Die Nacht, in der er zurueckkehrte
jedem klar, dass sie in Wirklichkeit nur dir gehört. Du kümmerst dich seit Jahren ganz allein darum. Du bist diejenige, die geblieben ist, während alle anderen sich aus dem Staub gemacht haben. Und Cisco ist der Schlimmste. Was ist er denn anders als ein Herumtreiber, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick?“
Sinngemäß hatte sie vor ein paar Stunden dasselbe zu Cisco gesagt. Doch nun musste sie ihre Fingernägel in die Handfläche graben, um sich davon abzuhalten, ihn zu verteidigen. „Cisco würde mir nie etwas antun, Trace. Wir sind doch wie Geschwister zusammen aufgewachsen.“
Er streckte die Hand aus, als wolle er ihre Wange streicheln, doch er schob ihr nur eine lose Strähne hinters Ohr. „Du bist überzeugt, ihn zu kennen, das verstehe und respektiere ich. Aber irgendwas stimmt nicht mit ihm.“
Sie runzelte die Stirn. „Was meinst du denn damit?“
„Ich habe die letzten zwei Tage versucht, irgendwas über ihn herauszufinden. Ich würde zu gern wissen, was er all die Jahre in Südamerika gemacht hat.“
Sie starrte ihn an. „Du hast überprüft, ob er vorbestraft ist?“
„Ich habe nur ein paar Leute angerufen. Das hier ist mein Bezirk, Easton. Del Norte taucht aus heiterem Himmel hier auf, mit einem Baby, das anscheinend nicht sein eigenes ist. Da muss ich doch sicherstellen, dass alles mit rechten Dingen zugeht, und vor allem, dass er dich nicht in Schwierigkeiten bringt.“
Das hatte Cisco bereits getan. Sie schloss kurz die Augen in der Erinnerung an den nächtlichen Kuss in der Küche. Als sie die Augen wieder aufmachte, ruhte der besorgte Blick von Trace Bowman auf ihr. „Und? Hast du etwas herausgefunden?“, fragte sie.
„Sehr wenig, und das macht mir mehr zu schaffen, als wenn er ein langes Strafregister vorzuweisen hätte. Der Mann ist praktisch nicht vorhanden, Easton. Es gibt kaum eine Spur von ihm, und das erscheint mir sehr verdächtig.“
Er zögerte kurz, bevor er wieder ihre Hand ergriff. „Ich habe berechtigte Zweifel, dass er in Südamerika einer legalen Beschäftigung nachgeht.“
Schon lange hatte sie befürchtet, irgendwann von der Polizei Verdächtigungen zu hören, die ihre eigenen Vorurteile bestätigten. „Anscheinend gibt es aber keine Beweise für kriminelle Aktivitäten.“
„Nein, wie gesagt, sämtliche Spuren sind verwischt. Jedenfalls wird es dadurch für mich nicht einfacher, dass er hier ist.“
Log Cisco, was Belles Herkunft anbetraf? War das Kind vielleicht Teil eines niederträchtigen Plans? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Niemals würde Cisco Kindern etwas Böses antun oder mit ihnen Geschäfte machen. „Ich kenne ihn nicht mehr, Trace, das muss ich zugeben. Aber er würde mich nie verletzen, so viel weiß ich mit Bestimmtheit. Wie gesagt, das Baby wird bald abgeholt, Cisco wird abreisen, und ich nehme mein gewohntes Leben wieder auf.“
„Bis er wiederkommt und alles von Neuem durcheinanderbringt.“
Wenn sie sich vorstellte, dass sie Jahre darauf warten müsste, ihn wiederzusehen, spürte sie einen Kloß im Magen. „So wird es wohl sein.“
„Es sei denn, bei der nächsten Messerstecherei kommt er nicht lebend davon.“
„Sag doch so was nicht“, flüsterte sie entsetzt. „Das ist ja schrecklich.“
Trace musterte sie lange und forschend, und für eine Weile hörte man nur das Summen der Bienen um Jos Staudenbeet und den Wind, der durch die Zweige blies. Dann stieß er einen tiefen Seufzer aus. „Er ist es, stimmt’s?“
Sie gab sich keine Mühe, so zu tun, als hätte sie nicht verstanden, was er meinte. „Ich will es nicht, aber ich kann nichts dagegen machen“, erwiderte sie traurig und ließ sich auf Jos Lieblingsbank sinken.
Er setzte sich neben sie und streckte die langen Beine aus. „Gefühle kann man eben nicht erzwingen.“
Zu ihrer großen Erleichterung wirkte er nicht gekränkt, sondern in seiner Miene lag eher ein Bedauern. „Ich mag dich sehr gern, Easton“, fuhr er fort. „Und mit ein wenig Anstrengung von beiden Seiten könnte aus uns sicher ein passables Paar werden.“
„Das denke ich auch, und ich wünsche es mir sehr.“
„Da gibt es allerdings etwas anderes, das stärker ist, und deshalb kann es nicht gelingen. Du hängst einfach zu sehr an ihm, und daran wird sich vermutlich nichts ändern.“
Darauf hoffte sie aber dringend. Sie war es leid, einsam und allein zu sein. „Es tut mir sehr leid“, murmelte sie.
Sie saßen so dicht nebeneinander, dass sie spürte, wie er die
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