der Falle. Ich schwöre es bei Gott.«
»Und ihr Liebhaber? Sind Sie dieser Aufgabe gewachsen?«
Riggs versuchte zu schlucken, aber sein Mund war einfach zu trocken. Er dachte an den Tod, der ihn aus diesen glitzernden dunklen Augen angesehen und nur darauf gewartet hatte, dass er eine falsche Bewegung machte. Die Waffe locker in der Hand, leicht in den Knien federnd wie ein trainierter Kämpfer.
Und er … mit brennendem Magen, als lägen glühende Kohlen darin, mit seiner zirrhotischen Leber und völlig vom Glück verlassen. Oh Gott, Erin. Er stieß schwer die Luft aus.
»Der Kerl ist ein Profi«, gestand er. »Entweder töte ich ihn, oder er tötet mich. Es steht fifty-fifty.«
Und das war noch eine hoffnungsvolle Schätzung, dachte er.
Novak schwieg. Eine Minute verging, dann noch eine.
»Folgen Sie ihnen, wenn sie wegfahren«, befahl er schließlich. »Ich geben Ihnen jetzt die Nummer eines Mannes. Sie werden ihn anrufen und Ihre Position durchgeben. Dann treffen Sie sich mit ihm. Sie führen ihn zu dem Mädchen und stehen ihm nicht im Weg rum, sondern lassen ihn seinen Job erledigen. Verstanden?«
»Ja«, murmelte er. »Und … und …«
»Was? Sprechen Sie lauter, Mann.«
»Erin«, sagte er verzweifelt.
»Oh. Der Hammer braucht noch nicht zu fallen. Georg ist ein perfekter Gentleman. Der absolute Traum jeder Jungfrau. Hier ist die Nummer. Hören Sie zu?«
»Ja.« Riggs schrieb die Nummer auf, die Novak ihm diktierte.
»Und, Edward …?«
»Ja?« Er hielt den Atem an und umklammerte das Lenkrad. »Was?«
Novak lachte leise. »Versuchen Sie, sich zu entspannen.«
Riggs’ Arm erschlaffte, das Handy glitt aus seinen steifen Fingern. Er berührte den Arm. Er pochte. Es tat teuflisch weh, aber Schmerz spielte jetzt keine Rolle. Nur Erin war wichtig. Wenn er sie aus seinem zerstörten Leben heraushalten konnte, wäre das völlig ausreichend. Das war alles, was er noch wollte. Während die
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