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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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war langweilig, aber an diesem Punkt war es Maßlosigkeit in der Regel auch.
    Kurz flackerte ein unangenehmes Gefühl in ihm auf, weil er so kalt und abrupt mit Mara umgesprungen war. Sie hatte ihr Bestes getan, und die Situation war nicht ihre Schuld. In jedem Fall wurde sie gut dafür bezahlt, dass man ihre Gefühle verletzte. Er schob den Gedanken beiseite, goss sich ein Glas Whiskey ein und nippte daran, während er auf die trostlose Schönheit des Mondes starrte, die sich im Wasser spiegelte.
    Er wusste, was nun geschehen würde. Die Kälte würde immer schmerzhafter werden. Der Schmerz würde sich ausbreiten und ihn aufbrechen, bis er in den Abgrund seiner inneren Leere starrte. In Nächten wie dieser war der Mond ein kaltes, unfreundliches Auge, dem nichts entging, das alles erinnerte und nichts verzieh. Manchmal war er versucht, Medikamente gegen den Schmerz und die Leere zu nehmen, aber er zog selbst heftiges Unbehagen dem Nebel von Drogen oder Alkohol vor. Heute Nacht brauchte er nicht einmal zu versuchen einzuschlafen. Wenn er in dieser Stimmung war, wurde er mit Sicherheit von einem Traum heimgesucht. Er fragte sich, ob Raine die Gabe der Lazars, zu träumen, geerbt hatte.
    Es war ein äußerst unangenehmes Geburtsrecht für einen Mann wie ihn.
    Er brauchte irgendetwas anderes, was ihn unterhielt und ablenkte, wenn Sex dazu nicht mehr in der Lage war. Seit der verdammten Cahill-Affäre hatte er ein langweilig gutes Benehmen an den Tag gelegt, und dieser Mangel an jeglicher illegaler Aktivität kotzte ihn an. Vielleicht war es Zeit, sich wieder dem Sammeln zuzuwenden. Nicht die Schätze, die er unten in seinem Gewölbe hortete – obwohl viele von ihnen unbezahlbar waren. Sein eigentliches Hobby bestand darin, Menschen zu sammeln.
    Er hatte schon immer eine Begabung besessen, die Schwächen von Leuten herauszufinden und auszunutzen. Die gestohlenen Mordwaffen waren nur eine neue Variation des alten Themas, um Leute durch gemeinsame Geheimnisse und ein schlechtes Gewissen an sich zu binden. Er liebte die Macht, das Gefühl der Kontrolle.
    Seine Sammlung war groß und äußerst vielgestaltig, aber in letzter Zeit hatte er das Interesse daran verloren, Prominente oder andere Stützen der Gesellschaft zu sammeln. Seit einiger Zeit nun spielte er mit dem Gedanken, gefährlichere, unberechenbarere Kreaturen für seinen privaten Zoo zu sammeln. Man könnte sie Exoten nennen. Die Geheimnisse dieser Menschen waren hässlicher und gefährlicher. Sie ähnelten viel mehr seinen eigenen.
    Aus diesem Grund hatte er sich mit Kurt Novak eingelassen. Novak war das exotischste Wesen, das er jemals versucht hatte, seiner Sammlung einzuverleiben. Es war ein Gefühl, als würde er eine Giftschlange am Schwanz herumwirbeln – man musste immer in Bewegung bleiben. Sobald er ihn aber besaß, würde Victor ein noch größeres Druckmittel gegen Kurts mächtigen Vater Pavel Novak haben. Er war Ungar und einer der wohlhabendsten und einflussreichsten Bosse der expandierenden osteuropäischen Mafia. Das war eine Trophäe, der man einfach nicht widerstehen konnte. Sie bot unendliche Möglichkeiten, sich zu unterhalten und Profit daraus zu schlagen.
    Sein letzter Versuch war durch Jesse Cahills unpassende Einmischung fehlgeschlagen. Novak war außer sich gewesen. Den Undercover-Agenten in eine Falle zu locken und zu ermorden, hatte ihn nur knapp wieder besänftigt.
    Victor hatte die Notwendigkeit von Cahills Tod aufrichtig bedauert. Mord war nicht nach seinem Geschmack, und Cahill war ein netter junger Mann gewesen, aber er hatte gewusst, mit wem er sich einließ. Er hatte gewürfelt und verloren. Victor war froh, dass er bei Cahills Exekution nicht hatte anwesend sein müssen. Novaks Geschmack in dieser Hinsicht war eher seltsam, um es vorsichtig auszudrücken.
    Trotzdem hatte er es in seinen Träumen gesehen. Leider.
    Um das neue Spiel zu beginnen, hatte er sich auf einen seiner Träume verlassen müssen. Er tat das selten, denn seine verblüffende Gabe konnte ihn auch jederzeit betrügen. Darin lag das Risiko – und der Reiz. Hungrig griff er in Gedanken nach dieser Idee, die ihm sofort Erleichterung von seinem Schmerz und von der Leere verschaffte. Seit Monaten hatte er diesen Plan sorgfältig entwickelt, seit der Corazon-Traum begonnen hatte.
    Er zündete sich eine Zigarette an und griff nach dem Telefon.
    Die verschlüsselte Verbindung wurde nach dem vierten Klingeln mit einem Klicken durchgeschaltet. »Hallo Victor. Ich bin

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