Die Nacht Hat Viele Augen -1-
einsieht, wäre ich gern bereit, ihr das zu erklären«, bot Novak leise an. »Du weißt, das ist meine ganz besondere Spezialität.«
»Und mir dieses Vergnügen damit versagen?« Victor stieß ein kurzes Lachen aus. »Nein danke, Kurt. Um die Sache kümmere ich mich persönlich.«
»Wenn du deine Meinung noch ändern solltest, lass es mich wissen. Du bist in solchen Dingen sehr viel zimperlicher als ich, aber wir können die Rahmenbedingungen vorher festlegen, wenn du möchtest. Es werden keinerlei Spuren auf ihrem entzückenden Körper zurückbleiben, aber ich garantiere dir, die junge Dame wird sich dir niemals mehr widersetzen.«
Ein widerliches Bild von Belinda Corazons blutbesudeltem weißen Teppich blitzte vor Victors geistigem Auge auf. »Ich werde es mir merken«, sagte er.
»Du weißt, wie gut ich für mein Vergnügen bereit bin zu zahlen, Victor«, fügte Kurt hinzu. »Mir wäre das einiges wert. Vielleicht könnte ich mich sogar dazu überreden lassen, mich von dem Derringer zu trennen, den du im letzten Jahr in San Diego so bewundert hast. Die Mordwaffe von dem berühmten erweiterten Selbstmord von John F. Higgins von 1889, erinnerst du dich? Ich habe zweihunderttausend dafür bezahlt, obwohl er mehr als das Doppelte wert war. Denk drüber nach. Und was die andere Kleinigkeit angeht … du hörst bald von mir.«
Es klickte in der Leitung. Die Verbindung war unterbrochen.
Victor legte das Telefon zur Seite und war erschrocken, dass er tatsächlich Furcht verspürte. Kalter Schweiß, er zitterte, sein Magen zog sich zusammen, alles auf einmal. Er hatte das Gefühl fast vergessen, es war so lange her.
Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal jemanden gefürchtet hatte. Es alarmierte ihn, dass er sich tatsächlich Sorgen um das Mädchen machte. Selbst ein wenig mit Novak zu spielen, war die eine Sache. Er war ein enttäuschter, verbitterter alter Mann, der nichts zu verlieren hatte, gelangweilt von seinem Leben und seinem Reichtum. Aber seine Nichte der tödlichen Aufmerksamkeit von Novak auszuliefern, war etwas ganz anderes. Schön und gut, darüber nachzudenken, dass sie härter und mutiger werden musste, aber sie war noch lange nicht bereit, es mit einem so bösartigen Gegner aufzunehmen.
Die Tatsache, dass Mackey derart begeistert von dem Mädchen war, beruhigte ihn auf seltsame Art. Er stellte ein wunderbares Bollwerk für sie dar, sobald seine primitiven maskulinen Instinkte angesprochen wurden. Und genau das war geschehen.
Lautstarker Sex auf dem Rücksitz eines Sportwagens also. In einer Wohngegend. Er musste unwillkürlich lächeln.
Böses kleines Luder. Sie machte sich wirklich gut.
»Sieh an, wer sich doch noch entschlossen hat, uns mit ihrer erhabenen Anwesenheit zu beehren.« Harriet kam auf Raines Arbeitsplatz zumarschiert, ihre Absätze klickten in einem harten Stakkato.
Raine legte ihre Handtasche auf den Schreibtisch und warf einen Blick auf ihre Uhr. Sie war eine Stunde zu spät, aber nach allem, was sie erlebt hatte, fehlte ihr einfach die Energie, sich deswegen aufzuregen. »Guten Morgen, Harriet.«
Stefanias Kopf erschien über Harriets Schulter. »Seht mal her, Jungs und Mädchen«, sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln. »Ich hoffe, Sie hatten einen entspannten Nachmittag, während wir Ihre Arbeit erledigt haben.«
Raine drehte sich zu ihnen um, während sie ihren Mantel aufknöpfte. Sie spürte, dass sie sich noch vor zwei Tagen in einer solchen Situation am liebsten übergeben hätte. Jetzt wirkten die beiden Frauen wie zwei lästige Mücken auf sie, die irgendwo in der Gegend herumsurrten. Ärgerlich, aber unbedeutend.
»Haben die Damen ein Problem?«, erkundigte sie sich ruhig.
Harriet blinzelte. »Sie sind zu spät.«
»Ja«, stimmte Raine ihr zu. »Es war unvermeidlich.«
Harriet fand schnell ihre Fassung wieder. »An irgendwelchen Entschuldigungen bin ich nicht interessiert, Raine. Mich interessieren …«
»Ergebnisse, ja. Vielen Dank, Harriet, das haben Sie mir schon ein paarmal erklärt. Wenn das dann alles ist? Ich wäre weitaus produktiver, wenn Sie mich jetzt einfach arbeiten lassen würden.«
Harriets Gesicht verdüsterte sich. »Vielleicht denken Sie, Sie seien jetzt etwas Besonderes, da Sie offensichtlich eine private Beziehung zu Mr Lazar unterhalten, aber Sie sollten sich dessen bewusst sein, dass …«
»Ich denke nichts dergleichen«, erwiderte Raine müde. »Ich habe nur einfach keine Lust, mich herumschubsen zu
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