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Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Die Nacht Hat Viele Augen -1-

Titel: Die Nacht Hat Viele Augen -1- Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Mckenna
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eingeschüchtert, und das schien ihm zu gefallen.
    Ärger flammte in ihr auf. Ohne ein Wort zu sagen, war es dem Bastard gelungen, dass sie sich wie ein Opfer fühlte. »Entschuldigen Sie bitte«, murmelte sie und wich zurück.
    »Warten Sie bitte. Kennen wir uns?« Seine Stimme war freundlich, der leichte europäische Akzent aber nicht genau einzuordnen.
    Sie schüttelte den Kopf, ohne sich von der Stelle zu rühren. »Ich glaube nicht.«
    Idiotin, schalt sie sich wütend. Sie hatte ihm gerade einen Anknüpfungspunkt geliefert und dabei unsicher und verletzbar geklungen. Piep, piep, piep, sagte das kleine flauschige Küken, während die Schlange langsam ihr Maul öffnete.
    »Sie arbeiten für Lazar Import und Export , nicht wahr?«
    Auch das versetzte ihr einen unangenehmen Schreck. Er wusste bereits zu viel. »Ja«, erwiderte sie und wich noch weiter zurück.
    Er folgte ihr unbeeindruckt. »Das erklärt es. Ich habe mit Ihrem Chef in der Vergangenheit schon Geschäfte gemacht. Sicher habe ich Sie dort gesehen. Partys auf der Insel. Oder Meetings, Empfänge.« Er grinste. Seine Zähne waren weiß und gerade. Unnatürlich perfekt. Wie bei einer Comicfigur.
    »Ich arbeite erst seit ein paar Wochen für Lazar«, entgegnete sie. »Ich habe noch nie an irgendeiner Veranstaltung teilgenommen.«
    »Ich verstehe«, murmelte er. »Wie seltsam. Ich könnte wetten, dass ich Sie schon gesehen habe. Darf ich Sie zum Frühstück einladen?«
    »Danke, nein. Ich muss in ein paar Minuten ein Schiff bekommen.«
    »Nach Stone Island, nehme ich an«, sagte er. »Erlauben Sie mir, Sie in meinem Boot hinzubringen. Das wird viel schneller gehen. Auf diese Weise kann ich Victor einen Gefallen tun und habe gleichzeitig das Vergnügen, mit Ihnen zu frühstücken.«
    Eigentlich war sie darauf programmiert, höflich zu lächeln und irgendeine Entschuldigung zu stammeln. Doch sie holte einmal tief Luft und stoppte das Programm. »Nein«, sagte sie.
    »Dürfte ich Sie ein anderes Mal wiedersehen?«
    »Nein«, erwiderte sie hartnäckig.
    Er nahm seine Sonnenbrille ab. Seine Augen hatten eine dunkle rötliche Aura, sodass die grüne Iris besonders intensiv wirkte. »Vergeben Sie mir, wenn ich Sie in Verlegenheit gebracht habe«, sagte er. »Ich bin oft einfach zu dreist, wenn ich etwas sehe, was ich haben möchte. Ich nehme an, Sie sind nicht … frei?«
    »So ist es«, erwiderte sie. »Ich bin nicht frei.« Sie war nicht mehr frei gewesen seit dem ersten atemlosen Moment, in dem Seth sie mit seinen hungrigen Augen im Fahrstuhl angesehen hatte. Es war erst zwei Tage her, und es fühlte sich an wie eine Ewigkeit.
    Und für diesen Mann, der da vor ihr stand, würde sie niemals frei sein. Unter keinen Umständen. Nicht in diesem Leben oder im nächsten.
    »Ich bin untröstlich«, sagte er leise.
    Raine lächelte, bevor sie den Automatismus ihrer Muskeln unterdrücken konnte. Der Katamaran kam. Sie warf einen Blick hinüber und zählte die Sekunden, bis sie der Nähe dieses Mannes entkommen konnte.
    »Würden Sie wohl so freundlich sein, Ihrem Chef eine Nachricht zu übermitteln?«
    »Selbstverständlich«, sagte sie höflich.
    Er ließ seinen Blick an ihr entlanggleiten, vom Kopf bis zu den Füßen und langsam wieder zurück. »Sagen Sie ihm, dass sich das Eröffnungsangebot gerade verdoppelt hat. Genau mit diesen Worten.«
    Sie fühlte sich wie ein Tier, das im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Wagens erstarrte. »Darf ich ihm sagen, von wem die Nachricht stammt?«, erkundigte sie sich schwach.
    Er streckte die Hand aus und berührte ihr Gesicht. Sie schnappte nach Luft, zuckte zurück und starrte auf seine ausgestreckte Hand. Das letzte Glied seines Zeigefingers fehlte. Er hatte sie mit dem vernarbten Stumpf berührt.
    »Er wird es wissen«, sagte der Mann sanft. »Verlassen Sie sich drauf.«
    In seinen grünen Augen glitzerte es wie uraltes Gletschereis. Er schenkte ihr ein kaltes, unergründliches und unnahbares Lächeln und ging davon. Wie angewurzelt stand sie da und starrte ihm nach.
    Wenn sie Seths Telefonnummer gewusst hätte, wäre sie losgelaufen, hätte sich ein Handy gekauft und ihn angerufen. Schon seine raue Stimme zu hören, hätte ihr ein besseres Gefühl gegeben. Selbst wenn er sie erneut angeschrien hätte, es wäre beruhigend gewesen. Aber sie war ganz allein.
    Der Lärm der Menschen, die den Katamaran verließen, holte sie zurück in die Wirklichkeit. Schnell lief sie zum Anleger, um an Bord zu gehen. Warum konnte ein

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